Funkstille wegen Russland-Nähe: Franz Müntefering redet nicht mehr mit Gerhard Schröder

Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) wird seit jeher für seine Nähe zu Russlands Präsident Wladimir Putin kritisiert. Auch sein Kollege Franz Müntefering ist auf Distanz gegangen. Im Talk bei Markus Lanz erzählt er, wie es zum Kontaktabbruch kam.

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Der eine war von 1998 bis 2005 Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, der andere ist unter anderem ehemaliger SPD-Chef und war zwischen 2005 und 2007 Vizekanzler von Angela Merkel - Gerhard Schröder, der im vergangenen Jahr seinen 80. Geburtstag feierte und zu diesem Anlass über aktuelle politische Themen sprach, und Franz Müntefering gehören zu den Urgesteinen der deutschen Politik.

Beide haben sich auch, zumindest auf politischer Ebene, immer recht gut verstanden: "So besonders große Freunde war man nicht, aber doch politische Freunde. So kann man's sagen", erklärte Müntefering am gestrigen Abend im Talk bei Markus Lanz im ZDF. Von all dem soll mittlerweile allerdings nicht mehr viel zu spüren sein - und dafür gibt es auch einen bestimmten Grund, wie der Ex-SPD-Chef erklärt.

Kritik an Schröder wegen Putin-Nähe

Das Thema, das zum Bruch zwischen den beiden Sozialdemokraten führte, soll dabei der Krieg zwischen Russland und der Ukraine sein, der seit 2022 andauert. Franz Müntefering, der im Vorfeld der Europawahl im vergangenen Jahr noch das "Krieg oder Frieden"-Wahlplakat des Bündnis' Sahra Wagenknecht kritisierte, ist laut seiner Aussage mit der Nähe Schröders zu Russlands Präsident Wladimir Putin nicht einverstanden.

Wie die BILD-Zeitung, der Stern sowie das Magazin Focus Online berichten, zeigte sich Müntefering tief enttäuscht von Schröders Haltung. "Ich habe von ihm erwartet, dass er sieht, dass dieser Krieg zu Ende gehen muss und dass man das nicht irgendwo wegschieben kann." Schröder hält seine Freundschaft zu Putin jedoch weiterhin aufrecht und hat dafür auch parteiintern bereits eine Menge Kritik einstecken müssen.

Schweigen wegen unbeantwortetem Brief

Kurz nach Kriegsbeginn habe Müntefering einen Brief an Schröder geschrieben, in dem er ihn bat, seine Beziehungen zu Russland zu nutzen, um dem Krieg ein schnelles Ende zu bereiten. "Du musst dem Putin sagen, das ist ein Verbrechen und du musst dich davon distanzieren, das geht nicht. Das kann ein Sozialdemokrat nicht akzeptieren", soll die Forderung laut Focus Online gelautet haben.

Eine Antwort gab es auf diesen Brief jedoch bis heute nicht, so Müntefering. Seither herrscht Funkstille - selbst zu seinem 85. Geburtstag gab es keine Glückwünsche, so der Ex-Vizekanzler, der sich auf Lanz' Nachfrage betroffen von diesem Umstand zeigt. Dennoch scheint diese Distanz auf Gegenseitigkeit zu beruhen: Solange es von Schröders Seite keine Veränderung gibt, "ist auch Schweigen zwischen uns".

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Verwendete Quellen:

BILD: "Ex-SPD-Chef Müntefering: Warum ich nicht mehr mit Schröder rede"

Focus Online: "Bei 'Markus Lanz' im ZDF: 'Keine Antwort bekommen': Müntefering erklärt, warum er nicht mehr mit Schröder spricht"

Stern: "Streit wegen Putin SPD-Legenden Müntefering und Schröder haben sich zerstritten"

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