Warum haben Männer eigentlich Brustwarzen?

Männer stillen nicht, trotzdem tragen sie dieselbe Ausstattung auf der Brust wie Frauen. Woher kommt dieses Merkmal und hat es überhaupt eine Funktion?

Warum haben Männer eigentlich Brustwarzen?
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Warum haben Männer eigentlich Brustwarzen?
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Kurze Antwort: Es liegt am Bauplan. Längere Antwort: In der frühen Embryonalentwicklung entstehen Strukturen, bevor sich der Körper auf „männlich“ oder „weiblich“ festlegt. Genau so verhält es sich mit den Brustwarzen. Zu Beginn der Schwangerschaft sehen alle Embryonen sehr ähnlich aus, die geschlechtsspezifische Entwicklung beginnt erst später – und da sind die Brustwarzen längst angelegt. Deshalb haben auch Männer sie, obwohl sie keine Rolle beim Stillen spielen.

Was im Körper zuerst entsteht

In den ersten Wochen der Schwangerschaft läuft bei allen Embryonen dasselbe Programm ab. Zwischen der 8. und der 10. Schwangerschaftswoche treten Hormone wie Testosteron auf den Plan und lenken die Entwicklung in eine männliche oder weibliche Richtung. Die Brustwarzen sind zu diesem Zeitpunkt bereits vorhanden und werden später nicht mehr „zurückgebaut“. Das ist biologisch sinnvoll, weil es effizienter ist, einen gemeinsamen Grundriss zu nutzen und Unterschiede erst im Verlauf zu justieren.

Für Männer bedeutet das: Ihre Brustwarzen haben keine Aufgabe beim Säugen. Sie sind ein Nebenprodukt der Entwicklungschronologie. Ganz nutzlos sind sie dennoch nicht – die Region enthält Nervenendigungen und ist bei vielen eine erogene Zone. Von der Natur her also eher ein Überbleibsel der frühen Phase, das im Erwachsenenleben sensorisch spürbar bleibt.

Evolutionär gesehen bleibt, was nicht stört

Die Evolution sortiert vor allem Merkmale aus, die schaden. Wenn ein Merkmal keinen Nachteil verursacht, kann es problemlos bleiben. Genau das ist bei männlichen Brustwarzen der Fall. Wie das Wissenschaftsportal scinexx.de zusammenfasst, erklärt die Reihenfolge in der Embryonalentwicklung ihre Präsenz – sie entstehen früh, die geschlechtsspezifischen Hormone greifen erst später ein. Zahlen liefern zusätzliches Futter für den Faktencheck: Der entscheidende Hormonimpuls liegt etwa in der 8. bis 10. Woche, also klar nach der Anlage von Brustwarzen und Milchleisten.

Auch das Gesundheitsportal Healthline ordnet das so ein: Es ist schlicht ökonomisch, einen einheitlichen Entwicklungsweg zu nehmen und erst im weiteren Verlauf zu differenzieren. In diesem Licht erscheinen männliche Brustwarzen als „neutral“ – sie schaden nicht, sie nützen nicht fürs Stillen, also gibt es keinen Selektionsdruck, sie zu entfernen. Ein Blick in die Bevölkerung zeigt zudem eine kleine, aber spannende Variation: Rund 5 % der Menschen kommen mit zusätzlichen Brustwarzen zur Welt. Diese sogenannten überzähligen Brustwarzen gelten als harmloses Relikt, das die evolutionäre Vergangenheit vieler Säugetiere widerspiegelt, die mehrfachen Nachwuchs gleichzeitig säugen konnten.

Darwin, alte Ideen und der heutige Stand

Historisch wurde auch spekuliert, ob männliche Säugetiere ursprünglich stillen konnten. Charles Darwin brachte diesen Gedanken ins Spiel – ein interessantes Gedankenspiel, für das es aber keine Belege gibt. Der aktuelle Forschungsstand bewertet männliche Brustwarzen deshalb nicht als funktionelle Still-Struktur, sondern als Resultat eines gemeinsamen Entwicklungsprogramms, das später geschlechtsabhängig angepasst wird.

Die sensorische Seite bleibt dennoch: Mit Nervenendigungen ausgestattet, reagieren männliche Brustwarzen auf Berührung und werden von vielen als erogene Zone beschrieben. Das ändert nichts daran, dass sie für die Milchproduktion beim Menschen keine Rolle spielen. Zusammengenommen zeichnet sich ein klares Bild: Erst die allgemeine Anlage, dann – ab etwa Woche 8 bis 10 – die hormonelle Weichenstellung. Was vorher da ist und nicht stört, bleibt. Und kleine Varianten wie zusätzliche Brustwarzen bei ungefähr 5 % der Menschen erinnern daran, wie vielfältig und konservativ die Natur zugleich sein kann.

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