Trash-Dating: Liebe zum Wegwerfen

Swipen und dann... Immer mehr Menschen betreiben das sogenannte Trash-Dating. Ein in unseren Zeiten nicht unbekanntes Phänomen, das sich auch im Konsum von Serien widerspiegelt.

Unser Liebesleben ist zum Konsum geworden
© Nathaphat Chanphirom / EyeEm@Getty Images
Unser Liebesleben ist zum Konsum geworden

Soziale Medien und neue Technologien haben unser Dating-Verhalten in den letzten 20 Jahren grundlegend verändert. Mit der Verbreitung von Apps wie Tinder, LOVOO oder Fruitz ist ein neues Dating-Phänomen aufgekommen. Das sogenannte Trash-Dating hat Dating-Seiten wie Meetic aus den 2000er Jahren abgelöst, auf denen die Menschen tatsächlich noch nach Liebe suchten. Heute kommt es nur noch auf das eine an!

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Beim Trash-Dating kommt es nicht auf die Liebe an  Voyagerix@Getty Images

Wegwerf-Kultur

Mit den neuen Technologien ist alles einfacher – auch Sex, wie die Soziologin Catherine Lejealle gegenüber Glamour erklärt:

Heute gibt es dank Smartphones und Flatrates keine finanziellen oder technischen Grenzen mehr. Vor 15 Jahren war es viel schwieriger, wenn man sich auf einer Dating-Webseite anmeldete: Man musste sich einen Account erstellen, seine Matching-Kriterien festlegen, warten, bis die Seite eine erste Vorauswahl getroffen hatte und anfangen, Nachrichten zu schreiben, auf die man erst drei Tage später eine Antwort bekam. Heute findet man in drei Minuten per Handy jemanden, der bereit ist, eine sexuelle Beziehung einzugehen.

Nach dem Binge Watching kommt nun das Binge Dating

Inzwischen scheint es normal geworden zu sein, sich mit einer/m Unbekannten zum Sex zu verabreden. Es ist ein Trash-Dating-Phänomen, das auch noch einen weiteren vielsagenden Spitznamen hat: Binge Dating.

Man kann die Mechanismen, die hier am Werk sind, tatsächlich mit denen vom Binge Watching (Serien schauen ohne Ende) oder Binge Drinking (exzessives Trinken) vergleichen, wie Catherine Lejealle erläutert:

Beim Binge Dating liegt der Reiz im Exzess. Man sucht ohne Unterlass nach immer neuen One-Night-Stands und genauso wie beim Alkohol ist es dabei das Ziel, am meisten und am schnellsten zu konsumieren, ohne unbedingt an die Qualität zu denken.

Die Soziologin sieht eine Verbindung zwischen Trash oder Binge Dating und sozialen Codes, die durch soziale Netzwerke und Überinformation entsteht:

Wir leben in ständigem Aufruhr. Man kann nicht mehr einen Abend zu Hause verbringen, man muss Dinge erleben, ausgehen, die neueste angesagte Rooftop-Bar entdecken, um das Gefühl zu haben, ein erfülltes Leben zu führen.

Angst vor der Liebe?

Ein One-Night-Stand nach dem anderen, um sich lebendig zu fühlen? Man könnte denken, das wäre das Ziel, aber das ist zu bezweifeln und man fragt sich, was wirklich dahintersteckt. Catherine Lejealle ist der Meinung, dass diese Verhaltensweisen vor allem aufgrund von Angst vor Liebe, Vertrauen und Enttäuschung zustande kommen.

Denn wir leben und lieben in einer Zeit, in der viele Männer und Frauen wenig Hemmungen haben, ihre/n Partner/in zu betrügen, Scheidungen sehr häufig sind und die Bilder, die man im Fernsehen und in den sozialen Netzwerken sieht, extrem sexualisiert sind. Durch Werbung und soziale Medien werden die Menschen viel mehr auf schnellen Konsum gepolt, als ihre Zeit mit der Suche nach der wahren Liebe zu verschwenden:

Man bleibt auf diesen Apps geschützt. Wenn man sie nutzt, ist dies häufig auf eine Angst vor sich selbst und Angst vor Abweisung zurückzuführen. Wenn man einen One-Night-Stand nach dem anderen erlebt, wird man niemals auf lange Sicht Erfüllung finden... Wissen Sie, diese leidenschaftlichen Geschichten, die man in Filmen sieht und von denen man in Büchern liest – die, von denen alle träumen.
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