Kurz nach Corona-Impfung: Altenheim-Bewohner infizieren sich mit Covid-19

In einem Altenheim in Bayern schlagen diverse Coronatests bei Personen positiv aus, die sich bereits einer ersten Impfung unterzogen hatten. Nun herrscht Unklarheit darüber, wie es zu den Ansteckungen kommen konnte und über das Vorgehen bei der zweiten Impfung.

Corona-Infektion nach Impfung im Altenheim
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Corona-Infektion nach Impfung im Altenheim

Eine Woche nach der ersten und zwei Wochen bevor Bewohner und Mitarbeiter die zweite Schutzimpfung gegen Sars-Cov-2 erhalten sollten, ist im Altenpflegeheim Sonnen-Blick im bayerischen Küps Covid-19 ausgebrochen, wie der Focus berichtet.

Fast alle Bewohner haben die erste Impfung erhalten und auch das Personal hat sich anfangs gefragt, ob die Symptome wie Fieber und Husten nur eine Nebenwirkung der Impfung sind, erklärt Leiterin Silvia Meusel.

Nach den ersten Tests und der Rücksprache mit dem Gesundheitsamt und der Arztpraxis Witthauer, die die Bewohner und Mitarbeiter geimpft hatte, sei jedoch schnell klar geworden, dass es sich um eine tatsächliche Infektion handelt.

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Die Altenheimbewohner sind tatsächlich nach der ersten Corona-Impfung an Covid-19 erkrankt. WavebreakMediaMicro@Adobe Stock

Ansteckung mit Covid-19 trotz Schutzimpfung möglich

Es stellt sich die Frage, wie es trotz der Impfung zu einem Ausbruch der Krankheit kommen konnte. Auf den wissenschaftlich fundierten Webseiten des Paul-Ehrlich- (PEI) und des Robert-Koch-Instituts (RKI) ist bislang keine Antwort dazu finden, inwieweit die erste Impfung bereits vor Sars-Cov-2 schützen soll und wann die Immunisierung schließlich einsetzt.

Auf Nachfrage antwortet PEI-Pressesprecherin Susanne Stöcker, dass es im geschilderten Fall des Küpser Altenpflegeheims mehrere Erklärungsmöglichkeiten geben würde. Bei der ersten Möglichkeit geht es schlichtweg um den Zeitpunkt der Infektion:

Wenn Menschen in dem Altenpflegeheim eine Woche nach der Impfung positiv auf Sars-Cov-2 getestet wurden, kann es durchaus sein, dass sie sich bereits vor der Impfung infiziert haben. Da es sich um eine prophylaktische Impfung handelt, nicht um eine therapeutische Impfung, könnte sie dann keine Schutzwirkung mehr entfalten.

Das bedeutet konkret, dass die Impfung das Immunsystem auf das Virus zwar vorbereitet, jedoch keine Wirkung entfalten kann, wenn sich dieses zum Zeitpunkt der Impfung bereits im Körper ausgebreitet hat.

Die zweite und dritte Möglichkeit hängt mit der Wahrscheinlichkeit des Schutzes und der Zeit nach der Impfung zusammen, wie die Institutionssprecherin erklärt:

Es kann auch sein, dass die Infektion kurz nach der Impfung stattgefunden hat.

95 % Schutz erst sieben Tage nach zweiter Biontech-Impfung gegeben

Auch der Hersteller Biontech weist darauf in seiner Produktinformation hin: Demnach haben die Studien mit insgesamt 10.000 Testpersonen ergeben, dass die Wahrscheinlichkeit des Impfschutzes bei 95 Prozent liegt.

Statistisch gesehen können so also noch fünf Prozent auch nach dem vollständigen Impfschutz an Sars-Cov-2 erkranken. Der vollständige Impfschutz, der bei jenen 95 Prozent wirkt, beginnt erst sieben Tage nachdem die zweite Dosis verabreicht wurde.

Auch bei der ersten Dosis kann es sieben Tage dauern, bis zumindest ein Teilschutz einsetzt. Doch dieser ist sicherlich nicht gleichzusetzen mit der Immunität nach der zweiten Impfung, weshalb diese unbedingt notwendig ist. PEI-Sprecherin Stöcker erklärt dazu:

Vorher mag es einen Teilschutz geben, aber innerhalb von sieben Tagen nach der ersten Impfung kann man noch nicht davon ausgehen, geschützt zu sein.
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