Nur noch die Hälfte Impfstoff für Hausärzte: Das zögert Herdenimmunität weit hinaus

Die deutschen Hausärzte erhalten weniger Biontech-Impfstoff als erwartet. Das zögert die Impfungen noch weiter hinaus. Das Ziel der Herdenimmunität rückt damit in immer weitere Ferne.

Hausärzte können nicht so viel verimpfen, wie möglich wäre
© Diana Polekhina@Unsplash
Hausärzte können nicht so viel verimpfen, wie möglich wäre

Experten raten jetzt schon dazu, Kinder zu impfen, um die Herdenimmunität zu erlangen, dabei sind noch lange nicht alle Erwachsenen durch, wie sich jetzt erneut zeigt.

Was in Großbritannien bereits gelungen ist, rückt in Deutschland in immer weitere Ferne. Der Grund: Die niedergelassenen Ärzte werden gegenüber Impfzentren in der Corona-Impfkampagne benachteiligt.

Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), berichtet gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung, dass die Situation auch die Hausärzte selbst beunruhigt:

Den Praxen werden in den kommenden Wochen viel weniger Biontech-Dosen zugewiesen als versprochen, weil der Impfstoff offensichtlich vorrangig an die Impfzentren geht. Die Zuteilung für die Hausärzte wurde halbiert. Daher wächst bei den niedergelassenen Ärzten die Sorge, dass sie in den kommenden Wochen eher weniger als mehr am Impfgeschehen teilhaben können.

Schon zuvor äußern sich einige Hausärzte skeptisch hinsichtlich der Planung. Manche vermuten, der Impfstart in den Praxen würde absichtlich hinausgezögert.

"Impfkampagne könnte massiv ins Stocken geraten"

Den Angaben zufolge erhalten die Arztpraxen zwar als Ausgleich für Biontech-Kürzungen mehr Dosen des Astrazeneca-Impfstoffs. "Aber das wird so nicht aufgehen", warnt Gassen. Er erklärt:

Wenn die Impfzentren komplett den vergleichsweise unproblematischen Impfstoff erhalten, die Praxen aber den umstrittenen, der zumal den unter 60-Jährigen nicht gespritzt werden darf, wird die Impfkampagne massiv ins Stocken geraten. Das darf nicht passieren!

Der KBV-Chef befürchtet, dass wenn Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) seine Zuteilungsstrategie nicht wieder ändert, die Herdenimmunität in weite Ferne geraten wird.

Die Lieferreduzierungen in dieser und der kommenden Woche ließen "das Schlimmste befürchten", so Gassen weiter. Würden die Praxen richtig eingebunden, könnten diese bis zu fünf Millionen Menschen pro Woche impfen:

Rund 75.000 Arztpraxen stehen dafür bereit. Erhalten die Praxen genug Impfstoff, könnten wir schon im Juni die Herdenimmunität erreicht haben.
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