Matthäus rüffelt Nagelsmann wegen Sané Was steckt dahinter

Die Debatte um Leroy Sané kocht wieder hoch: Lothar Matthäus kritisiert die öffentliche Ansage von Bundestrainer Julian Nagelsmann vor den anstehenden Länderspielen. Was steckt hinter dem Streit um Tonlage und Kaderpolitik?

Matthäus rüffelt Nagelsmann wegen Sané Was steckt dahinter
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Matthäus rüffelt Nagelsmann wegen Sané Was steckt dahinter
Das sind alle bisherigen DFB-Bundestrainer

Große Worte kurz vor dem Pflichttermin: In der Woche vor den nächsten Partien der Nationalmannschaft von Deutschland hat Rekordnationalspieler Lothar Matthäus deutliche Kritik an Julian Nagelsmann geäußert. Anlass ist der Umgang des Bundestrainers mit Leroy Sané. Nagelsmann hatte den Offensivspieler zurück in den Kader geholt und zugleich öffentlich betont, Sané werde unter seiner Führung nicht mehr „unzählige“ Chancen bekommen. Für Matthäus ist diese Art Ansage „überflüssig“ – so berichten es die Bild und die dpa. Sein Punkt: Solche Botschaften gehören intern besprochen, nicht auf die große Bühne.

Was stört Matthäus konkret?

Matthäus moniert, dass ein öffentlicher Warnschuss an Sané unnötige Diskussionen im Team nach sich ziehen könne. Der Rekordnationalspieler sieht die Gefahr, dass eine Debatte über Hierarchien und Vertrauen losgetreten wird, bevor überhaupt angepfiffen ist. Stattdessen solle Nagelsmann das Gespräch mit Sané hinter verschlossenen Türen suchen. Der 63-Jährige spricht von zu vielen „Baustellen“, die der Bundestrainer sich selbst aufmache: Wenn die Außendarstellung ständig neue Nebenthemen setze, leide der Fokus auf das Sportliche.

Im gleichen Atemzug fällt ein weiterer Reizpunkt: die Nichtnominierung von Angelo Stiller. Der Mittelfeldspieler des VfB Stuttgart wurde diesmal nicht berücksichtigt, was ebenfalls Fragen an die Auswahlkriterien aufwirft. Für Matthäus ist es ein Beispiel dafür, wie eine Mischung aus Personalentscheidungen und öffentlicher Kommunikation eine größere Welle schlagen kann, als nötig. Und mal ehrlich: Braucht ein Kader, der kurz vor wichtigen Spielen steht, wirklich zusätzliche Schlagzeilen?

Nagelsmanns Kurs und die Termine im Blick

Nagelsmanns Linie in der Causa Sané ist klar formuliert: Der Spieler wisse, was gefordert sei, und erhalte nicht mehr „sehr zahlreiche“ Gelegenheiten auf dem Niveau der Nationalmannschaft. Diese Haltung kam laut Berichten von Bild und dpa zeitgleich mit der Nominierung. Viele lesen darin einen Leistungsappell – allerdings öffentlich vorgetragen. t-online verweist darauf, dass die nächsten Aufgaben unmittelbar bevorstehen: Am Freitag steht die WM-Qualifikation in Luxemburg an, Anstoß ist um 20.45 Uhr. Am Montag folgt in Leipzig das Duell mit der Slowakei, ebenfalls um 20.45 Uhr. Beide Partien begleitet t-online im Live-Ticker.

Die Terminlage macht die Debatte heikel. Kurz vor Pflichtspielen sind klare Rollen und Ruhe im Umfeld begehrt. Matthäus fordert deshalb, Nagelsmann solle bestimmte Punkte überdenken, auf seine Berater hören und offen für Ratschläge bleiben. Er wirkt dabei nicht als Lautsprecher, sondern als Mahner, der auf Erfahrung setzt. Seine zentrale Botschaft: Stärke nach innen, Souveränität nach außen. Klingt simpel, ist aber in der Praxis knifflig – gerade wenn ein Ausnahmekönner wie Sané im Mittelpunkt steht.

Und Sané selbst? Der Offensivspieler bekommt mit der Rückkehr in den Kader eine Bühne, auf der er Leistung sofort bestätigen kann. Die Erwartungshaltung ist gesetzt, die Schlagzahl hoch. Kann er die geforderte Konstanz zeigen, wird die Debatte schnell abebben. Wenn nicht, droht das Thema an Fahrt aufzunehmen – genau das, wovor Matthäus warnt.

Teamklima, Auswahl und das große Ganze

Die Personalie Stiller fügt sich in das größere Bild: Auswahlpolitik ist nie nur eine Liste von Namen, sondern ein Signal an die Kabine. Wer bleibt draußen, wer rückt nach, wie wird das kommuniziert? Matthäus’ Kritik zielt auf diese Wechselwirkung. Ein öffentlicher Hinweis in Richtung Sané kann als Weckruf gelesen werden – oder als Misstrauensbeleg. Welche Lesart dominiert, entscheidet am Ende oft das Ergebnis auf dem Platz.

Für Nagelsmann geht es damit um Balance. Er möchte ein Leistungsprinzip etablieren und klare Erwartungen formulieren. Gleichzeitig muss er vermeiden, dass solche Botschaften Nebenkriegsschauplätze eröffnen. Die Forderung des Rekordnationalspielers, unnötige Themen zu vermeiden, ist da fast schon klassische Kabinenweisheit. Ob sie verfängt, zeigen die 90 Minuten in Luxemburg und Leipzig. Denn nichts beruhigt eine aufgeheizte Debatte so sehr wie Punkte, Tore und ein stimmiges Auftreten des DFB-Teams.

Bleibt die Frage: Ist ein öffentlicher Appell an einen Schlüsselspieler Mittel zum Zweck oder ein Risiko für das Miteinander? Die Antwort liefert nicht die Pressekonferenz, sondern die Leistung in den nächsten 180 Minuten. Bis dahin gilt: weniger Lärm, mehr Lösungen.

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Verwendete Quelle:

Matthäus kritisiert Nagelsmann nach Nominierung von DFB-Star: "Halte ich für überflüssig"

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