Hermann Göring kam seiner Hinrichtung zuvor

Hermann Göring gilt bis heute als einer der wichtigsten NS-Generäle neben Adolf Hitler. Seine Position im Dritten Reich machte ihn zur Nummer zwei des Regimes, was seine Verurteilung bei den Nürnberger Prozessen zu einem der wichtigsten Ereignisse der direkten Nachkriegszeit machte. Doch zu einer Hinrichtung sollte es nicht mehr kommen.

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© Bettmann/Kontributor@Getty Images
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Der Luftwaffenchef Hermann Göring galt lange als die Nummer zwei des NS-Regimes, als sogenannter "Kronprinz" Hitlers. Der Titel "Reichsmarschall des Großdeutschen Reiches" wurde eigens für ihn geschaffen. Doch mit dem Ende des Dritten Reiches wurde er als einer der größten Kriegsverbrecher angesehen und sollte hingerichtet werden.

Die letzten Tage in Freiheit

Der "Kronprinz" verlor wenige Wochen vor Kriegsende das Vertrauen von Adolf Hitler. Göring suchte Kontakt zu den Westmächten, was durch ein Telegramm nachgewiesen wurde. Dies hatte zur Folge, dass er von allen Ämtern entbunden wurde, auch wenn die Regierung behauptete, er sei aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten. Bis zum Tode Hitlers wurde er sogar unter Hausarrest gestellt.

Wie viele andere flüchtete Göring dann nicht unter falschem Namen, sondern stellte sich Anfang Mai 1945 US-amerikanischen Truppen. Er ging fest davon aus, als Repräsentant Deutschlands wahrgenommen und vielleicht auch geehrt zu werden, da er von allen Ämtern entbunden worden war. Er wurde jedoch festgenommen und war später einer der Hauptangeklagten bei den bekannten Nürnberger Prozessen.

Er bat um ein Erschießungskommando

Am 1. Oktober 1946 wurde die ehemalige Nummer zwei des Deutschen Reiches im Rahmen der Nürnberger Prozesse zum Tode durch Erhängen verurteilt. Unter den weiteren Angeklagten befand sich zudem Rudolf Höß, der das KZ Auschwitz aufbaute. Da er diese Art zu sterben als unwürdig empfand, stellte Göring den Antrag, militärisch ehrenvoll durch ein Erschießungskommando zu sterben.

Dieser Antrag wurde von den Alliierten jedoch abgelehnt. Ab Kriegsende wurden immer wieder Kriegsverbrecher:innen verurteilt, auch zum Tode, was bis 1949 in Deutschland noch möglich war. Schon 1945 erwartete die KZ-Aufseherin Irma Grese, die "Hyäne von Auschwitz", der Galgen.

Die letzten Stunden von Hermann Göring

Nur Stunden bevor er gehängt werden sollte, entschloss sich Göring für dasselbe Schicksal wie schon viele seiner NS-Kamerad:innen vor ihm, darunter auch Heinrich Himmler, der ebenfalls als einer der größten Verbrecher der Nazi-Zeit gilt. Obwohl Berichten zufolge seine Zelle Tag und Nacht beobachtet wurde, konnte er eine Zyankali-Kapsel in diese schmuggeln. Am 15. Oktober zerbiss er die Giftkapsel und kam so seiner eigenen Hinrichtung zuvor.

2005 behauptete ein ehemaliger US-amerikanischer Soldat, dass er gebeten wurde, Göring Notizen und eine in einem Füllfederhalter versteckte Kapsel zuzustecken - mit Medizin, wie die beiden Männer behaupteten, die damit auf ihn zukamen. Möglicherweise habe er somit unwissentlich bei seinem Selbstmord geholfen. Einen Beweis hierfür gab es jedoch nie.

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Verwendete Quellen:

Spiegel: Der Tod durch den Strick dauerte 15 Minuten

Spiegel: Half US-Soldat Göring beim Selbstmord?

WELT: Als Hitler nach Görings Telegramm einen Anfall bekam

BR: Der Mann hinter Hitler

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