Es scheint, als hätte der Amazonas noch immer Geheimnisse für uns parat. In Fonte Boa hat der Sturz eines Baumes die Überreste einer Zivilisation zutage gefördert, von deren Existenz die Forschenden bislang nichts ahnten. Die Analyse der zufällig entdeckten Artefakte offenbarte ein Kunsthandwerk, das ebenso hochentwickelt wie alt ist.
Graburnen und Opfergaben
Nicht alle wissenschaftlichen Entdeckungen geschehen absichtlich. Ohne den Sturz dieses Baumes in Fonte Boa hätten wir womöglich niemals von dieser indigenen Zivilisation erfahren. In diesem Fall verdanken wir die Entdeckung einem lokalen Fischer, der die seltsamen Gegenstände in der Nähe des Baumes bemerkte.
Die auf natürliche Weise freigelegten Artefakte sind keramische Graburnen, die in einer Tiefe von 40 Zentimetern vergraben waren. Zwei davon sind besonders groß, und alle wurden unter dem gefunden, was vermutlich einst indigene Wohnstätten waren.
Nachdem die Urnen vorsichtig geborgen worden waren, konnten Wissenschaftler:innen – mit Unterstützung der örtlichen Bevölkerung – sie analysieren. Im Inneren fanden sie menschliche Überreste, vermischt mit Tierknochen (von Schildkröten und Fischen), bei denen es sich möglicherweise um Reste von Opfergaben handelt. Doch was die Archäolog:innen besonders faszinierte, war die Art und Weise, wie diese Urnen hergestellt wurden.
Urnen von einer nicht dokumentierten Zivilisation?
Die Funde werfen die spannende Frage auf, ob sie von einer bislang unbekannten, nicht dokumentierten Zivilisation stammen könnten.
Das Kunsthandwerk der indigenen Stämme, die in dieser Region lebten, wurde bereits wissenschaftlich untersucht – doch die in Fonte Boa entdeckten Urnen passen nicht zu dem, was Archäolog:innen bislang bekannt ist. Laut Arkeonews:
Eine erste Laboranalyse hat ein außergewöhnlich vielfältiges keramisches Profil offenbart, darunter Fragmente, die aus grünlicher Tonerde gefertigt wurden (eine Seltenheit in der Region), sowie Dekorationen mit rotem Engobe und Zierbändern. Diese Merkmale entsprechen keiner bekannten amazonischen Keramiktradition – wie etwa der gut dokumentierten Polychromen Tradition des Amazonas –, was auf eine möglicherweise nicht dokumentierte kulturelle Linie im oberen Einzugsgebiet des Solimões-Flusses hindeutet.
Weitere Analysen stehen noch aus, insbesondere Radiokohlenstoffdatierungen (C14) und stilistische Vergleiche, um Ursprung, Zeitstellung und kulturellen Hintergrund dieser rätselhaften Urnen besser zu verstehen.
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Verwendete Quelle:
Arkeonews: Unprecedented Large Burial Urns in the Amazon May Reveal a Previously Unknown Indigenous Tradition
Aus dem Französischen übersetzt von Maxisciences