Donald Trump und Wladimir Putin haben eine Geschichte sorgfältig formulierter Diplomatie, die weltweit Neugier wie auch Kritik hervorrief. Trump balancierte jahrelang auf einem schmalen Grat, lobte gelegentlich den russischen Präsidenten, während er es vermied, Moskaus Handlungen direkt zu verurteilen.
Doch nun scheint dieses lange aufrechterhaltene Gleichgewicht zu kippen. Nach Monaten, in denen er das Wort vermied, hat der US-Präsident Russland in seinem Krieg gegen die Ukraine als „Aggressor“ beschrieben. Das Timing ist bemerkenswert: mitten in gescheiterten diplomatischen Bemühungen, schwankenden Allianzen und wachsendem internationalen Druck. Trumps neue Haltung könnte die Erzählung neu prägen – zumindest aus Washingtons Perspektive.
Trump bezeichnet Russland als „Aggressor“ im Ukraine-Konflikt
Während einer Pressekonferenz am 14. September erklärte Präsident Trump:
„8.000 Soldaten sind diese Woche gestorben, aus beiden Ländern. Etwas mehr aus Russland, aber wenn man der Aggressor ist, verliert man mehr.“
Wie Politico berichtete, ist dies das erste Mal, dass Trump öffentlich Russland als den Auslöser des Krieges gegen die Ukraine anerkennt. Die Erklärung folgt auf Monate des Widerstands, in denen Trump internationale Resolutionen ablehnte, die Russlands Handlungen verurteilten.
Anfang dieses Jahres stimmte Trumps Administration gemeinsam mit Russland und Nordkorea gegen eine Resolution der Vereinten Nationen, die die territoriale Integrität der Ukraine unterstützte. Er wies auch eine G7-Erklärung zurück, die Russland als Aggressor bezeichnete, und sagte im April umstritten:
„Man beginnt keinen Krieg gegen jemanden, der 20-mal so groß ist, und hofft dann, dass einem die Leute ein paar Raketen geben.“
Im Sommer jedoch schien sich Trumps Haltung zu verändern. Seine Bemühungen, Friedensgespräche zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu vermitteln, sind ins Stocken geraten, was ihn zu einem schärferen Ton veranlasste. Trump fügte hinzu:
„Ich habe sieben Kriege gestoppt, und ich dachte, dieser hier würde für mich leicht sein, aber er hat sich als schwierig erwiesen.“
Die Regierung sieht sich nun wachsender Forderungen nach strengeren Sanktionen gegen Russland gegenüber. Trump machte jedoch deutlich, dass jeglicher solcher Schritt der USA von den europäischen Verbündeten abhänge. Er sagte:
„Sie kaufen immer noch Öl aus Russland. Und die Sanktionen, die sie verhängen, sind nicht hart genug.“
Russland reagiert: Wirtschaftliche Stabilität und militärischer Fortschritt
Das Kreml ließ Trumps Äußerungen nicht unbeantwortet. Wie Reuters berichtete, wiesen russische Beamte Trumps Beschreibung des Landes als „Papiertiger“ zurück. Sie beharrten darauf, dass ihre Militärkampagne in der Ukraine andauere und zielgerichtet sei.
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow äußerte sich zu den Kommentaren und sagte:
„Natürlich hat Präsident Trump Selenskyjs Version der Ereignisse gehört. Und offenbar ist diese Version derzeit der Grund für die Einschätzung, die wir gehört haben.“
Im selben Interview mit RBC Radio fügte er hinzu, dass Russland „sehr vorsichtig voranschreite, um Verluste zu minimieren“ und dabei sein „offensives Potenzial“ aufrechterhalte.
Peskow widersprach auch Trumps Metapher und sagte, sie seien ein „Bär“ und ergänzte:
„Es gibt keinen Papierbären.“
Er betonte, dass Russland trotz laufender Sanktionen und wirtschaftlicher Gegenwinde „seine Widerstandsfähigkeit“ und „makroökonomische Stabilität“ bewahre. Zwar räumte er „bestimmte Spannungen und Problemfelder“ ein, beharrte jedoch darauf, dass diese Teil einer beherrschbaren wirtschaftlichen Landschaft seien.
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Verwendete Quelle:
Politico: Trump finally calls Russia the 'aggressor' in war on Ukraine
Reuters: Russia says it's advancing in Ukraine and its economy is stable, after Trump calls it 'paper tiger'
Aus dem Englischen übersetzt von Ohmymag