Die AfD würde laut Umfragen bei einer Bundestagswahl aktuell die zweitstärkste Partei werden. Vor allem in den sozialen Medien erreicht sie mehr (junge) Leute als andere Partei. Daher sollen Lehrkräfte nun aufzeigen, wie gefährlich die AfD ist. Das fordert zumindest die GEW-Chefin Maike Finnern.
Gewerkschaft: Lehrer dürfen sich zu kritisch zu AfD äußern
In einem Interview mit den Stuttgarter Nachrichten und der Stuttgarter Zeitung hat Finnern, die Chefin der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft, betont, wie wichtig ein kritischer Umgang mit der AfD bereits im Klassenzimmer sei:
Die AfD ist eine Partei mit verfassungsfeindlichen Tendenzen. Das dürfen und sollen Lehrerinnen und Lehrer auch im Klassenraum so sagen.
Es sei sogar sogar ihre Pflicht, dies zu tun
Mehr noch: Der GEW-Chefin zufolge sei es sogar die Pflicht der Lehrkräfte, diese Unterhaltungen im Unterricht zu führen – insbesondere, da Schüler:innen via Social Media häufig mit den Partei-Inhalten konfrontiert würde, ohne dies so recht verorten zu können:
Ich ermuntere Lehrkräfte nicht nur dazu, die Auseinandersetzung mit der AfD auch im Klassenraum zu suchen. Ich rufe sie auch ausdrücklich dazu auf. Lehrerinnen und Lehrer schwören auf die Verfassung - und darauf, diese zu verteidigen.
Außerdem sollten sich Lehrer:innen an den "Demos gegen Rechts" beteiligen:
Aus unserer Sicht haben sie sogar mehr als andere die Pflicht, sich für Demokratie und Vielfalt starkzumachen sowie ihre Stimme gegen Rechtsextremismus und verfassungsfeindliche Umtriebe zu erheben.
Forderung der GEW-Chefin führt zu gemischten Reaktionen
Während Maike Finnern der Ansicht ist, dass sich Lehrkräfte besonders im Kampf gegen Rechtsextremismus engagieren sollten, zeigt sich der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Stefan Düll, zurückhaltender:
Wir haben Verfassungsfeinde links, wir haben sie rechts, wir haben sie im religiösen Bereich. Das muss man auch ganz offen mit den Schülern besprechen. Es ist normal für den unterrichtlichen Kontext, wenn bestimmte Gruppierungen genannt werden, wenn diese – wie Teile der AfD – vom Verfassungsschutz als gesichert extremistisch eingestuft sind.
Ähnlich äußerte sich auch ein Bildungspolitiker der CDU, Thomas Jarzombek, gegenüber der dpa:
Es muss aber immer um Extremismus in allen Ausprägungen gehen und darf nicht zu einer 'Lex AfD' kommen, die am Ende auf die Opfererzählung dieser Partei einzahlt.
Zeitgleich betont Stefan Düll aber auch, dass die (Nicht-)Teilnahme an Demonstrationen aber eine Privatangelegenheit sei und Lehrer:innen demnach nicht aktiv zur Teilnahme aufgefordert werden müssten beziehungsweise sollten.
AfD spricht von "Instrumentalisierung der Lehrkräfte"
Die AfD empört sich derweil, wenig überraschend, über Finnerns Forderung. Einer der Bildungspolitiker der Partei, Götz Frömming, erklärte, dass an der Forderung nach kritischem Umgang mit Parteiprogrammen zwar grundsätzlich nichts verkehrt sei.
Sich aber auf seine Partei zu beschränken, habe in seinen Augen aber nichts mit der Verteidigung der Verfassung zu tun, eher im Gegenteil:
Gegen eine kritische Auseinandersetzung mit der AfD im Rahmen des Politikunterrichts ist nichts einzuwenden. Problematisch ist allerdings, dass die GEW-Chefin eine kritische Auseinandersetzung mit anderen Parteien wie den Grünen oder der SPD nicht für notwendig erachtet. Wer Lehrer, die als Beamte Teil der Exekutive sind, für die politische Auseinandersetzung mit der Opposition instrumentalisieren möchte, hat unsere Verfassung nicht verstanden.
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Verwendete Quelle:
Stuttgarter Zeitung: Schule: GEW-Chefin für kritischen Umgang mit AfD im Unterricht