"Sie hat die richtigen Fragen gestellt": Reporterin wird nach Taliban-Interview gefeiert

Die australische Journalistin Yalda Hakim war gerade in einer Live-Sendung. Da ruft sie ein Taliban-Kämpfer auf dem Handy an. In einem halbstündigen Interview, das live übertragen wird, stellt sie die richtigen Fragen. Und bekommt dafür nun viel Lob.

Close-Up von einer Karte Afghanistans
© KeithBinns@Getty Images
Close-Up von einer Karte Afghanistans

Eigentlich war die BBC-Reporterin Hakim gerade mitten in einem anderen Interview. Da kam ein unbekannter Anruf herein. Und der Anrufer war kein geringerer als der Taliban-Kämpfer Suhail Shaheen. Das anschließende Gespräch wurde spontan direkt ins TV-Studio übertragen.

Es wird keine Rache geben

Also nutzte Hakim die Gelegenheit, Shaheen über die Absichten und Pläne der Taliban zu befragen. Er versicherte daraufhin, dass die Menschen als auch ihr Besitz in der afghanischen Hauptstadt Kabul sicher seien. Die Taliban hatten Afghanistan in kurzer Zeit nahezu komplett eingenommen, die schockierenden Bilder von Flüchtenden gingen um die ganze Welt. Shaheen machte große Versprechungen:

Es wird keine Rache an irgendwem geben.

Nach seinen Aussagen dienen die Taliban dem Land und seinen Menschen. Hakim fragte dann, ob es künftig öffentliche Exekutionen und Amputationen geben werde. Auf diese direkte Frage hin reagierte der Spreche zurückhaltend. So sei dies die Angelegenheit der Gerichte, die von der künftigen Regierung eingesetzt würden. Diese Antwort lässt jedoch vermuten, dass in Afghanistan künftig das fundamentalistische Sharia-Gesetz angewendet wird.

Auch als es zum Thema Frauenrechte kommt, lässt die Reporterin daher nicht locker und fragt nach dem Zugang zu Bildung von Frauen unter einer Taliban-Regierung. Doch obwohl Shaheen versicherte, afghanische Mädchen könnten ihre Bildung fortsetzen, widersprach ihm die BBC-Journalistin. So habe sie Informationen von Studentinnen aus Herat vorliegen, die bereits vor ihrer Universität von bewaffneten Taliban-Kämpfern abgefangen und zurück gewiesen wurden, als sie ihren Unterricht besuchen wollten.

Lob von Kolleginnen

Das Telefonat dauert 32 Minuten. Nun wird Hakim auf den sozialen Medien für ihr mutiges Interview gefeiert. Viele Kolleg:inn:en sind begeistert. "Sie hat die richtigen Fragen mit Respekt für ihre Zuschauer gestellt. Sie hat mit Eleganz und Konzentration interviewt, obwohl sie selbst so starke Emotionen gegenüber Afghanistan hat.", lobte zum Beispiel die britische Journalistin Mina Al-Oraibi.

Die BBC-Reporterin selbst war als Baby Mitte der Achtziger Jahre gemeinsam mit ihrer Mutter aus Afghanistan geflüchtet. Anschließend landete die Familie in Australien, wo Hakim seitdem lebt. Dank ihrer Arbeit berichtete sie bereits aus Krisengebieten wie Syrien, dem Jemen oder Irak.

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