Ausgrabung enthüllt: Diesen Schmuck gab es bereits vor 10.000 Jahren

Archäolog:innen haben Beweise dafür gefunden, dass Männer und Frauen aus der Jungsteinzeit vor etwa 11.000 Jahren Piercings im Gesicht gehabt haben könnten. Eine Praxis, die damals nicht ungefährlich war.

Ausgrabungen, Piercings, Forscher:innen, Schmuckstücke
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Piercings sind nicht erst seit gestern in. Schon in prähistorischen Zeiten ließen sich Menschen Ohrlöcher stechen, wie eine kürzlich in der Zeitschrift Antiquity veröffentlichte Studie zeigt. Ein Team von Forscher:innen hat offenbar in neolithischen Gräbern in Boncuklu Tarla in der Südosttürkei rund 100 Schmuckstücke entdeckt. Diese Schmuckstücke wurden um die Ohren und das Kinn der dort ausgegrabenen menschlichen Überreste gefunden, was darauf hindeutet, dass sie als Ohr- und Unterlippenpiercings verwendet wurden.

Foscher:innen machen immer wieder bahnbrechende Funde - so ist etwa bei einer Maya-Ausgrabung der älteste Schatz der Menschheit gefunden worden, in den Überresten eines Mastodons sind die Überreste einer Waffe aufgetaucht und in einem Krankenhaus in Mexiko sind über 500 Jahre alte menschliche Überreste gefunden worden.

Die ältesten Piercings der Welt

Bereits vor 11.000 Jahren haben unsere Vorfahr:innen also ihre Haut durchstochen. "Die Dinge, die wir heute tun, nämlich Körperpiercings zu verwenden, gehen auf einige unserer prähistorischen Vorfahr:innen vor mehreren tausend Jahren zurück", bestätigte Emma Baysal, Archäologin an der Universität Ankara in der Türkei und Mitautorin der Studie, gegenüber Newsweek. Dieses Datum entspricht dem Beginn der Ansiedlung von nomadischen Jäger- und Sammlerpopulationen in Dörfern. Gleichzeitig konnten sich neue Traditionen herausbilden. "Grundsätzlich war dies eine Zeit, in der ihre Lebensweise begann, der heutigen immer ähnlicher zu werden", fährt sie fort.

Die Analyse der Zähne, die noch an den Skeletten vorhanden waren, bestätigte zum Beispiel, dass die unteren Schneidezähne beschädigt waren, was durch Reibung passieren kann, wenn jemand einen Ring auf der Unterlippe trägt. Das Piercing, das gemeinhin als Labret bezeichnet wird und in den 2000er Jahren sehr im Trend lag, schien überraschenderweise bereits bei diesen Völkern des Nahen Ostens beliebt zu sein.

Eine riskante und symbolische Praxis

Die heutigen Menschen gehen jedoch ein viel geringeres Risiko ein, wenn sie sich die Lippe oder die Ohrläppchen piercen lassen, als zu einer Zeit, in der es schlichtweg keine Antiseptika gab. Die Menschen der Jungsteinzeit verletzten sich also absichtlich für ein Schmuckstück, wahrscheinlich unter der Gefahr, sich tödlich zu infizieren. Diese Ornamente, von denen 85 vollständig gefunden wurden, sehen aus wie kleine Scheiben und Nägel. Sie wurden aus Kalkstein, Obsidian (einem Vulkangestein) oder Kieselsteinstücken hergestellt.

Die in Anatolien gefundenen prähistorischen Überreste sind der erste kontextuelle Beweis für das Durchstechen von Körpergewebe, aber nicht die ersten Ohrringe, die entdeckt wurden. Neolithische Stätten in Südwestasien, die auf 10.000 bis 6.000 v. Chr. datiert werden, enthielten ähnliche kleine Objekte, die jedoch weit entfernt von menschlichen Überresten gefunden wurden. Die Archäolog:innen werden nun in der Lage sein, viele der bereits gefundenen Artefakte im Lichte dieser neuen Forschungsergebnisse neu zu interpretieren.

Wir wissen jetzt, dass Frauen und Männer Ohr- und Lippenpiercings haben konnten, Kinder jedoch nicht, was bedeutet, dass das Piercing eine Bedeutung haben könnte, die mit der Reife zusammenhängt. Aber das ist noch nicht alles: An der Fundstelle Boncuklu Tarla wurden Hunderttausende von Ornamenten freigelegt. "Diese Völker hatten sehr komplexe Schmuckpraktiken, die Perlen, Armbänder und Anhänger umfassten, einschließlich einer hoch entwickelten Symbolwelt, die sich durch den menschlichen Körper ausdrückte", fügte Emma Baysal hinzu. Die Expert:innen versuchen nun, mehr über die berühmten Symbole herauszufinden, die diese Schmuckstücke gehabt haben könnten.

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Verwendet Quellen:

Newsweek: "Prehistoric Burials Reveal Early Evidence of Body Piercing 11,000 Years Ago"

Aus dem Französischen übersetzt von Ça M'Interesse

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