Anm. d. Verf.: Nach der Veröffentlichung und aufgrund der Intervention des Archäologen Truelle La Vie auf X (ehem. Twitter) haben wir die erste Version unseres Artikels geändert, in der die Überschrift "Kinderschädel auf der Insel Tanegashima gefunden" gelautet hat. Die Studie in Plos One hat jedoch Knochen von Säuglingen aufgrund ihrer geringen Erhaltungsqualität ausgeschlossen.
Es mag uns überraschen, aber die Verformung des Schädels ist in vielen menschlichen Gesellschaften üblich gewesen. Diese kulturellen Praktiken, die zur sozialen Unterscheidung eingesetzt worden sind, sind etwa in Toulouse, Frankreich, sogar bis ins 19. Jahrhundert üblich gewesen.
Die Hirota-Grabstätte in Tanegashima
Weit entfernt, auf der japanischen Insel Tanegashima, haben Forscher:innen an der Hirota-Grabstätte Kinderschädel gefunden, die ebenfalls Spuren einer absichtlichen Deformation aufweisen. Auch wenn wir nicht genau wissen, was ihre Motive gewesen sind, kann uns der Blick und die Analyse der Anthropolog:innen dennoch Aufschluss über diese kulturelle Praxis geben.
Die Hirota-Siedlung befindet sich auf der Insel Tanegashima im Südwesten des japanischen Archipels. Die Spuren der Besiedlung reichen etwa 1800 Jahre zurück. Die ersten Ausgrabungen und Entdeckungen auf der Insel haben 1957 stattgefunden und zur Entdeckung verschiedener Gräber geführt, von denen viele mit muschelverzierten Artefakten bestückt sind.
Eine absichtliche Deformierung
In einer neuen Studie, die in der Zeitschrift Plos One veröffentlicht worden ist, erfahren wir, dass die Schädelform der Menschen auf der Insel weder genetisch bedingt noch zufällig gewesen ist.
Die Skelette, die zwischen 1957 und 1959 sowie zwischen 2005 und 2007 ausgegraben worden sind, haben Schädel ans Tageslicht gebracht, die hinten abgeflacht gewesen sind. Es ist so, "als wären sie durch eine flache Vorrichtung wie ein Brett oder durch eine Umreifung verformt worden", so die Autor:innen der Studie in einer Pressemitteilung.
"Die ungewöhnliche Morphologie der Schädel von der Hirota-Fundstelle ist in keiner anderen Region des japanischen Archipels beobachtet worden", erklären sie.
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Ein abgeflachter Schädel
Noriko Seguchi, Wissenschaftlerin und Anthropologin an der Universität Kyushu, erklärt:
Unsere Ergebnisse zeigen eine deutliche Schädelmorphologie und eine signifikante statistische Variabilität zwischen den Individuen aus Hirota und den Proben von Jomon von der Insel Kyushu und Yayoi aus Doigahama. Das Vorhandensein eines abgeflachten Hinterkopfes, der durch Veränderungen des Hinterhauptbeins gekennzeichnet ist, sowie Vertiefungen in den Teilen des Schädels, die die Knochen miteinander verbinden, [...] deutet stark auf eine absichtliche Veränderung des Schädels hin.
Aus ethnologischen Studien über die Inka-Gesellschaften, die zum Teil auch die absichtliche Verformung des Schädels praktiziert haben, wissen wir, dass diese Praxis der sozialen Unterscheidung gedient hat. Ziel ist es gewesen, die Zugehörigkeit zu einer Elite zu demonstrieren, die sich von anderen Klassen unterschieden hat.
Verwendete Quellen:
Plos One: "Investigating intentional cranial modification: A hybridized two-dimensional/three-dimensional study of the Hirota site, Tanegashima, Japan"
Spektrum der Wissenschaft: "Japan: Die künstlich verformten Schädel von Hirota"
Aus dem Französischen übersetzt von Gentside Frankreich