Stammzellenforschung: Menschliche Embryos sollen in künstlicher Gebärmutter entwickeln werden

Eine Biotech-Firma hat Mäuseembryonen mithilfe von Stammzellen erzeugt und in einer künstlichen Gebärmutter so lange am Leben gehalten, dass sie schlagende Herzen, einen Blutfluss und Gehirnfalten entwickeln konnten. Als Nächstes wollen sie mit der Entwicklung menschlicher Embryonen beginnen.

Ein Forscherteam bei der Stammzellenforschung mit menschlichen Embryonen
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Ein Forscherteam bei der Stammzellenforschung mit menschlichen Embryonen

Einem Forscherteam ist es gelungen, synthetische Mäuseembryonen ohne die Verwendung von Spermien, Eizellen oder einer echten Gebärmutter zu entwickeln. Wie das Team in der Zeitschrift Cell berichtet, ist dies das erste Mal, dass ein derartiger Prozess erfolgreich abgeschlossen werden konnte.

Die Rettung für die Menschheit?

Jacob Hanna, ein Forscher am Weizmann Institute of Science, in Israel und Gründer von Renewal Bio will nun einen Schritt weitergehen. Sein Ziel ist es, auf diese Weise künstliche menschliche Embryonen zu erstellen und somit der sinkenden Geburtenrate und der schnell alternde Bevölkerungen etwas entgegenzusetzen.

Auf der Webseite von Renewal Bio bietet das Unternehmen seine Lösung für den Bevölkerungsrückgang an:

Um diese komplexen Probleme zu lösen, will Renewal Bio die Menschheit jünger und gesünder machen, indem es die Möglichkeiten der neuen Stammzellentechnologie nutzt. Die Technologie kann bei einer Vielzahl menschlicher Leiden eingesetzt werden, darunter Unfruchtbarkeit, genetische Krankheiten und Langlebigkeit.

Ein vielversprechendes Vorhaben

Das Ziel der Forschung ist es, Menschen im Embryonalstadium zu erzeugen, um Gewebe für Transplantationsbehandlungen zu gewinnen, die das Leben und die Gesundheit eines Menschen verlängern sollen. Jacob Hanna erklärt gegenüber MIT Technology Review:

Wir haben bereits damit begonnen menschliche Zellen zu verwenden, in der Hoffnung Embryonen im Alter von 50 Tagen zu erzeugen. Der Embryo ist die beste Maschine zur Herstellung von Organen und der beste 3D-Biodrucker - wir haben versucht, das nachzuahmen, was er tut.

Ein Embryo mit etwa 49 - 52 Tagen hat verlängerte Finger, kann den Kopf drehen, hat ein Herz mit vier Kammern und eine Herzfrequenz von bis zu 170 Schlägen pro Minute. Er kann seine Hände bewegen, und die Gehirnwellenaktivität hat begonnen. Dies ist das Stadium, in dem Hanna die Embryonen wachsen lassen möchte.

Bei der Erzeugung menschlicher Embryonen wird Hanna sein eigenes Blut und seine eigenen Hautzellen verwenden. Sollte der Versuch erfolgreich verlaufen, würde es sich bei all den erstellten Embryonen um genetische Klone seiner selbst handeln.

Nicht alle sind davon begeistert

Die Verwendung von Klonen menschlicher Embryonen zu Forschungszwecken sorgt in der wissenschaftlichen Gemeinschaft immer wieder für kritische Stimmen. Einige Gegner:innen fordern sogar ein komplettes Verbot der Stammzellenforschung.

Ein in der Zeitschrift eLife veröffentlichter Artikel aus dem Jahr 2017 berichtet sogar von der Möglichkeit, dass synthetische Embryonen Schmerzen oder Empfindungen empfinden könnten.

Das Forscherteam um Hanna hat sich den ethischen Bedenken seiner Kritiker bereits angenommen. In Zukunft möchten sie ausschließlich synthetische menschliche Embryonen ohne Lunge, Herz oder Gehirn erschaffen.

Verwendete Quellen:

Cell: Post-gastrulation synthetic embryos generated ex utero from mouse naive ESCs

Renewal Bio

MIT Technology Review: This startup wants to copy you into an embryo for organ harvesting

eLife: Addressing the ethical issues raised by synthetic human entities with embryo-like features

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