Verschwundene Insel: Forscher entdecken ein versunkenes Paradies vor der Küste Brasiliens

In einer Studie, die im Herbst 2023 in der Zeitschrift Scientific Reports erschienen ist, enthüllt ein Forscher:innen-Team, dass es vor der Küste Brasiliens Hinweise darauf gefunden hat, dass sich dort einst eine Insel mit üppiger Vegetation von der Größe Islands befand.

Unterwasser-Insel, Paradies, Vulkan
© Laurence Monneret@Getty Images
Unterwasser-Insel, Paradies, Vulkan

Im Jahr 2018 begann ein Team aus brasilianischen und britischen Forscher:innen, den Meeresboden am Rande des vulkanischen Plateaus Rio Grande Rise vor der Küste des südamerikanischen Riesen zu durchsuchen. Schon bald entdeckten die Wissenschaftler:innen Felsen, die den an Land vorkommenden Gesteinen ähnelten. Als sie die Videoaufnahmen, die sie von ihrem ferngesteuerten Tauchboot aus 650 Meter unter der Oberfläche aufgenommen hatten, genau betrachteten, fielen ihnen ungewöhnliche Schichten aus rotem Ton auf.

Bramley Murton, ein Meeresgeologe vom National Oceanographic Centre in Southampton (Großbritannien), der an der Expedition teilnahm und dessen Studie im Herbst 2023 in der Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlicht wurde, erklärt: "So etwas findet man normalerweise nicht am Meeresboden. Die Ablagerungen erinnerten an solche, die man auf tropischen Böden finden kann".

Im Laufe ihrer Untersuchungen, über die das geophysikalische Wochenmagazin EOS.org berichtet, haben die Expert:innen nachgewiesen, dass die unverwechselbare Mineralzusammensetzung des Tons nur durch Verwitterung unter freiem Himmel in tropischer Hitze und Feuchtigkeit entstanden sein kann.

Ein Befund, der zu der Annahme verleitet, dass dieses unterseeische vulkanische Plateau im Südwestatlantik - 1.200 km von der brasilianischen Küste entfernt - vor fünfundvierzig Millionen Jahren eine Insel von der Größe Islands war. "Stellen Sie sich eine üppige tropische Insel vor, die unter den Wellen gleitet und in der Zeit eingefroren ist", sagte Bramley Murton. "Das ist es, was wir entdeckt haben".

Derartige bahnbrechende Funde sind tatsächlich keine Seltenheit - erst kürzlich haben Forscher:innen wissenschaftliche Ergebnisse über ein Unterwasservulkansystem geteilt, das vor den äolischen Inseln vor sich hin brodelt. Auch über den verheerenden Ausbruch des Pompeji fördern Forscher:innen immer wieder neue Details ans Tageslicht - so etwa diese zwei Skelette, die ein erschreckendes Detail enthüllen. Nicht zuletzt hat eine riesige Magmakammer in der Ägäis vor noch nicht allzu langer Zeit für Aufsehen gesorgt.

Eine Insel aus Vulkangestein

Um die Ursprünge des Rio Grande Rise zu kennen, muss man einen Sprung in die Vergangenheit machen, der ungefähr achtzig Millionen Jahre beträgt. Damals befand sich unter dem Mittelozeanischen Rücken im Südatlantik eine riesige Fahne (ein Aufsteigen von ungewöhnlich heißem Gestein aus dem Erdmantel). Dies führte zu einer intensiven vulkanischen Explosion, erinnert Bramley Murton in den Schlussfolgerungen der Studie. Die daraus resultierende Erhebung "wurde zu einer kreidezeitlichen Version von Island", die näher am mittelozeanischen Rücken lag als das heutige Südamerika, so der Meeresgeologe.

Nach und nach, als die vulkanische Aktivität nachließ, driftete das vulkanische Plateau über den Atlantik nach Westen und versank unter den Wellen.

Vor etwa 40 Millionen Jahren kippte die Situation, als der Vulkanismus ein letztes Mal aufflammte, diesmal isoliert im westlichen Teil der Fahne. In diesem Bereich fanden die Expert:innen Spuren von rotem Ton, die in Lavaresten gefangen waren, deren Alter auf 45 Millionen Jahre geschätzt wird. Luigi Jovane, Meeresgeologe an der Universität von São Paulo und Mitautor der Studie, forscht seit über zehn Jahren in diesem Gebiet. "Das ist ein außergewöhnliches Ergebnis [zu dem wir gelangt sind]", erzählte er. Der rote Ton ist ein eindeutiger Beweis dafür, dass es sich einst um eine Insel handelte."

Begehrte Verbindung aus Eisen und Mangan

Der Rio Grande Rise ist nicht ausschließlich für Wissenschaftler:innen von Interesse. Der damit verbundene wirtschaftliche Wert könnte aufgrund der darin enthaltenen Krusten aus Ferromangan, einer Eisen- und Manganverbindung, die bei der Stahlproduktion verwendet wird, beträchtlich sein.

Da sich die brasilianische Regierung dieser Attraktivität bewusst ist, beantragte sie im Dezember 2018 bei den Vereinten Nationen, ihre Seegrenzen um den Rio Grande Rise zu erweitern. Diese Erweiterung liegt in internationalen Gewässern, weit jenseits der 370 km breiten ausschließlichen Wirtschaftszone Brasiliens, in der die Küstenstaaten die Hoheit über die Ressourcen des Meeresbodens haben. Um von diesem Zuwachs zu profitieren, wird das lateinamerikanische Land nachweisen müssen, dass dieses Gebiet die gleichen geologischen Merkmale aufweist wie sein eigenes.

In den Schlussfolgerungen der Studie erinnerte Luigi Jovane daran, dass sich Brasiliens Bergbauvorschriften auf sein Land beschränken. Mit anderen Worten: Es gibt noch keine Rechtsvorschriften für den Meeresbodenbergbau in internationalen Gewässern.

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Verwendete Quellen:

Scientific Reports: "Red clays indicate sub-aerial exposure of the Rio Grande Rise during the Eocene volcanic episode"

EOS.org

Aus dem Französischen übersetzt von GEO

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