Mobilisierung in Russland: Angeblich sollen 1 Millionen Soldaten einberufen werden

Aus öffentlich gewordenen Dokumenten des Kremls geht hervor, dass der russische Präsident Wladimir Putin im Geheimen einen Plan gebilligt haben soll, der die Entsendung von einer Million weiterer Männer für den Krieg in der Ukraine ermöglichen könnte.

Russische Soldaten in der Warteschlange zur Mobilisierung
© ergio Herrera/EyeEm@Getty Images
Russische Soldaten in der Warteschlange zur Mobilisierung

Offiziell sollen 300.000 Soldaten mobilisiert werden, aber ein geleaktes Dokument aus dem Kreml dürfte die Angst vor einer Einberufung unter den russischen Männern weiter verstärken. Die Bekanntmachung der "Teil-Mobilisierung" hat jetzt bereits zu massiven Protesten geführt und viele zur Flucht ins Ausland getrieben.

In Moskau brodelt die Gerüchteküche

Um genau zu sein, geht es um den geschwärzten Abschnitt 7 von Putins Proklamation, welcher laut Novaya Gazeta besagt, dass bis zu einer Million Männer mobilisiert werden könnten. Angeblich stammt die Information von einer zuverlässigen Quelle im Kreml.

Dazu kommen unbestätigte Behauptungen darüber, dass auch Männer ohne militärische Erfahrung einberufen werden, doch der Kreml dementiert diese Gerüchte . Es gibt auch Berichte über verhaftete Kriegsgegner, denen damit gedroht wird, an die Front geschickt zu werden.

Wie der russische Nachrichtendienst RIA berichtet, räumt Kreml-Sprecher Dmitri Peskow ein, dass die geschwärzte Zahl das Mobilisierungsziel enthalte, sagt aber auf Nachfrage, dass nirgendwo in dem Papier etwas von einer Millionen Reservisten stünde.

Der Kreml ist bereits jetzt mit der Situation überfordert

Das britische Verteidigungsministerium stellt derweil fest, dass Russland selbst Schwierigkeiten damit haben wird, 300.000 neue Soldaten aufzustellen. In seinem jüngsten Militärbericht steht:

Russland wird wahrscheinlich mit logistischen und administrativen Herausforderungen zu kämpfen haben, um überhaupt 300.000 Mann zu mobilisieren zu können. Man wird versuchen, mit vielen dieser Truppen neue Formationen aufzustellen, die wahrscheinlich monatelang nicht kampffähig sein werden.

Putin nimmt, in der Hoffnung, die dringend benötigte Kampfkraft für seinen Krieg in der Ukraine zu erhalten, ohnehin ein erhebliches politisches Risiko in Kauf. Doch selbst die begrenzte Mobilisierung ist bei weiten Teilen der russischen Bevölkerung höchst unpopulär.

Angesichts einer Reihe demütigender Rückschläge in der Ukraine erklärte der russische Präsident auch, dass Moskau die dort eroberten Gebiete bald per Referendum annektieren wird.

Putin versucht die Leute zu überzeugen

Putin rechtfertigt seine jüngste Entscheidung mit der Behauptung, dass der Westen Russland zerstören wolle und dass die teilweise Mobilisierung nötig sei, um die Grenzen des Landes zu schützen. In einer von der Manila Times veröffentlichten Ansprache an sein Volk, sagt er:

Der Westen hat sich auf eine nukleare Erpressung eingelassen, aber Russland verfügt über genügend Waffen, um Vergeltung zu üben. Wir spielen keine Spielchen.

Russland betrachtet Luhansk und Donezk bereits als separate Staaten, die zusammen das Donbass-Gebiet bilden. Die Ukraine beansprucht das Gebiet für sich. Seit Ende Juli kontrolliert Russland rund 60 % von Donezk und praktisch das gesamte Gebiet von Luhansk.

Diese Errungenschaften sind nun in Gefahr, da die russischen Streitkräfte kürzlich aus der nahe gelegenen Provinz Charkiw vertrieben wurden, wodurch sie ihre wichtigsten Nachschubwege für einen großen Teil der Frontlinien in Donezk und Luhansk verloren haben.

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