Abschiebungsfall um Karoline Leavitts Familie: ICE nimmt Brasilianerin ins Visier

Eine Verwandte von Trump-Sprecherin Karoline Leavitt landet plötzlich im Abschiebegefängnis, ihr elfjähriger Sohn bleibt hunderte Kilometer entfernt bei seinem Vater zurück – der Fall zeigt, wie gnadenlos die US‑Behörde ICE ihren Kurs gegen mutmaßlich irreguläre Migranten durchzieht.

Abschiebungsfall um Karoline Leavitts Familie: ICE nimmt Brasilianerin ins Visier
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Abschiebungsfall um Karoline Leavitts Familie: ICE nimmt Brasilianerin ins Visier
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Aus einer Routinefahrt quer durch Neuengland wird binnen Stunden ein Familiendrama mit politischer Sprengkraft. Die Brasilianerin Bruna Caroline Ferreira, die seit Ende der 1990er-Jahre in den USA lebt, wird Mitte November von der Einwanderungsbehörde ICE festgenommen. Brisant ist der familiäre Bezug: Sie ist die Mutter des elfjährigen Neffen von Regierungssprecherin Karoline Leavitt und war früher mit Leavitts Bruder liiert. Der Vorgang lenkt den Blick auf die verschärfte Migrationspraxis der Regierung von Donald Trump – und darauf, dass diese offenbar selbst vor Familien im engsten Umfeld des Präsidenten nicht Halt macht.

Laut übereinstimmenden Berichten wird Ferreira am 12. November im US-Bundesstaat Massachusetts angehalten. Sie befindet sich dort, um ihren Sohn zu seinem Vater zurückzubringen, der im Bundesstaat New Hampshire lebt. In der Stadt Revere greifen ICE-Beamte zu: Die 1998 aus Brasilien eingereiste Frau wird verhaftet und zunächst in Gewahrsam genommen. Kurz darauf erfolgt der Transport in ein Abschiebezentrum im Süden des Bundesstaats Louisiana, wo Personen untergebracht werden, gegen die eine Ausweisung vorbereitet wird.

Der gemeinsame Sohn, Michael Leavitt Junior, ist zu diesem Zeitpunkt elf Jahre alt. Er wächst überwiegend bei seinem Vater Michael Leavitt und dessen Ehefrau im US-Bundesstaat New Hampshire auf. Zwischen Mutter und Sohn habe es jedoch bis zur Festnahme regelmäßigen Austausch und Treffen gegeben, schildert das familiäre Umfeld in US‑Medien. Seit der Inhaftierung sei jeder direkte Kontakt abgebrochen. Michael Leavitt beschreibt die Situation demnach als emotional extrem belastend für den Jungen und betont, sein Hauptaugenmerk liege nun auf Stabilität und Sicherheit für das Kind.

Die familiären Verhältnisse sind vielschichtig: Ferreira und Michael Leavitt waren nach Medienangaben einmal verlobt, trennten sich jedoch vor einigen Jahren, teilen sich seither aber die Verantwortung für ihren Sohn. Die Organisation der Betreuung über mehrere Bundesstaaten hinweg erfordert einen hohen Koordinationsaufwand. Ein mit der Situation vertrauter Informant berichtet dem Portal „Daily Mail“, es gebe seit Langem keinen persönlichen Austausch mehr zwischen Ferreira und ihrer früheren Schwägerin Karoline Leavitt. Die Sprecherin der Regierung äußert sich öffentlich nicht zu dem Vorgang und verweist laut Berichten auf die Privatsphäre der Familie.

Wie ICE den Fall sieht: Harte Linie gegen angeblich illegale Migrantin

Die Darstellung der Behörden fällt deutlich schärfer aus. Das US‑Heimatschutzministerium (Department of Homeland Security, DHS) stuft Ferreira als Frau ein, deren ursprünglicher Aufenthaltsstatus längst ausgelaufen ist. Nach Angaben eines Sprechers war ihr Touristenvisum bis Juni 1999 gültig; anschließend hätte sie die USA verlassen müssen. Seitdem halte sie sich ohne gültige Papiere im Land auf, so die Behördenposition.

In offiziellen Stellungnahmen wird sie zudem als „kriminelle illegale Einwanderin“ aus Brasilien bezeichnet. Zur Begründung verweist das Ministerium darauf, Ferreira sei bereits zuvor wegen Körperverletzung festgenommen worden. Genauere Informationen zu Datum, Umständen oder einem möglichen Gerichtsverfahren legen die Verantwortlichen nicht offen, betonen aber, derartige Vorkommnisse würden im Rahmen der Migrationspolitik besonders streng gewichtet.

Mit dem Zugriff auf Ferreira verdeutlicht ICE, wofür die Behörde seit Jahren steht: Personen ins Visier zu nehmen, denen ein abgelaufener Status oder eine gefährdete Schutzposition vorgeworfen wird, insbesondere wenn strafrechtliche Vorwürfe im Raum stehen. Unter Präsident Trump sind nach Einschätzung vieler Beobachter sowohl Kontrollen als auch Abschiebungen ausgeweitet und Prioritäten zugunsten eines repressiveren Ansatzes verschoben worden. Meinungsumfragen, auf die sich unter anderem „news.de“ beruft, deuten gleichzeitig darauf hin, dass ein wachsender Teil der US‑Bevölkerung die Methoden der Behörde kritisch betrachtet und das Vertrauen in deren Vorgehen schwindet.

Nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur (dpa) wurde Ferreira nach ihrer Festnahme im Osten des Landes in ein ICE‑Zentrum in Louisiana gebracht, das vor allem für Personen vorgesehen ist, deren Entfernungsverfahren bereits läuft. Von solchen Einrichtungen aus organisiert die Behörde üblicherweise die Überstellung in Herkunftsstaaten, wenn die zuständigen Gerichte keine weitere Bleibeperspektive sehen oder wenn Schutzprogramme entfallen sind. Genau das könnte im vorliegenden Fall eine Rolle spielen.

Die dpa und andere US‑Medien berichten unter Berufung auf eine Online-Spendenkampagne der Familie, dass Ferreira als Kind in die Vereinigten Staaten kam und zeitweise unter dem Schutz des Programms Daca (Deferred Action for Childhood Arrivals) stand. Daca richtet sich an Menschen, die ohne geregelten Status als Minderjährige in die USA gekommen sind, und verschafft ihnen eine befristete Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis. Dieser Status kann jedoch entzogen oder nicht verlängert werden, wenn Betroffene gegen bestimmte Auflagen verstoßen oder strafrechtlich auffällig werden. Eine Sprecherin des Heimatschutzministeriums, Tricia McLaughlin, verweist in diesem Zusammenhang explizit auf eine frühere Festnahme Ferreiras wegen Gewaltvorwürfen.

Familie und Anwalt zeichnen ein völlig anderes Bild

Das Umfeld der festgenommenen Frau widerspricht der Lesart der Behörden allerdings vehement. In der erwähnten Spendenkampagne und in Interviews mit US‑Medien wird geschildert, Ferreira sei 1998 als Kind legal mit einem Visum in die Vereinigten Staaten eingereist und habe dort ihr gesamtes weiteres Leben verbracht. Man beschreibt sie als zuverlässige, hilfsbereite Person, die in mehreren Jobs gearbeitet, sich um ihre Familie gekümmert und versucht habe, alle aufenthaltsrechtlichen Vorgaben einzuhalten.

Ihr Anwalt Todd Pomerleau geht in seiner Kritik an der Regierungsdarstellung noch weiter. Er betont gegenüber US‑Medien, seine Mandantin habe „keinen Strafregistereintrag“ und fügt hinzu, es gebe „keine Anklage gegen sie“. Die von Behörden und manchen Berichten verwendete Bezeichnung als „kriminelle illegale Einwanderin“ weist er entschieden zurück. Pomerleau fordert vielmehr, die zuständigen Stellen sollten konkrete Belege für die erhobenen Vorwürfe liefern, statt mit stark zugespitzten Schlagworten zu operieren.

Nach Darstellung des Anwalts ist Ferreira nicht ohne Papiere im Land, sondern befand sich zum Zeitpunkt der Verhaftung in einem laufenden, ordnungsgemäßen Einwanderungsverfahren mit dem Ziel eines dauerhaften Aufenthaltsrechts oder sogar einer späteren Einbürgerung. Der Jurist verweist darauf, dass seine Mandantin zunächst unter Daca-Schutz gestanden habe, ihren Status dann aber nicht mehr erneuern konnte, als die Regierung Trump in ihrer ersten Amtszeit versuchte, das Programm politisch auslaufen zu lassen. Anschließend habe sie andere Wege der Regularisierung beschritten, etwa über familiäre Bindungen zu US‑Staatsbürgern.

Aus Sicht der Familie ist vor allem die Trennung zwischen Mutter und Sohn kurz vor Thanksgiving unverständlich und unverhältnismäßig. In der Spendenkampagne wird geschildert, Ferreira sei kurzfristig festgenommen und in ein weit entferntes Bundesland verlegt worden, ohne dass der Elfjährige ausreichend Gelegenheit gehabt habe, sich zu verabschieden oder die Situation zu verstehen. Angehörige bezeichnen sie dort als liebevolle Mutter, die trotz großer Entfernungen stets bemüht gewesen sei, ihrem Sohn nahe zu sein.

Auch jenseits der persönlichen Tragödie entfaltet der Fall politische Wirkung. Medien wie NBC News, CNN und das lokale Portal WBUR berichten, dass ein Regierungsmitarbeiter den familiären Bezug zur Sprecherin des Präsidenten bestätigt habe. Karoline Leavitt selbst schweigt bislang. Dennoch zeigt der Vorfall, dass die verschärfte Migrationspolitik der Trump-Regierung offenbar auch Menschen trifft, die über enge Verwandtschaftsbeziehungen unmittelbar mit dem Präsidentenumfeld verbunden sind. Für Befürworter harter Maßnahmen ist dies ein Beleg dafür, dass die Regeln für alle gleichermaßen gelten sollen; Kritiker sehen darin hingegen ein Symbol für eine Politik, die Familien trennt und selbst langjährig integrierte Migranten mit unsicherem Status jederzeit aus ihrem Leben reißen kann.

Wie es für Ferreira weitergeht, entscheiden nun Gerichte und Einwanderungsbehörden. Möglich ist eine Abschiebung nach Brasilien, aber auch ein vorläufiger Aufschub oder eine neue Form des Schutzes, falls ihre Anwälte nachweisen können, dass sie Anspruch auf einen legalen Status hat. Für den elfjährigen Michael steht indes vor allem eines im Vordergrund: Ob und wann er seine Mutter wiedersehen und mit ihr sprechen kann – und ob seine Familie, trotz der Verfahren und politischen Kontroversen, eine Perspektive jenseits der ständigen Angst vor Abschiebung findet.

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Verwendete Quellen:

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