Kann man Alzheimer mit dem "5-Wörter-Test" erkennen? Die Antwort eines Neurologen

Um die Alzheimer-Krankheit bei einem Patienten oder einer Patientin so schnell wie möglich zu erkennen, wurden von Fachleuten mehrere Tests erdacht und durchgeführt. Dazu gehört auch der "5-Wörter-Test", der von dem Neurologen Bruno Dubois entwickelt wurde. Kann man mit diesem Test wirklich eine Erkrankung erkennen?

Alzheimer, Test, Verlässlichkeit
© Andrew Bret Wallis@Getty Images
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In Deutschland sind schätzungsweise 1,8 Millionen Menschen von Alzheimer betroffen. Die neuro-evolutive Erkrankung führt zu einem allmählichen Rückgang der kognitiven Fähigkeiten des Patienten oder der Patientin. Es gibt zwar keine Behandlung, die den Ausbruch der Krankheit verhindern kann, aber es gibt mehrere Möglichkeiten, die Krankheit frühzeitig zu behandeln. Der von dem Neurologen Bruno Dubois entwickelte "5-Wörter-Test" gehört zu den zahlreichen Tests, mit denen man die Alzheimer-Krankheit erkennen kann. Wie funktioniert er? Prof. Marc Verny, Neurologe und Geriater, medizinischer Direktor der medizinisch-universitären Abteilung des Krankenhauses Pitié-Salpêtrière in Paris, erklärt es uns.

Was ist die Alzheimer-Krankheit? Definition und Erklärungen

Die Alzheimer-Krankheit wird durch eine langsame Degeneration von Neuronen verursacht, die die kognitiven Funktionen der Betroffenen - Gedächtnis, Sprache, Denken, Lernen, Entscheidungsfindung, Wahrnehmung, Aufmerksamkeit usw. - zunehmend beeinträchtigt. - bis hin zum Verlust der Selbstständigkeit.

An der Krankheit sind zwei große Proteine beteiligt: das Amyloid-Beta-Peptid - das natürlich im Gehirn vorkommt und sich aufgrund von Strukturveränderungen anormal anhäuft und Plaques bildet - und das Tau-Protein", erläutert Prof. Marc Verny. Die Entwicklung ist sehr langsam und progressiv: Man schätzt, dass zwischen dem Zeitpunkt, an dem die ersten Veränderungen dieser Proteine auftreten, und dem Zeitpunkt, an dem die allerersten klinischen Manifestationen der Krankheit auftreten (Stadium der subjektiven Beschwerden), etwa 15 Jahre vergehen können."

Was sind die ersten Symptome der Alzheimer-Krankheit?

Die Alzheimer-Krankheit äußert sich vor allem durch Anzeichen wie:

  • Gedächtnisstörungen, die sich auf das tägliche Leben auswirken
  • Desorientierung in Raum und Zeit
  • Stimmungsschwankungen
  • Schwierigkeiten beim Sprechen: Schwierigkeiten, das richtige Wort zu finden oder Dinge beim falschen Namen zu nennen
  • Schwierigkeiten bei der Ausführung vertrauter Aufgaben

Wie wird die Krankheit ausgelöst? Drei Entwicklungsphasen

Die Diagnose der Alzheimer-Krankheit beruht auf einer klinischen Untersuchung, neuropsychologischen Tests sowie einer Kernspin- oder Computertomografie. Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung ist heute das beste Mittel, um den Verlauf der Krankheit zu verlangsamen. Denn auch wenn die verfügbaren Behandlungen die bereits eingetretenen Symptome nicht rückgängig machen können, so können sie doch in Verbindung mit nicht-medikamentösen Therapien die lästigen Beschwerden der Krankheit eindämmen.

Im Verlauf der Krankheit werden drei Phasen unterschieden:

  • die Phase der sogenannten subjektiven Beschwerden, wenn der Patient oder die Patientin den Eindruck hat, dass bestimmte Dinge nicht mehr so funktionieren wie früher, aber die ausführlichen neuropsychologischen Tests keine signifikanten Veränderungen aufzeigen
  • die Phase geringfügiger neurokognitiver Störungen, wenn Veränderungen in den Tests auftreten, die sich nicht auf das tägliche Leben auswirken
  • die Phase der schweren neurokognitiven Störungen, in der die Veränderungen in den Tests mit Auswirkungen auf das tägliche Leben einhergehen. Zum Beispiel: Schwierigkeiten beim Ausfüllen von Verwaltungsdokumenten, bei der Fortbewegung, bei der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel usw. Die meisten Menschen haben Schwierigkeiten, sich zu bewegen.

"Heute sind wir in der Lage, die Alzheimer-Krankheit bereits im Stadium leichter kognitiver Störungen zu diagnostizieren", sagt der Experte. Daher ist es so wichtig, dass man sofort zum Arzt oder zur Ärztin geht, wenn Beschwerden auftreten."

Neuropsychologische Abklärungen, Screening-Tests: Welche Diagnoseinstrumente gibt es?

Auffälligkeitstests - darunter der 5-Wörter-Test - helfen bei der Orientierung der Diagnose. Ihnen folgt ggf. eine neuropsychologische Untersuchung, wenn Auffälligkeiten festgestellt werden.

"Es gibt mehrere Tests, mit denen man den Zustand eines Menschen feststellen kann", erklärt Prof. Verny. Zum Beispiel dauert der MMSE (Mini Mental State Examination) 10 - 15 Minuten und untersucht mehrere kognitive Funktionen gleichzeitig. Der MoCA (Montreal Cognitive Assessement) ist ebenfalls ein schneller Screening-Test (15-20 Minuten), mit dem leichte kognitive Störungen festgestellt werden können. Was den 5-Wörter-Test betrifft, so befasst er sich speziell mit der Erforschung des Gedächtnisses, insbesondere des episodischen Gedächtnisses."

Was ist der "5-Wörter-Test"?

Der Dubois "5-Wörter-Test", benannt nach dem Neurologen Bruno Dubois, der ihn entwickelt hat, basiert auf fünf Wörtern. "Wir werden versuchen, mehrere Phasen des Erinnerns künstlich nachzubilden: In der ersten Phase wird die Kodierung der zu behaltenden Informationen kontrolliert und in der zweiten Phase wird das eigentliche Erinnern über einen zeitversetzten Abruf untersucht", erläutert der Experte.

Während des Tests muss der Patient oder die Patientin eine Liste mit fünf Wörtern lesen und sich merken. Während er die Liste vor sich hat, wird er oder sie z. B. gefragt: Wie heißt das Instrument, das auf der Liste erwähnt wird? Antwort: das Akkordeon. "Implizit werden wir das Lernen fördern, indem wir ihn auffordern, eine Assoziation zwischen dem Wort und seiner semantischen Kategorie herzustellen: Instrument/Akkordeon", fährt Prof. Verny fort.

Dann wird das Blatt umgedreht und erneut nach den Wörtern gefragt, die er oder sie gerade gelesen hat, um sicherzugehen, dass er oder sie die Informationen richtig kodiert hat. Wenn es Schwierigkeiten gibt, sich an ein Wort zu erinnern, kann man ihm einen Hinweis geben.

"Zum Beispiel: Es gab ein Kleidungsstück. Das nennt man sofortigen Abruf. Nach einigen Minuten Diskussion und weiteren Tests kehrt man zur Liste zurück. Wenn der Patient oder die Patientin Schwierigkeiten hat, sich an die Wörter zu erinnern, werden ihm erneut Hinweise gegeben. Zum Beispiel: 'Erinnern Sie sich, da war eine Blume. Ach ja, die Mimose!' Das nennt man verzögerten Abruf. Dadurch wird sichergestellt, dass der Lernkreislauf funktioniert".

Wenn sich der Patient oder die Patientin hingegen trotz semantischer Erleichterung nicht an Wörter erinnern kann, sind weitere Untersuchungen - insbesondere eine neuropsychologische Untersuchung - empfehlenswert. "Dieses Profil der Beeinträchtigung des Gedächtnisses (Abrufstörungen, die unempfindlich gegen die Erleichterung sind) ist dasjenige, das bei der Alzheimer-Krankheit zu beobachten ist", schloss der Neurologe.

Wie kann die Alzheimer-Krankheit behandelt oder gemildert werden?

Die Alzheimer-Krankheit kann derzeit nicht geheilt werden, aber neue Medikamente, die sich noch in der klinischen Prüfung befinden, wie Aducanumab oder Donanemab, monoklonale Antikörper gegen das Amyloid-Protein, können den kognitiven und funktionellen Verfall von Menschen mit Alzheimer in einem leichten Stadium verlangsamen. Dies könnte Patient:innen und ihren Angehörigen (wieder) Hoffnung geben.

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Verwendete Quelle:

Femme Actuelle:Alzheimer : le “test des 5 mots” permet-il de repérer la maladie ? La réponse d’un neurologue

Aus dem Französischen übersetzt von Femme Actuelle

Studie: Gehirnpilz könnte Alzheimer auslösen Studie: Gehirnpilz könnte Alzheimer auslösen