Die Flut im Ahrtal hat 2021 unzählige Leben verändert – doch wie gehen die Hinterbliebenen mit den Entscheidungen der Justiz um? Die Geschichte von Johanna und ihren Eltern zeigt, dass der Wunsch nach Gerechtigkeit auch Jahre später nicht verblasst. Ein Schicksal, das bewegt und Fragen aufwirft.
Manche Wunden heilen nie – das gilt auch für Familie Orth.Die Flutkatastrophe im Juli 2021 hinterließ im Ahrtal eine Schneise der Verwüstung. 136 Menschen starben, darunter Johanna, die mit nur 22 Jahren ihr Leben verlor. Ihre Eltern, Ralph und Inka Orth, können nicht loslassen: Für sie ist die juristische Aufarbeitung der Katastrophe noch lange nicht abgeschlossen. Im Mittelpunkt ihrer Enttäuschung steht die Entscheidung der Behörden, die Ermittlungen gegen den damaligen Landrat Jürgen Pföhler (CDU) und ein Mitglied des Krisenstabs einzustellen. Beide waren wegen fahrlässiger Tötung durch Unterlassen ins Visier geraten, doch die Justiz zog einen Schlussstrich – zum Entsetzen vieler Angehöriger.
Eltern wehren sich gegen die Einstellung der Ermittlungen
Ralph und Inka Orth sind fest entschlossen, nicht aufzugeben. Die Ablehnung ihrer Beschwerde durch die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz ist für sie ein weiterer Rückschlag, doch sie kritisieren die Behörden scharf. Ihrer Meinung nach wurden im Verfahren gravierende Fehler gemacht: Erst spät erhielten sie Zugang zu den Akten, wie sie berichten. Unabhängige Gutachten seien ignoriert und ihre Beweisanträge ohne nähere Prüfung abgelehnt worden.
„Wir fühlen uns im Stich gelassen“, lassen sie durchblicken – Worte, die viele andere Familien wohl nachvollziehen können. Für die Eltern von Johanna ist klar: Die Verantwortlichen hätten früher Alarm schlagen und entschlossener handeln müssen, um Leben zu retten. Sie werfen den Behörden vor, die Rechte der Opferfamilien systematisch zu ignorieren. Das Gefühl, übergangen zu werden, begleitet sie seit Beginn der juristischen Aufarbeitung.
Wie das Magazin Stern berichtet, ist die Kritik der Orths kein Einzelfall. Auch andere Betroffene äußern immer wieder Unverständnis über die schleppende Aufarbeitung und das Verhalten der Justiz. Die Diskussionen über Fehler in der Katastrophennacht reißen nicht ab. Die Eltern von Johanna stehen dabei stellvertretend für viele, die nicht bereit sind, die Geschehnisse einfach zu akzeptieren.
Justiz sieht keine Schuld der Verantwortlichen – tiefe Kluft zwischen Betroffenen und Behörden
Die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz bleibt bei ihrer Einschätzung: Die Ermittlungen seien gründlich und vollständig geführt worden, so die Behörde. Die Beschwerden der Angehörigen seien „unbegründet“. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft konnten der damalige Landrat und seine Kollegen das Ausmaß der Flut nicht vorhersehen. Deshalb sieht sie keinen Anlass für weitere Strafverfolgung gegen Jürgen Pföhler und das Krisenstab-Mitglied.
Doch aus Sicht der Eltern ist genau das der Kern des Problems: „Die Katastrophe war absehbar“, meinen sie und verweisen auf Warnungen, die ihrer Ansicht nach zu spät oder gar nicht weitergegeben wurden. Sie sind überzeugt, dass ein entschlosseneres Handeln viele Todesopfer hätte verhindern können – darunter auch ihre Tochter Johanna. Diese Überzeugung teilen sie mit anderen Betroffenen, die sich von den Behörden allein gelassen fühlen.
Die Kluft zwischen Betroffenen und Behörden ist spürbar. Immer wieder betonen Opferfamilien das Gefühl, dass ihre Anliegen nicht ernstgenommen werden. Ist das der Preis für Behördenroutine? Oder fehlt es an echtem Mitgefühl?
Neuer juristischer Anlauf – und das Warten auf Antworten
Für Ralph und Inka Orth ist der Fall noch lange nicht abgeschlossen. Sie wollen vor das Oberlandesgericht ziehen und eine sogenannte Klageerzwingung beantragen. Damit möchten sie die Staatsanwaltschaft zwingen, erneut zu ermitteln und die Verantwortlichen vor Gericht zu bringen. Die Eltern beklagen laut Stern eine „systematische Missachtung“ der Rechte der Opferfamilien – ein Vorwurf, der auch im dritten Jahr nach der Flut immer wieder laut wird.
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Verwendete Quelle:
Aufarbeitung der Katastrophe: Eltern von Flutopfer über abgelehnte Beschwerde empört















