Leben wie ein Geist: Wenn man in Indien für tot erklärt wird, kann man kein Land besitzen

Ein Mann aus Indien traut seinen Ohren nicht als er hört, dass er für tot erklärt worden ist. Doch der schlechte Scherz wird schnell zum Albtraum. Jetzt berichtet er von seinem Leben als Geist.

In Indien dürfen Tote kein Land besitzen.
© SOPA Images / Kontributor@Getty Images
In Indien dürfen Tote kein Land besitzen.

Wie würdest du reagieren, wenn man dir ins Gesicht sagen würde, dass du eigentlich tot bist? Genau das ist Padesar Yadav passiert. Der Mann aus Indien ist auf dem Papier für tot erklärt worden, obwohl er gesünder nicht sein könnte. Nun erzählt er von seiner unglaublichen Geschichte, und von den Problemen, die sich ihm als "Geist" stellen.

Von einem Tag auf den nächsten zum Geist

Mit 70 Jahren, nachdem seine Tochter und sein Schwiegersohn gestorben sind, muss sich Padesar um seine zwei Enkel kümmern. Um für die beiden sorgen zu können, verkauft er ein Stück Land in seiner Heimatstadt, welches ihm sein Vater zuvor vermacht hat.

Einige Monate später erreicht Padesar der wohl verrückteste Anruf, den er jemals erhalten hat. Im Interview mit BBC erinnert er sich an das Gespräch, das sein Leben verändern sollte:

Der Mann, dem ich das Land verkauft hatte, rief mich an, um mir mitzuteilen, dass eine Klage gegen mich vorliege. Er sagte, mein Neffe würde allen erzählen, ich sei gestorben und ein Betrüger hätte das Land verkauft.

"Sie starrten mich an, als sähen sie ein Gespenst"

Unverzüglich macht sich Padesar auf den Weg in das Dorf, in dem sich das Stück Land befindet. Dort angekommen traut er seinen Augen nicht. "Sie starrten mich an, als sähen sie ein Gespenst und sagten: 'Du bist tot! Deine Trauerrituale sind vollzogen worden'", erzählt der Mann.

Wie sich herausstellt, hat sein Neffe die Geschichte erfunden, um das Land zu erben. Als Padesar den Betrüger konfrontiert, stellt dieser sich dumm. "Er sagte, 'ich habe diesen Mann noch nie in meinem Leben gesehen. Mein Onkel ist tot.' Ich war so schockiert", erinnert sich Padesar. "Ich sagte: 'Aber ich stehe hier, lebendig, direkt vor dir, wie kannst du mich nicht erkennen?"

Tote dürfen kein Land besitzen

Für Padesar geht es nicht nur um einen schlechten Scherz, mit dem sein Neffe ihm ein Stück Land gestohlen hat. Da er von den Behörden für tot erklärt wird, ist er generell nicht mehr in der Lage, Land zu besitzen. In Indien ist dies Toten nicht erlaubt.

Aus Verzweiflung wendet er sich an Lal Bihari Mritak, Gründer der Vereinigung für die lebenden Toten Indiens. Lal ist es ähnlich wie Padesar ergangen. Er ist ebenfalls von den Behörden für tot erklärt worden und kämpft seitdem darum, die Rechte eines Lebendigen wiederzuerlangen.

Inzwischen sind alleine in der Region Uttar Pradesh rund 40.000 Menschen Mitglied in der ungewöhnlichen Vereinigung. Die Betroffenen unterstützen sich gegenseitig. So wollen sie verhindern, dass einige von ihnen aus Verzweiflung Selbstmord begehen. Gleichzeitig setzen sie sich ein für ihre Anerkennung, damit Leute wie Padesar hoffentlich bald wieder ein normales Leben führen können.

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