Baerbock kritisiert Papst nach Ukraine-Aussagen: "Was hat er sich dabei gedacht?"

Annalena Baerbock sieht derzeit keine Möglichkeit, mit Russland über Frieden in der Ukraine zu verhandeln. Die Aufforderung des Papstes macht sie wütend.

Annaelena Baerbock, Kritik an Papst Franziskus, Ukraine, Russland, Verhandlungen, an die Front reisen
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Annaelena Baerbock, Kritik an Papst Franziskus, Ukraine, Russland, Verhandlungen, an die Front reisen

Bundesaußenministerin Baerbock ist dafür bekannt, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Bei einem Treffen der G20-Außenminister:innen sprach sie ihren russischen Kollegen direkt an und appellierte an sein Gewissen. Dass andere eher versuchen, der Ukraine ins Gewissen zu reden, stößt ihr sauer auf – selbst wenn das vom Papst kommt!

Papst empfahl der Ukraine, die "weiße Flagge" zu hissen.

Am vergangenen Samstag hatte Papst Franziskus den Ukrainer:innen empfohlen, sich auf Verhandlungen mit Russland einzulassen und dafür die Waffen ruhen zu lassen:

Schämt euch nicht, zu verhandeln, bevor es noch schlimmer wird!

Statt also von Putin zu verlangen, seinen Angriffskrieg auf ein anderes Land zu beenden, wandte er sich an die Ukraine und schlug vor, aufzugeben. Diese Äußerung kam nicht überall gut an.

Baerbock entsetzt über Papst

Am vergangenen Sonntag machte vor allem Annalena Baerbock ihrem Ärger Luft. In der gleichnamigen Talkshow der Moderatorin Caren Miosga ereifert sie sich:

Jetzt hat es auch der Papst gesagt, wo ich mich wirklich frage, was er sich dabei gedacht hat! Ich versteh’s nicht. Also ich versteh’s wirklich nicht. In diesen Zeiten! [...] Über Monate hat das Internationale Komitee des Roten Kreuzes, haben unterschiedliche NGO’s, haben unterschiedliche Länder, Südafrika, versucht, [verschleppte Kinder; Anm.d.Red.] zu befreien. Und da frage ich mich: Wo ist da der Papst? Der Papst muss davon wissen!

Sie schildert eigene Erfahrungen ...

Sie selbst sei bereits vor Ort gewesen. Habe viele schlimme Dinge gesehen und mit Betroffenen gesprochen. Das seien schreckliche Bilder gewesen, die man nicht einfach vergessen und weitermachen könne:

Manchmal kann man die Dinge nur verstehen, wenn man selber – erleben tue ich die Dinge ja nicht, ich lebe ja nicht im Krieg – sieht, was da passiert. Wenn man sieht, wie ein Kindergarten angegriffen wird. [...] Wenn man mit Frauen redet, die sagen: Frau Baerbock, wenn Frauen nicht sicher sind, ist niemand sicher! [...] Ich habe mit Kindern gesprochen, die verschleppt worden sind [und gerettet werden konnten, Anm.d.Red.]. [...] Eine 16-jährige hat in Kiew zu mir gesagt: Frau Baerbock, bitte geben Sie Putin nicht nach. Meine ganzen Schulfreundinnen sind alle noch in Russland. [...] Wo die Ukrainer die Dörfer nicht befreien können, vergewaltigen die Russen nachts die Frauen und verschleppen tagsüber die Kinder!

... und fordert: Papst soll erst mal selbst an die Front

Während ihres Gastauftritts bei Caren Miosga lässt die Außenministerin ihren Emotionen, vor allem ihrer Wut über eine solche Forderung des Papstes, freien Lauf.

Sie fordert schließlich sogar, dass der Papst erst mal selbst an die Front geht und sich ein Bild von der mutwilligen Zerstörung und großen Verzweiflung macht, bevor er solche Äußerungen trifft:

Manchmal wünsche ich mir, man würde mit demjenigen vielleicht einmal zusammen in die Ukraine fahren! Damit meine ich nicht nur den Präsidentenpalast – sondern die Ruinen, die Bunker, die Stellungen, die Massengräber.

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Verwendete Quellen:

ARD Mediathek: Caren Miosga: "Putins Krieg und Deutschlands Rolle" (ausgestrahlt am 10.03.2024)

BILD: Baerbock bei Miosga: Der Papst an die Front!

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