In den Vereinigten Staaten zirkulieren Haiprodukte ungehindert im Handel. Das Problem: Ein Teil davon stammt offenbar von stark bedrohten Arten, ohne dass die Verbraucher davon wissen. Das zeigt eine aktuelle Studie, veröffentlicht in Frontiers und durchgeführt von Forschern der University of North Carolina. Sie beleuchtet einen undurchsichtigen Handel mit beunruhigenden Folgen – sowohl für die Biodiversität als auch für die öffentliche Gesundheit.
Geschützte Arten unter irreführendem Etikett verkauft
Für ihre Untersuchung nutzten die Forscher genetische Analysen und prüften fast 30 Haiprodukte, die zwischen 2021 und 2022 in vier Bundesstaaten gekauft wurden: Washington D.C., North Carolina, Florida und Georgia. Die Ergebnisse sind alarmierend: Fast ein Drittel der Proben stammte von bedrohten oder stark bedrohten Arten wie dem Großen Hammerhai, dem Glatthammerhai, dem Kurzflossen-Mako oder dem Heringshai.
Savannah J. Ryburn, Hauptautorin der Studie, erklärt:
„Von den 29 Proben waren 93 % nur vage als ‚Hai‘ gekennzeichnet, und eines der beiden Produkte, die mit einer Artbezeichnung versehen waren, war falsch etikettiert.“ Sie ergänzt: „Wir haben stark bedrohte Haie in Supermärkten, Fischmärkten und online gefunden.“
Dieser Mangel an Transparenz begünstigt Betrug. Frisches Haifischfleisch wird bereits ab 6,56 Dollar pro Kilo verkauft, während das begehrte Trockenprodukt über 200 Dollar pro Kilo kosten kann. Ohne klare Etikettierung ist es unmöglich zu wissen, ob diese Produkte von geschützten oder illegal gefangenen Arten stammen – ein Preisunterschied, der laut den Forschern Substitution und Schwarzmarktverkäufe fördert.
Doch über die Handelsaspekte hinaus geht es auch um die Gesundheit der Verbraucher. Einige Arten, darunter Hammerhaie, weisen nämlich hohe Konzentrationen an Quecksilber, Methylquecksilber und Arsen auf – Substanzen, die neurologische Schäden, Krebs oder Fehlbildungen beim Fötus verursachen können.
Das Problem betrifft sogar Tierfutter. Eine weitere Studie aus dem Jahr 2022 zeigte, dass Fleisch bedrohter Haie auch in Tiernahrung landet – oft verschleiert unter Bezeichnungen wie „Weißfisch“ oder „Ozeanfisch“.
Gesetzeslücken und der Ruf nach strengeren Maßnahmen
Die Situation steht in einem besorgniserregenden globalen Kontext: Seit den 1970er-Jahren sind die Haipopulationen um mehr als 70 % zurückgegangen. Ursachen sind Überfischung, Lebensraumzerstörung, Beifang und der Klimawandel. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) schätzt inzwischen, dass ein Drittel aller Haiarten vom Aussterben bedroht ist.
Zwar genießen 74 Arten internationalen Schutz durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES), doch die Kontrollen bleiben unzureichend. Sobald Haifleisch zu Filets oder Trockenware verarbeitet wird, ist es visuell kaum mehr einer Art zuzuordnen – ein Schlupfloch bei der Durchsetzung der Regeln.
„Die Legalität des Haifleischverkaufs in den USA hängt weitgehend davon ab, wo der Hai gefangen wurde und um welche Art es sich handelt“, betont Savannah J. Ryburn. Sie fügt hinzu: „Wenn Fleisch von großen Haien in Supermärkte und Märkte gelangt, wird es meist als Filet verkauft, ohne erkennbare Merkmale – es ist daher unwahrscheinlich, dass die Verkäufer wirklich wissen, welche Art sie anbieten.“
Für die Autoren der Studie liegt die Lösung in einer klaren Pflicht zur Artenkennzeichnung. „Verkäufer in den USA sollten verpflichtet sein, spezifische Artnamen anzugeben“, insistiert die Hauptautorin. Sie schließt mit einem Rat an die Verbraucher:
„Wenn Haifleisch nicht zur Ernährung notwendig ist, sollte man Produkte meiden, die keine präzise Kennzeichnung oder klare Rückverfolgbarkeit aufweisen.“
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Verwendete Quelle:
Aus dem Französischen übersetzt vonGeo
















