"Treibt das Land in die Kapitulation" – So reagiert Kiew auf den Trumps Friedensplan

Selenskyj will plötzlich Wahlen trotz Krieg und Trump legt einen radikalen Friedensplan vor, der in Kiew für Empörung sorgt. Was steckt wirklich hinter diesem politischen Schlagabtausch zwischen den USA und der Ukraine – und kann daraus tatsächlich Frieden entstehen?

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Die Ukraine steht aktuell im Zentrum internationaler Diskussionen: Der frühere US-Präsident Donald Trump will den Krieg offenbar mit einem umfangreichen 28-Punkte-Plan beenden. Pikant: Einige Punkte würden für Kiew massive Zugeständnisse bedeuten. Gleichzeitig schlägt Präsident Selenskyj ein Manöver vor, das seinem Image in westlichen Medien neuen Auftrieb gibt – nämlich die Bereitschaft, Wahlen im Land abzuhalten, trotz massiver Sicherheitsbedenken.

Trumps Friedensplan: Ein Rezept für Kapitulation?

Was steckt eigentlich im viel diskutierten Trump-Friedensplan? Laut Medien sieht das Konzept unter anderem vor, dass Russland die Kontrolle über die gesamte Krim und den Donbass sowie jeweils Teile von Saporischschja und Cherson entlang der aktuellen Front erhält. Für die Ukraine bedeutet das: weitgehende Gebietsverluste. Weiter würde die Armee der Ukraine auf maximal 600.000 Soldaten begrenzt, und der Wunsch nach einem NATO-Beitritt müsste aufgegeben werden. Als Gegenleistung gäbe es „Sicherheitsgarantien“ nach Vorbild der gemeinsamen NATO-Verteidigung.

Technisch stand der ukrainische Sicherheitsrat unter Leitung von Rustem Umerow zwar im Austausch mit Trump-Beratern, die Initiative kam jedoch klar aus Washington. Kiew wurde nach Informationen der New York Times lediglich über den Plan informiert, an der Ausarbeitung sei man „nicht wirklich beteiligt“ gewesen.

Die Reaktionen aus der Ukraine sind zurückhaltend bis empört. Präsident Selenskyj lobt zwar amerikanische Friedensbemühungen, stellt aber klar:

„Unser Land, unser Leben, unsere Unabhängigkeit, und unsere Einheit dürfen nicht zur Disposition stehen.“

Ähnlich deutlich äußert sich Sicherheitsrat-Chef Umerow, der auf die Wichtigkeit von Souveränität und einer „gerechten“ Lösung pocht.

Kritik, Skepsis und politische Ränkespiele: Die Ukraine gibt Kontra

In Kiew selbst sorgt der Plan für harsche Ablehnung. Regierungsnahe Quellen sprechen laut ukrainischen Medien offen von „untragbaren Bedingungen“. Nicht nur die nationale Unabhängigkeit sei bedroht, auch das Selbstbild der Ukraine als demokratischer Staat wird durch Trumps Ideen infrage gestellt. Eine Analyse im Kyiv Post spricht gar davon, dass der Plan das Land „in die Kapitulation treiben“ würde, während andere Stimmen den „hohen Preis“ für zweifelhafte Sicherheitszusagen betonen.

Besonders umstritten: Die Idee, Russisch zur offiziellen Amtssprache zu machen – für viele eine direkte Einladung zu weiterer Einflussnahme Moskaus. Auch für die ukrainische Bevölkerung gibt es keine Alternative zum vollständigen Schutz der nationalen Interessen, wie aktuelle Umfragen bestätigen.

Doch auch auf internationalem Parkett rumort es: Im Gespräch mit europäischen Führern wie Merz, Macron und Starmer betont Trump zwar die Offenheit des Austauschs, besteht aber auf baldigen Wahlen in der Ukraine. Die europäischen Partner schlagen dagegen einen Gipfel und weitere Beratungen samt Selenskyj-Beteiligung vor.

Selenskyjs kluger Schachzug: Wahlen unter Kriegsrecht?

Donald Trump kritisiert den ukrainischen Präsidenten scharf dafür, dass seit Kriegsbeginn keine Wahlen stattgefunden hätten – und rückt damit an Selenskyjs demokratischer Legitimation. Darauf reagiert der Präsident prompt mit einer politischen Finte: Er zeigt sich „grundsätzlich bereit“, innerhalb von 60 bis 90 Tagen sowohl Präsidentschafts- als auch Parlamentswahlen zu ermöglichen. Dennoch stellt Selenskyj klar, dass die Sicherheit des Landes an erster Stelle steht und fordert das Parlament auf, daran anschließend entsprechende Gesetze für Wahlen trotz Kriegsrecht vorzubereiten.

Dahinter steckt Taktik: Der ukrainische Präsident möchte sich nicht als Autokrat abstempeln lassen. Gleichzeitig signalisiert er den westlichen Partnern, dass demokratische Prinzipien weiterhin gelten – verbunden mit der Forderung nach mehr Sicherheitsunterstützung. Und: Auch das Vertrauen der eigenen Bevölkerung, das nach Korruptionsskandalen geschwächt ist, soll so gestärkt werden. Jüngste Umfragen des Instituts SOCIS zeigen: Knapp 60,5 Prozent der Ukrainer würden Wahlen lieber erst nach einem Waffenstillstand sehen – aus Sicherheitsgründen.

Ein zweites Ziel: Der außenpolitische Druck der USA soll gekontert werden. Durch die Wahlankündigung steht nicht mehr er im Fokus der Kritik, sondern die Partner im Westen müssen liefern. Ohne „sichere Voraussetzungen“ könne keine Wahl durchgeführt werden, so die offizielle Lesart aus Kiew.

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