Seit nunmehr einem Jahr sind Françoise Boutteaux (73 Jahre) und Marie-Pierre Arfel (64 Jahre) spurlos verschwunden, nachdem sie auf der griechischen Insel Sikinos zu einer Wanderung aufgebrochen waren. Gemeinsam machten sie sich am 12. Juni 2024 auf den steilen Pfaden dieser kleinen Kykladeninsel auf den Weg – seitdem hat man sie nie wieder gesehen.
Weder ihre Leichen, noch persönliche Gegenstände oder auch nur der kleinste Hinweis konnten bislang Aufschluss darüber geben, was an jenem Tag tatsächlich geschehen ist. Inzwischen wenden sich die Kinder von Françoise an die französischen Behörden. Am Mittwoch wurden sie laut Sud Ouest zudem von der Kriminalpolizei in Toulouse vernommen.
Das einzige bekannte Lebenszeichen stammt vom 14. Juni 2024, also zwei Tage nach dem Verschwinden. Françoise Boutteaux versuchte damals, über zwei Notrufe bei der 112 Hilfe zu holen – beide ohne Reaktion. Außerdem schickte sie ihrer Tochter Juliette morgens um 6 Uhr eine SMS mit dem Inhalt, sie sei "gestürzt". Diese Nachricht gilt als letztes greifbares Lebenszeichen. Sie soll darüber hinaus versucht haben, den Rezeptionisten ihres Hotels zu kontaktieren – trotz Sprachbarriere –, und ihm ein Foto geschickt haben, auf dem sie verletzt zu sehen ist. Danach: völlige Funkstille.
Vor Ort führten die griechischen Behörden zwei Wochen lang Suchmaßnahmen auf einer Fläche von 42 Quadratkilometern durch – erfolglos. Ende Oktober 2024 wurden die Suchaktionen eingestellt, was die Familien von Françoise und Marie-Pierre in tiefer Verzweiflung zurückließ.
Die Angehörigen fordern nun eine echte Mobilisierung der französischen Behörden
Angesichts der ausweglosen Situation haben Frédéric und Juliette, die Kinder von Françoise Boutteaux, beschlossen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Sie haben in Frankreich Strafanzeige wegen "Entführung und Freiheitsberaubung" gestellt – ein Verfahren, das es der französischen Justiz nun ermöglicht, den Fall offiziell zu übernehmen. Auch die Familie von Marie-Pierre Arfel hat denselben Schritt unternommen.
Zudem haben beide Familien eine griechische Anwältin beauftragt, um Zugang zu den lokalen Ermittlungsunterlagen zu erhalten und die persönlichen Gegenstände der Vermissten zurückzuholen.
Am Mittwoch, den 18. Juni, wurden Frédéric und Juliette im Rahmen des eingeleiteten Ermittlungsverfahrens von der Kriminalpolizei in Toulouse vernommen, wie die Zeitung La Dépêche berichtete. Ihr Ziel ist klar: Die Ermittlungen wieder aufnehmen – und vor allem die französischen Behörden dazu bewegen, selbst nach Griechenland zu reisen. Frédéric Gilles erklärte in einem Interview mit RTL:
Was wir wollen, ist, dass umfangreichere Suchaktionen durchgeführt werden, mit angemessenen Mitteln – und wenn möglich, mit französischen Ermittlern, die auf die Insel entsandt werden.
Die Ermittlungen liegen nun in den Händen der Untersuchungsrichterin Cécile Meyer-Fabre, die darüber entscheiden wird, ob neue Suchaktionen angeordnet werden können und ob eine justizielle Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Griechenland eingeleitet wird.
Dunkle Stellen und viele offene Fragen
Für die Angehörigen der Vermissten bleibt der Zweifel bestehen. Dass zwei Frauen – beide erfahren – zur gleichen Zeit verschwinden, und das in einer touristischen Gegend, ohne dass seither irgendeine Spur aufgetaucht ist, wirft zahlreiche Fragen auf.
Der Anwalt der Familie Boutteaux, aus der Kanzlei Didier Seban (spezialisiert auf ungelöste Fälle), hofft, bald Zugang zu den Ermittlungsakten der griechischen Behörden zu erhalten – insbesondere, um die Nutzung von Françoises Handy zu analysieren und möglicherweise übersehene Hinweise zu entdecken. "Am wahrscheinlichsten erscheint ein Unfall", räumt Frédéric Gilles im Gespräch mit BFMTV ein.
Doch solange nichts bewiesen ist, bleibt die Hoffnung – und vor allem die Entschlossenheit, die Wahrheit herauszufinden, ungebrochen.
Für ihn und seine Schwester ist es undenkbar, einfach abzuschließen, ohne zu wissen, was wirklich geschehen ist. Jetzt liegt es an den französischen Behörden, aktiv zu werden.
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Verwendete Quellen:
Aus dem Französischen übersetzt von Ohmymag Frankreich