Wendepunkt im Verhältnis: Johann Wadephul plant doch China-Reise

Nach einer Phase diplomatischer Spannungen zwischen Berlin und Peking kommt wieder Bewegung in die Beziehungen: Der deutsche Außenminister Johann Wadephul will nun doch nach China reisen.

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Wendepunkt im Verhältnis: Johann Wadephul plant doch China-Reise
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Im Mittelpunkt steht ein Telefonat mit seinem chinesischen Kollegen Wang Yi, das als Signal für einen möglichen Neuanfang gewertet werden kann. Die Hintergründe der Verschiebung, die Kontroversen um Taiwankritik und die gegenseitigen Einladungen zeigen, wie komplex das Verhältnis zwischen Deutschland und China derzeit ist.

Telefonat als Signal: Aufbruch in schwierigen Zeiten

Die diplomatische Eiszeit zwischen Deutschland und China scheint vorerst überwunden – zumindest ein Stück weit. Nachdem die ursprünglich geplante Reise von Johann Wadephul nach China verschoben wurde, weil es angeblich keine Zusagen für Gespräche auf höchster Ebene gab, folgte nun ein Telefongespräch zwischen Wadephul und dem chinesischen Außenminister Wang Yi. Das Auswärtige Amt bezeichnete das Gespräch als „sehr gut und konstruktiv“. Dabei standen vor allem aktuelle Herausforderungen der Außenpolitik, Sicherheit und Wirtschaft im Vordergrund. Beide Politiker hoben hervor, wie wichtig stabile Beziehungen für beide Staaten sind, gerade angesichts der globalen Lage.

Das Gespräch war nicht nur eine Gelegenheit, offene Fragen zu klären, sondern auch, den Dialog trotz Differenzen fortzusetzen. Beide Seiten betonten, dass sie am Austausch festhalten wollen. „Der Dialog wird fortgeführt“, so das Fazit des Sprechers des Auswärtigen Amts. Gerade in Zeiten, in denen internationale Unsicherheiten zunehmen, ist ein solcher Kurs alles andere als selbstverständlich.

Kritik an China und diplomatische Stolpersteine

Die Hintergründe für die Verschiebung der China-Reise waren komplexer als zunächst kommuniziert. Offiziell begründete das Auswärtige Amt die Absage mit fehlenden hochrangigen Gesprächspartnern in Peking. Doch wie es aus Regierungskreisen heißt, spielte auch die Kritik Deutschlands an Chinas Politik gegenüber Taiwan und der Ukraine eine zentrale Rolle. Die chinesische Seite forderte von Wadephul, seine kritischen Äußerungen zu diesen Themen zurückzunehmen – eine Forderung, der er nicht nachkam. Das sorgte für zusätzlichen Zündstoff auf beiden Seiten.

Gleichzeitig bleibt der diplomatische Austausch nicht stehen. Die chinesische Regierung hat sowohl den deutschen Kanzler Merz als auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu Besuchen nach China eingeladen. Konkrete Termine gibt es für diese hochrangigen Besuche allerdings noch nicht – der Kalender bleibt offen, auch wenn die Einladungen als deutliches Zeichen gewertet werden können. Nach Informationen aus dem Umfeld der Bundesregierung wird derzeit weiterhin nach einem passenden Zeitpunkt gesucht.

Interessant ist dabei, wie sehr sich der Ton zwischen den Staaten verändert hat. Während früher Differenzen oft hinter verschlossenen Türen ausgetragen wurden, stehen nun auch kritische Themen wie Taiwan und die Ukraine offen im Raum. Deutsche Medien berichten, dass gerade diese offenen Worte eine neue Phase in den Beziehungen einläuten könnten. Und die Frage bleibt, ob solche offenen Konflikte künftig eher zu einer Annäherung oder zu noch mehr Distanz führen werden.

Perspektiven: Zwischen Zusammenarbeit und Konflikt

Auch wenn das Verhältnis zwischen Deutschland und China zuletzt von Misstönen geprägt war, ist der Wille zum Dialog spürbar. Das Telefonat zwischen Wadephul und Wang Yi macht deutlich, dass beide Seiten an einer Lösung interessiert sind – zumindest auf diplomatischer Ebene. Die Gespräche sollen zeitnah nachgeholt werden, auch wenn ein konkretes Datum noch aussteht. Für Beobachter ist klar: Die Einladung an Kanzler Merz und Präsident Steinmeier signalisiert, dass China weiterhin auf einen engen Austausch mit Deutschland setzt.

Die Gesprächsthemen bleiben allerdings heikel. Die Haltung Deutschlands zur chinesischen Politik in Bezug auf Taiwan und die Ukraine ist weiterhin ein Reizthema. Dabei geht es nicht nur um Worte, sondern auch um konkrete wirtschaftliche und sicherheitspolitische Interessen. Die Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern sind eng: Laut Angaben des Auswärtigen Amts wurden 2022 Waren im Wert von über 298 Milliarden Euro zwischen Deutschland und China gehandelt. Gleichzeitig erschweren geopolitische Spannungen die Zusammenarbeit.

Wie es weitergeht? Das bleibt offen. Klar ist aber: Beide Seiten wissen, wie wichtig der gegenseitige Austausch ist – und dass es ohne Kompromisse und Gesprächsbereitschaft nicht geht. Vielleicht ist das Telefonat also tatsächlich der erste Schritt zu einer neuen, pragmatischeren Partnerschaft. Oder bleibt doch alles beim Alten, und die Differenzen gewinnen wieder die Oberhand? Ah, internationale Politik – oft spannender als jedes Drama.

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Verwendete Quelle:
Johann Wadephul will nun doch nach China reisen

Johann Wadephul (CDU) bei Caren Miosga: Deutsche Politik im Ukraine-Krieg und Nahost-Konflikt Johann Wadephul (CDU) bei Caren Miosga: Deutsche Politik im Ukraine-Krieg und Nahost-Konflikt