Corona-Impfung und Weltordnung: Es werden neue Abhängigkeiten geschaffen

Der Gesundheitsaktivist Dan Owalla ist verärgert über den Impfnationalismus, nach dessen Motto sich westliche Länder zurzeit die Vakzine unter den Nagel reißen wollen. Andere Teile der Welt, wie zum Beispiel Afrika, bleiben dabei auf der Strecke.

Ein Gesundheitsaktivist ist verärgert über den Impfnationalismus westlicher Länder.
© skaman306@Getty Images
Ein Gesundheitsaktivist ist verärgert über den Impfnationalismus westlicher Länder.

Die Corona-Impfung ist bei uns gerade erst angelaufen. Doch schon jetzt hat der Kampf um die Vakzine gezeigt, dass jedes Land im Zweifelsfall zuerst auf sich selbst schaut.

Andere Länder bleiben dabei auf der Strecke. Impfnationalismus steht dabei an erster Stelle, anstatt globale Probleme gemeinsam anzugehen. Im Interview mit ZDF heute findet Gesundheitsaktivist Dan Owalla klare Worte zu dem neu aufgekommenen Impfnationalismus.

Westliche Interessen gefährden Afrikas Gesundheit

Owalla, der für die Nicht-Regierungsorganisation People's Health Movement in Kenia im Einsatz ist, sieht in dem Egoismus der westlichen Länder und Firmen einen Hauptgrund, warum die Impfstart in Afrika so langsam vonstatten geht.

Bis Ende 2021 sollen rund 30 Prozent aller in Afrika lebenden Menschen geimpft sein, zeigen Schätzungen. Eine Zahl, die aus Owalla Sicht unnötigerweise klein ist:

Wir haben das bei der HIV-Medikation gesehen, wo afrikanische Länder später Zugriff bekommen haben. So etwas sollte sich nicht wiederholen. Wenn man Patente aussetzt, dann könnte mehr Impfstoff produziert werden, weil das Wissen geteilt würde.
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Durch den Impfnationalismus werden ganze Kontinente wie Afrika in neue Abhängigkeiten getrieben... Anna Shvets@Pexels

Gesundheitsaktivist prangert Impfnationalismus an

Doch weil das angeeignete Wissen nicht mit der gesamten Welt geteilt wird, sind afrikanische Länder zu mitunter drastischen Maßnahmen gezwungen. Aktivisten rufen bereits im Internet Biontech-Mitarbeiter dazu auf, das Geheimnis des Impfstoffes zu verraten, um eine gerechtere Produktion zu schaffen.

Afrikanische Länder sind nämlich derzeit dazu gezwungen, beispielsweise bilaterale Verträge für den Impfstoff zu unterzeichnen, etwa mit Russland und China. Owalla sieht darin ein großes Risiko auf Korruption:

Wenn wir nur einen Teil der Weltbevölkerung schützen, den anderen aber nicht, dann ist am Ende niemand auf lange Frist geschützt.

Doch selbst wenn die eigentlichen Impfdosen in ausreichender Menge zur Verfügung stehen würden, stellt die schlechte Infrastruktur vieler afrikanischer Länder die dortigen Gesundheitsaktivisten vor ernste Probleme.

Vom einfachen Lockdown bis hin zur komplizierten Kühlkette, die für den Transport der Vakzine nötig ist - Afrika hat noch einen weiten und harten Weg vor sich. Zu hoffen, dass so bald wie möglich ein Umdenken stattfindet.

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