Vom Brand zur Wiedergeburt: Die unglaubliche Geschichte des Reichstags

Jedes Jahr bewundern Tausende von Besuchern das Panorama über Berlin von der gläsernen Kuppel des Reichstags aus. Dieses Bauwerk, eines der meistbesuchten in Deutschland, zeugt von den großen Brüchen der deutschen Geschichte.

Vom Brand zur Wiedergeburt: Die unglaubliche Geschichte des Reichstags
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Vom Brand zur Wiedergeburt: Die unglaubliche Geschichte des Reichstags
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Im Herzen Berlins erbaut, ist der Reichstag nicht nur ein architektonisches Juwel: Er war direkter Zeuge der bedeutenden Umwälzungen, die das moderne Deutschland geprägt haben. Von der Ausrufung des Kaiserreichs über die Ruinen des Zweiten Weltkriegs, vom Kalten Krieg bis zur Wiedervereinigung – sein Schicksal spiegelt das eines Landes wider, das nach Demokratie und Einheit strebt.

Warum ist der Reichstag wichtig?

Als Wahrzeichen Berlins hat der Reichstag eine politische, historische und symbolische Bedeutung. Er ist Sitz des Bundestages, des deutschen Parlaments. Erbaut Ende des 19. Jahrhunderts, erlebte der Reichstag mehrere Epochen der deutschen Geschichte: das Deutsche Kaiserreich, die Weimarer Republik, das Dritte Reich, den Kalten Krieg...
Er stand im Zentrum bedeutender Ereignisse wie dem Brand vom 27. Februar 1933, der Einnahme Berlins durch die Sowjets 1945 oder der Berliner Blockade 1948. Heute ist der Reichstag ein Erinnerungsort und Symbol der wiederhergestellten Demokratie.

Wie entstand der Reichstag?

Der Reichstag, das Parlament des Norddeutschen Bundes, tagte zunächst im Herrenhaus in der Leipziger Straße. Nach der Reichsgründung 1871 fanden die Sitzungen in verschiedenen Gebäuden statt, darunter in der königlichen Porzellanmanufaktur in der Leipziger Straße – doch keines dieser Gebäude war wirklich geeignet.
Daher beschloss man, mit den von Frankreich nach dem verlorenen Krieg von 1870 gezahlten Kriegsentschädigungen einen großen Palast zu errichten. 1872 wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, an dem mehr als 100 Architekten teilnahmen. Das ausgewählte Projekt stammte von Ludwig Bohnstedt, der vorschlug, das Gebäude auf dem Königsplatz zu errichten, wo sich bereits der Palais Raczyński befand, der damals als Kunstgalerie diente.
Doch das Projekt scheiterte, und es sollte noch zehn Jahre dauern, bis ein neuer Wettbewerb ausgeschrieben wurde. Diesmal gewann Paul Wallot mit einem ehrgeizigen Entwurf, der eine monumentale Kuppel aus Glas und Stahl vorsah. Der Architekt ließ sich dabei unter anderem von der Memorial Hall in Philadelphia inspirieren. Mit dem Abriss des Palais Raczyński im Jahr 1883 konnten die Bauarbeiten beginnen.

Der Reichstagspalast: Zehn Jahre Bauzeit

Die Bauarbeiten am Reichstag begannen am 9. Juni 1884. Kaiser Wilhelm I. legte den Grundstein. Bereits 1888 interessierte sich Wilhelm II. sehr für das Bauprojekt und forderte mehrfach Änderungen an Wallots Plänen. Diese Einmischung führte schließlich zu einem Zerwürfnis zwischen Kaiser und Architekt. Auch Streit um Fresken und Skulpturen, die vom Parlament abgelehnt wurden, zwangen Wallot, die Kommission für die Innenausstattung zu verlassen.
Zudem stieß der Stil – eine Mischung aus Neoklassizismus und Neorenaissance – auf geteilte Meinungen. Schließlich wurde der Bau nach zehn Jahren, am 5. Dezember 1894, vollendet. Der neue Reichstag beeindruckte mit seiner gläsernen und stählernen Kuppel, die über Berlin thronte – eine technische Meisterleistung, die zahlreiche spätere Bauprojekte beeinflusste.

Wie verlief die Geschichte des Reichstags?

Nach der Einweihung 1894 konnte das deutsche Parlament seine Arbeit im neuen Reichstag aufnehmen. 1916 erhielt die Fassade die Inschrift „Dem deutschen Volke“ in bronzenen Buchstaben. Der Erste Weltkrieg bedeutete das Ende des Kaiserreichs. 1919 beherbergte der Reichstag das Parlament der jungen Weimarer Republik.
1933 kamen die Nationalsozialisten an die Macht. Nach dem Brand des Reichstags im selben Jahr tagte das Parlament in der umgebauten Kroll-Oper. Während der NS-Zeit wurde der Reichstag als Ausstellungsort, später als Krankenhaus und Fabrik für Radioteile genutzt. 1945 wurde das Gebäude zu einem strategischen Ziel der Roten Armee, die beim Sturm auf Berlin den Reichstag einnahm. Das Hissen der roten Fahne auf dem Dach des Reichstags symbolisierte den Sieg über den Nationalsozialismus.
Nach dem Zweiten Weltkrieg lag der Reichstag in Trümmern. Die Regierung der Bundesrepublik beauftragte den Architekten Paul Baumgarten mit der Restaurierung. Die Arbeiten dauerten von 1961 bis 1971. In den folgenden Jahren diente der Reichstag als Veranstaltungs- und Tagungsort, da keine der beiden deutschen Staaten dort tagen durfte. Nach der Wiedervereinigung begann eine umfassende Restaurierung, um den Reichstag wieder zum Sitz des deutschen Parlaments zu machen. Der Architekt Norman Foster gestaltete das Innere neu und gab dem Gebäude seine gläserne Kuppel zurück.

Wer tagt im Reichstag?

Nach Abschluss der Renovierungsarbeiten im Jahr 1999 wurde der Reichstagssaal Sitz des Bundestages, des Parlaments der Bundesrepublik Deutschland. Dort versammeln sich die 630 Abgeordneten. Der Bundestag teilt sich die Gesetzgebungsbefugnis mit dem Bundesrat, der die 16 deutschen Bundesländer vertritt. Von 1949 bis 1999 tagte der Bundestag im Bundeshaus in Bonn.

Was ist der Unterschied zwischen Reichstag und Bundestag?

„Reichstag“ bedeutet „Versammlung des Reiches“, während „Bundestag“ „Bundesversammlung“ heißt. Der Reichstag wurde 1867 gegründet und verschwand während des Zweiten Weltkriegs. 1949 gründete die Bundesrepublik Deutschland den Bundestag als ihr wichtigstes gesetzgebendes Organ.

Wer setzte den Reichstag in Brand?

Im Januar 1933 kam Adolf Hitler an die Macht, doch um die Demokratie zu beseitigen und die Kommunisten auszuschalten, brauchte er einen Vorwand. Am 27. Februar 1933 brach im Reichstag ein Feuer aus, das große Teile des Gebäudes zerstörte. Die Ermittlungen ergaben, dass es sich um Brandstiftung handelte.
Innenminister Hermann Göring beschuldigte die Kommunisten und verkündete die Festnahme eines Verdächtigen – eines gewissen Marinus van der Lubbe. Für die Nazis war der Brand ein willkommener Anlass: Hitler unterzeichnete die Reichstagsbrandverordnung („Verordnung des Reichstagsbrandes“), die ihm erlaubte, alle notwendigen Maßnahmen zur Wahrung der nationalen Sicherheit zu ergreifen. Mit anderen Worten: Die Nazis verfügten nun über uneingeschränkte Macht.
Bis heute gibt es Zweifel an der wahren Ursache des Feuers. Manche glauben, van der Lubbe habe nicht allein gehandelt, andere vermuten, dass die Nazis den Brand selbst inszeniert haben.

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Verwendete Quelle:

Aus dem Französischen übersetzt vonGeo

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