Ibuprofen und das Krebsrisiko bei Frauen: Was steckt hinter der neuen Studie?

Kann ein alltägliches Schmerzmittel wie Ibuprofen wirklich das Risiko für Gebärmutterkrebs senken? Eine aktuelle deutsche Studie sorgt für Gesprächsstoff und wirft spannende Fragen über die Rolle von Entzündungen bei Krebserkrankungen auf.

Ibuprofen und das Krebsrisiko bei Frauen: Was steckt hinter der neuen Studie?
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Ibuprofen und das Krebsrisiko bei Frauen: Was steckt hinter der neuen Studie?
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Es klingt fast zu schön, um wahr zu sein: Ein Medikament, das viele Menschen gegen Kopf- oder Rückenschmerzen im Badezimmerschrank haben, könnte laut einer neuen Untersuchung das Risiko für eine der häufigsten Krebsarten bei Frauen senken. Die Rede ist von Ibuprofen, das nicht nur schmerzlindernd und entzündungshemmend wirkt, sondern jetzt auch in Bezug auf den Schutz vor Gebärmutterkrebs ins Blickfeld der Forschung gerät. Aber wie solide sind diese Erkenntnisse wirklich? Und warum sollten Frauen nicht einfach zur Tablettenschachtel greifen, wenn eine so einfache Maßnahme scheinbar helfen könnte? Es steckt mehr dahinter, als man zunächst denkt: Die Studienlage ist vielschichtig, und zwischen Hoffnung und Vorsicht liegt ein schmaler Grat. Die Diskussion rund um Ibuprofen und Krebsprävention nimmt Fahrt auf – und wir schauen genauer hin, was an den neuen Ergebnissen dran ist.

Regelmäßige Einnahme von Ibuprofen: Weniger Gebärmutterkrebs?

Im Rahmen einer groß angelegten Studie, veröffentlicht im „European Medical Journal“, wurden über 42.000 Frauen im Alter zwischen 55 und 74 Jahren über einen Zeitraum von zwölf Jahren begleitet. Die Teilnehmerinnen wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: Die eine Gruppe nahm mindestens 30 Ibuprofen-Tabletten pro Monat ein, die andere griff seltener als vier Mal monatlich zu dem Medikament.

Das Ergebnis: Bei den Frauen, die regelmäßig Ibuprofen einnahmen, sank das Risiko, an Gebärmutterkrebs zu erkranken, um ganze 25 Prozent im Vergleich zur Gruppe mit gelegentlichem Konsum. Besonders auffällig war dieser Schutz bei Frauen, die zusätzlich an Herzerkrankungen litten. Die Forscher vermuten, dass der Effekt mit den entzündungshemmenden Eigenschaften von Ibuprofen zusammenhängt – denn Entzündungen spielen oft eine große Rolle bei der Entstehung von Krebs.

Interessant ist auch: Der Zusammenhang zeigte sich nicht bei allen Schmerzmitteln. Während Ibuprofen offenbar eine schützende Wirkung entfaltet, wurde ein solcher Effekt bei Acetylsalicylsäure (Aspirin) nicht festgestellt. Die Wissenschaftler führen dies auf die spezifische Wirkung von Ibuprofen zurück, das die Enzyme COX-1 und COX-2 hemmt und so die Produktion von Prostaglandinen, also von Entzündungsbotenstoffen, drosselt.

Warum nicht einfach Ibuprofen schlucken? Risiken und Warnungen

So vielversprechend die Ergebnisse auch klingen, warnen Fachleute eindringlich davor, Ibuprofen auf eigene Faust zur Krebsprävention einzunehmen. Die Nebenwirkungen sind nämlich nicht zu unterschätzen: Viele Anwender erleben Magen-Darm-Beschwerden wie Sodbrennen, Bauchschmerzen, Übelkeit, Blähungen oder Durchfall. Besonders ältere Menschen sind gefährdet, denn bei ihnen steigt das Risiko für gefährliche Blutungen oder sogar Durchbrüche im Magen-Darm-Trakt deutlich an – und das kann tödlich enden. Na, will man sich das wirklich antun?

Dr. Susanne Weg-Remers vom Deutschen Krebsforschungszentrum hebt hervor, dass trotz der interessanten Forschungsergebnisse niemand eigenständig Ibuprofen zur Vorbeugung einnehmen sollte. Sie betont, dass die momentanen Erkenntnisse noch längst nicht ausreichen, um einen solchen Schritt zu empfehlen.

„Wir brauchen dringend weitere Studien, bevor wir über gezielte Anwendungen nachdenken können“, so ihre Einschätzung.

Auch die aktuellen Leitlinien in Deutschland raten ausdrücklich davon ab, Ibuprofen zur Prävention von Gebärmutterkrebs einzusetzen.

Ibuprofen: Auch bei anderen Krebsarten wirksam?

Ibuprofen ist schon länger im Fokus der Forschung, wenn es um den Schutz vor Krebs geht. Frühere Studien deuten darauf hin, dass das Medikament auch das Wachstum von Darmkrebszellen bremsen, das Rückfallrisiko senken und sogar bei Lungenkrebs – vor allem bei Rauchern – einen gewissen Schutz bieten könnte. Die Wirkung entsteht vermutlich, weil Ibuprofen die Enzyme COX-1 und COX-2 hemmt. Diese sind für die Bildung von Prostaglandinen verantwortlich, die wiederum Entzündungen im Körper auslösen und das Krebswachstum begünstigen können.

Allerdings zeigte die aktuelle Studie, dass ein ähnlicher Effekt mit Aspirin, also Acetylsalicylsäure, nicht beobachtet wurde. Die schützende Wirkung scheint also spezifisch für Ibuprofen zu gelten – zumindest nach dem aktuellen Forschungsstand. Wer hätte gedacht, dass ein so alltägliches Arzneimittel so viele Facetten haben kann?

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