Alter Papyrus enthüllt: Hat es im alten Ägypten deutlich mehr Giftschlangen gegeben?

Im alten Ägypten hat es viel mehr Giftschlangen gegeben als heute, wie die jüngste Untersuchung eines antiken Pergaments ergeben hat.

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© Donald Tong@Getty Images
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Die Schriften alter Zivilisationen enthalten wertvolle Informationen über die jeweilige Zeit und sorgen immer wieder für Rätsel. So wirft etwa ein altes Schriftstück aus Pompeji nach wie vor Fragen auf, ebenso wie ein hebräischer Papyrus-Fund. Und das alte Ägypten ist da keine Ausnahme. So hat etwa ein zuletzt gefundenes Pergament zahlreiche rätselhafte Zaubersprüche zum Vorschein gebracht.

Eine in der Zeitschrift Environmental Archaeology veröffentlichte Studie über ein weiteres ägyptisches Schriftstück namens "Brooklyn Papyrus" legt nahe, dass das Land der Pharaonen eine üppige Vielfalt an Schlangen beherbergt hat. Eine Vielfalt, die weitaus reicher ist als die im heutigen Ägypten.

Die Auswirkungen von Bissen und ihre Behandlung

Die Autor:innen der Studie, Elysha McBride, Isabelle C. Winder und Wolfgang Wüster erklären dazu:

"Die zehnte Art [der Schlange, Anm. d. Übers.], die Causus rhombeatus, ist in Königreichen vorgekommen, die zuverlässige Handelspartner des alten Ägyptens gewesen sind. Daher kommen wir zu dem Schluss, dass alle zehn in dieser Studie modellierten Arten die Bewohner:innen des alten Ägypten hätten beißen können. Unsere Analyse zeigt, wie nützlich Nischenmodelle sind, um die Debatten darüber zu beleuchten, mit welchen Arten die alten Kulturen möglicherweise in Berührung gekommen sind."

Wie die Forscher:innen berichten, ist der "Brooklyn Papyrus" eine medizinische Abhandlung aus der Zeit von ca. 660-330 v. Chr. und listet verschiedene damals bekannte Schlangenarten, die Auswirkungen ihrer Bisse sowie ihre Behandlung auf.

Neben den Symptomen des Bisses beschreibt das Dokument auch die Gottheit, die mit dem Reptil in Verbindung gebracht wird und deren Eingreifen den Patienten hat retten sollen. Dem Text zufolge hat der Biss der großen Schlange des Apophis (Gott in Form einer Schlange) zu einem schnellen Tod geführt. Die Leser:innen sind ebenso vor der Anzahl der Giftzähne des Tieres gewarnt worden - bis zu vier Stück sind möglich gewesen. Ein Merkmal, das bei heutigen Reptilien selten ist.

Die Giftschlangen, die im "Brooklyn Papyrus" detailliert beschrieben werden, sind vielfältig: 37 Arten sind aufgeführt, aber 13 Beschreibungen sind verloren gegangen. Heute gibt es in der Region des Alten Ägypten weitaus weniger Arten.

Ein entfernter Nachkomme

Das Fehlen von Nachkommen der großen Apophis-Schlange innerhalb der modernen Grenzen Ägyptens wirft viele Fragen auf. Wie bereits erwähnt, haben die meisten der giftigen Reptilien, die sich derzeit auf ägyptischem Boden befinden, zwei Giftzähne. Heute ist die einzige Art mit vier Giftzähnen, die unserer Zivilisation am nächsten kommt, die Boomslang (Dispholidus typus) oder auch Afrikanische Baumschlange.

Sie stammt aus den Savannen Afrikas südlich der Sahara. Ihr Verbreitungsgebiet liegt mehr als 650 km südlich des heutigen Ägyptens. Das Gift der Boomslang kann schwere Blutungen aus verschiedenen Körperöffnungen verursachen und möglicherweise zu tödlichen Gehirnblutungen führen. Ganz wie ihr ägyptischer Vorfahre.

Verwendete Quellen:

Environmental Archeology: "What Bit the Ancient Egyptians? Niche Modelling to Identify the Snakes Described in the Brooklyn Medical Papyrus"

Aus dem Französischen übersetzt von Gentside Frankreich

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