Steigende Gaspreise legen Verbrennungsanlagen lahm: Haben wir bald ein Müll-Problem?

Um zu realisieren, wie eng die Dinge oft zusammenhängen, braucht es eine Krise. Wie die derzeitige Rohstoff- und Chemikalienknappheit. Darunter leiden nicht nur die Verbraucher:innen in ihren Eigenheimen, sondern auch die große Industrie. Hier folgen wir dem Rattenschwanz der Engpässe.

Knapp 21 Millionen Tonnen Müll verbrennen deutsche Müllverbrennungsanlagen pro Jahr
© Chris Henderson@ Getty Images
Knapp 21 Millionen Tonnen Müll verbrennen deutsche Müllverbrennungsanlagen pro Jahr

Es ist ein Thema, das man lieber verdrängt. Müll ist schließlich etwas, das wir wegschmeißen, damit es aus unserem Umfeld verschwindet. Doch irgendwo muss der Abfall schließlich auch landen - und ordnungsgerecht entsorgt werden.

Stillstand wegen Ammoniakmangel?

Den deutschen Müllverbrennungsanlagen (MVA) droht aufgrund der aktuellen Krise ein Stillstand, wie Welt berichtet. Doch tatsächlich ist nicht das Gas der springende Punkt, sondern das Ammoniak. Dieses wird nämlich für die Filter zur Rauchgasreinigung in den Müllwerken gebraucht. Zwar ist Ammoniak eine der meistproduzierten Chemikalien weltweit, doch auch hier sind die Probleme bei der Herstellung dem fehlenden Gas zuzuschreiben.

Das treibt natürlich die Besorgnis der Anlagenbetreiber in die Höhe. Laut Carsten Spohn, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Thermischen Abfallbehandlungsanlagen in Deutschland (ITAD), kann die Lieferung ammoniakbasierter Reduktionsmittel nur noch von Woche zu Woche garantiert werden anstatt wie vorher bis zu einem Jahr im Voraus.

Eine Sondergenehmigung muss her

Um den zulässigen Stickoxid-Grenzwert trotzdem nicht zu überschreiten, fordern Anlagenbetreiber eine Sondergenehmigung - doch die Politik ist zögerlich. Spohn sagt:

Wir warnen Politik und Behörden schon länger, dass es zu einem Notstand kommen kann. Das Problem ist also adressiert und bekannt. Nun laufen die Abwägungsprozesse bei der Bundesregierung.

Eine funktionierende Müllverbrennung in den deutschlandweit 66 Werken ist darüber hinaus nicht unwichtig für die Energieversorgung. In Nürnberg produzieren sie rund 20 Prozent der Fernwärme und zehn Prozent des Stroms für Haushalte.

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