Hexen, Kristalle, Astrologie und Magie im Allgemeinen haben die Menschen schon immer fasziniert. So sind etwa die Prophezeiungen einer Hexe aus dem 16. Jahrhundert immer noch Gegenstand von Spekulationen. Obwohl, "schon immer fasziniert" ist vielleicht auch falsch. Jahrhundertelang sind Frauen, die für Hexen gehalten worden sind, gejagt worden, und wenn man sie gefunden hat, sind sie mit unvorstellbarer Gewalt und Tod bestraft worden.
Wir alle haben von den Salemer Prozessen gehört, die 1692 in Massachusetts begonnen haben und erst mehr als ein Jahr später beendet worden sind. Zahlreiche Kunstwerke sind von ihnen inspiriert, und sie beherrschen die Lehre über die Behandlung von Hexen. Aber auch in Europa hat es eine Zeit der Hexenverfolgung gegeben, die ebenso brutal gewesen ist wie die in Salem. Dabei sind Hexen im Mittelalter unter anderem für den Ausbruch von Seuchen verantwortlich gemacht worden.
Dank eines TikTok-Videos, das am 28. Juli von @myveggietravels gepostet worden ist, haben wir von dem einzigen bekannten Hexengrab in Schottland erfahren. Die Geschichte ist wirklich faszinierend und hat uns dazu gebracht, unsere Koffer zu packen und uns auf die Suche zu machen!
Der Prozess gegen Lilias Adie
Lilias Adie ist 64 Jahre alt gewesen, als sie beschuldigt worden ist, "Hexerei zu betreiben und mit dem Teufel Unzucht zu treiben". Adie hat in der Grafschaft Fife in Schottland gelebt. Laut Atlas Obscura ist Schottland kein besonders angenehmer Ort für ältere Frauen gewesen.
Tatsächlich wird berichtet, dass in Schottland mehr Hexenprozesse und Hinrichtungen stattgefunden haben, als in jedem anderen Land in Europa. Aufgrund der gegen sie erhobenen Anschuldigungen ist Adie verhaftet und einem einmonatigen Verhör unterzogen worden. Und mit Verhör meint man: Sie ist einen Monat lang gefoltert worden, um ein Geständnis aus ihr herauszubekommen.
Obwohl die Folter "erfolgreich" gewesen ist und Lilias ein Geständnis entlockt hat, ist sie schlussendlich gestorben, noch bevor sie auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden ist. Der Tod vor der Verbrennung hat nach damaligem Verständnis bedeutet, dass man ihre Seele nicht hat verbrennen können. Daher hat man befürchtet, dass der Teufel sie wieder zum Leben erwecken würde.
@myveggietravels The only named witch's grave in Scotland - Lillias Aidie's story deserves more recognition than it receives. Scotland's persecution of 'witches' hit its peaks between the late 16th to the early 18th century. It is estimated that between 3 and 4 thousand people were tortured and executed as 'witches'. At the age of 64, Lillias Aidie was added to the list of suspects after a woman felt delirious after an evening of drinking one night in 1704 — and so she concluded that her neighbor, Lilias, must have summoned Satan to cast a spell on her. After excessive torture, Lillias 'confessed', forced to name other witches. While she gave the names of those already sentenced, she proclaimed others were masked and she couldn't identify them. Sentence to a death by flames on the steak, she died in prison before it was carried out. The locals feared that (since they didn't burn her soul), she would return from the dead, and so remains the only known buried witch - kept restrained by the tides and the enormous grave slab. #scotlandwitch#scotlandhistory#lilliasaide#hiddenscotland#thingstoseeinscotland#visitscotland
♬ Reflections on a Hero - Trevor Morris
Ihre Begräbnisstätte
Da die meisten, wenn nicht alle anderen Hexen, auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden sind, gibt es für sie keine Grabstätten. Das bedeutet, dass diese Frauen vollständig aus der Geschichte verschwunden sind. Nicht so Lilias Adie.
Wie Atlas Obscura weiter erklärt, hat man die Frau nicht in geweihtem Boden beisetzen können. Als Lösung haben die Verantwortlichen beschlossen, sie bei Ebbe in der Mündung des Firth of Forth zu begraben und mit einer halbtonnenschweren Platte zu bedecken, damit sie nicht wieder auferstehen kann.
Wie im TikTok-Video zu sehen ist, ist die Begräbnisstätte noch heute sichtbar und wird sogar durch ein Denkmal am Straßenrand gekennzeichnet.
Ihre Ruhe ist wiederholt gestört worden
Obwohl sie unter einer halbtonnenschweren Platte begraben worden ist, hat man die Leiche von Lilias Adie nicht in Ruhe gelassen. Da sie die Ausnahme von der Regel und die einzige in Schottland begrabene Hexe ist, ist ihr Leichnam zu einer Obsession geworden. Ähnlich sorgen auch andere historische Grabstätten immer wieder für Aufsehen. Erst in diesem Jahr ist etwa ein mehrere tausend Jahre altes Grab in Spanien entdeckt worden.
Es wird berichtet, dass "Trophäenjäger" die Ruhe der angeblichen Hexe in Schottland immer wieder gestört haben. Angeblich ist ihr Sarg zu einem Stock verarbeitet und Teile ihrer Knochen als Souvenirs verkauft worden. Noch erschreckender ist, dass ihr Schädel 1904 in die Universität von St. Andrews gelangt und dort fotografiert worden ist. Laut The Scotsman ist der Schädel zuletzt 1938 bei der Empire-Ausstellung im Bellahouston Park in Glasgow gesehen worden.
Im Jahr 2019 ist es Wissenschaftlern gelungen, anhand der vor über einem Jahrhundert aufgenommenen Bilder ihr Gesicht zu rekonstruieren und einen Blick auf die Frau zu werfen, die zum Mythos geworden ist. Ebenfalls 2019 hat der Stadtrat von Fife eine Kampagne ins Leben gerufen, um die Knochen von Lilias Adie zu finden und sie nach Hause zu bringen.
Verwendete Quellen:
TikTok: @myveggietravels
The Scotsman: "Bid to return skull taken from Scotland's only witch grave launched"
Atlas Obscura: "The long-lost final resting place of an accused witch"
Aus dem Englischen übersetzt von Ohmymag UK
