Von Affenmenschen bis hin zu Runensteinen: 6 archäologische Fälschungen, die unsere Geschichte geprägt haben

Auch die Archäologie ist nicht fehlerfrei, ganz im Gegenteil. Im Laufe unserer Geschichte wurden immer wieder Fälschungen verkauft - für den Ruhm oder um sie teuer weiterzuverkaufen. Hier kommen 6 archäologische Fälschungen, die die Geschichte geprägt haben.

Treasure map and shovel full of gold nuggets ore on wooden table
© undefined undefined@Getty Images
Treasure map and shovel full of gold nuggets ore on wooden table

Ende August wird der Besitzer eines Antiquitätengeschäfts in New York festgenommen. Ihm wird vorgeworfen, über Jahrzehnte historische Artefakte verkauft zu haben, die er in Wirklichkeit im Hinterzimmer seines Geschäftes gefälscht hat.

Diese Geschichte ist kein Einzelfall. In der Archäologie gab es immer wieder Fälle, in denen gefälschte Artefakte als echt verkauft wurden.

1. Der Piltdown-Mensch

Der Piltdown-Mensch gehört zu den berühmtesten paläoanthropologischen Fälschungen. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die vermeintlichen Überreste eines 1908 in der Nähe der englischen Stadt Piltdown exhumierten Frühmenschen.

Die Knochen werden anschließend als Beweis für eine bislang unbekannte menschliche Spezies gehandelt, dem Eoanthropus dawsoni. Dieser weist zwar Ähnlichkeiten zum Knochenbau des Homo sapiens auf, hat jedoch wie der Affe einen ausgeprägteren Kiefer.

Zwanzig Jahre dauert es, bis endlich nachgewiesen wird, dass es sich bei dem Fund um eine Zusammensetzung aus einem modernen menschlichen Schädel und dem Unterkiefer eines Orang-Utans handelt. Bis heute ist nicht bekannt, wer für diese Fälschung verantwortlich ist.

Manche glauben, dass Charles Darwin dahinterstecken könnte, da er als einziger bei allen Funden in Piltdown anwesend war.

2. Die Saitaphernes-Tiara

Selbst die größten Museen der Welt bleiben nicht vor Fälschungen verschont. Den Beweis liefert die Saitaphernes-Tiara. 1896 verkündet der Louvre, für 200.000 Franc mehrere Goldobjekte gekauft zu haben, darunter auch eine erstaunliche Tiara, die mit zahlreichen mythologischen Verzierungen versehen ist.

Angeblich soll sie auf der Krim entdeckt worden sein und im II. oder III. Jhd. vor unserer Zeit dem Skythenherrscher Saitaphernes von einer früheren griechischen Kolonie geschenkt worden sein.

Kaum, dass sie ausgestellt ist, werden Zweifel an der Echtheit der Tiara laut. Besonders skeptisch machen der perfekte Zustand und die unterschiedlichen Stile. Einige Jahre später findet man heraus, dass die Tiara tatsächlich von dem Juwelier Israel Ruchomowskij in Odessa hergestellt wurde.

3. Archaeoraptor

Auch prähistorische Kreaturen haben offensichtlich Anrecht auf ihre ganz eigenen Fälschungen. 1999 stellt das National Geographic den "Sensationsfund" vor. Das 1997 in der chinesischen Provinz Liaoning entdeckte Fossil wird als "fehlendes Bindeglied" zwischen Vögeln und Dinosauriern gefeiert.

Wie sich herausstellt, ist der Fund jedoch nicht nur illegaler Weise in die USA verkauft worden, sondern auch eine Fälschung. Aufwändige Untersuchungen ergeben schließlich, dass es sich bei dem Fossil um eine Zusammensetzung aus mindestens zwei unterschiedlichen zusammengeklebten Kreaturen handelt. Der Archaeoraptor wird anschließend zurück nach China geschickt.

4. Die etruskischen Terrakotta-Krieger

Nicht nur der Louvre ist auf eine Fälschung reingefallen, sondern auch das Metropolitan Museum of Art in New York. Zwischen den Jahren 1915 und 1921 ersteht das Museum erst eine, dann die zweite und schließlich eine dritte 2 Meter hohe Kriegerstatue aus Terrakotta.

Anschließend werden die drei Statuen im Museum ausgestellt und als neuer Blickwinkel auf die etruskische Kunst gehandelt. Doch schon bald kommen wegen einiger stilistischer Merkmale Zweifel an der Echtheit der Statuen auf.

1961 kann dann endlich nachgewiesen werden, dass es sich tatsächlich um Fälschungen handelt. Wie sich herausstellt, wurden die Skulpturen von den italienischen Kunstfälschern Ricardi, einigen ihrer Söhne sowie dem Bildhauer Alfredo Fioravanti gefälscht. Letzterer liefert schließlich auch den entscheidenden Beweis, indem er den fehlenden Daumen eines der vermeintlich alten Krieger aushändigt.

5. Der Runenstein von Kensington

Nicht immer ist es so einfach, eine Fälschung nachzuweisen und gelegentlich glauben manche noch immer an die Echtheit eines Artefakts, auch wenn andere vom Gegenteil überzeugt sind. So auch im Fall des Runensteins von Kensington.

Der imposante Stein wurde angeblich 1898 von einem schwedischen Bauern in der Nähe von Minnesota gefunden, als er einen Baum ausgrub. Der Stein ist übersäht mit Runen. Doch schnell kommen Zweifel an der Echtheit dieser auf. Linguisten zufolge entsprechen die Runen nämlich nicht dem Dialekt der damaligen Epoche.

Der Stein wird also zahlreichen Untersuchungen unterzogen, doch nichts kann eine Fälschung mit absoluter Sicherheit nachweisen. Noch heute scheiden sich die Geister darüber, auch wenn der Großteil der Expert:innen sicher ist, dass es sich um eine Fälschung handelt.

6. Falsche Schriftrollen vom Toten Meer

Ihre Entdeckung gilt als einer der wichtigsten Funde der Archäologie des XX. Jhd., doch auch sie sind gefälscht. Bei den Schriftrollen des Toten Meeres auch Qumran-Schriftrollen genannt, handelt es sich um eine Sammlung an Texten die angeblich aus dem Zeitraum zwischen dem III. und I. Jhd. vor unserer Zeit stammen und größtenteils auf Hebräisch verfasst sind.

Sie wurden zwischen 1940 und 1950 in Höhlen in der Nähe der antiken Siedlung Qumran gefunden. Heute befinden sich über mehrere Tausend Fragmente im Jerusalemer Israel-Museum. Einige davon hat das Washingtoner Museum of the Bible für mehrere Millionen Dollar abgekauft.

2020 startet das amerikanische Museum breitangelegte Untersuchungen zu der Sammlung mit erschütterndem Ergebnis: Alle 16 Fragmente, die sich im Besitz des Museums befinden, sind Fälschungen.

Man geht davon aus, dass noch weitere Fälschungen im Umlauf sind oder dass sogar unter den ausgestellten Schriftrollen noch ähnliche Fälschungen sind.

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