"Wie Sandsäcke": Junger Musiker mit erschütternder Long-Covid-Erfahrung, die sein Leben komplett verändert

Ein junger Mann infiziert sich im März 2020 während der ersten Welle des Coronavirus. Nach einem milden Verlauf glaubt er, alles glimpflich überstanden zu haben. Jetzt leidet er an schweren Long-Covid-Symptomen. Was hat es hiermit auf sich?

Junger Musiker mit erschütternder Long-Covid-Erfahrung
© Gabriel Gurrola@Unsplash
Junger Musiker mit erschütternder Long-Covid-Erfahrung

Der in Großbritannien lebende Reece infiziert sich im März 2020 mit dem Coronavirus. Hat der Musiker damals zwar einen milden Verlauf, leidet er heute immer noch an den Symptomen dessen, was man heute Long Covid oder Post-COVID-Syndrom nennt.

Ein junger Musiker wird aus seinem Leben gerissen

Bevor ihn seine Corona-Infektion im Alter von 29 Jahren trifft, lebt Reece das Leben eines begnadeten Musikers, er spielt verschiedene Instrumente und tritt mit seiner Band auf.

Seit seiner Corona-Erkrankung ist es damit völlig vorbei. Er kann nicht einmal einfache Tätigkeiten seines Alltags verrichten, ohne nach zehn Minuten auf den Beinen völlig erschöpft zu sein.

Reece kann gerade vielleicht einmal 20 Minuten sitzend Gitarre spielen oder auf seinem Klavier klimpern, sogar zum Fernsehen oder Videospielen ist er meistens zu erschöpft. Der niedergeschlagene Musiker bringt sein Gefühl gegenüber BBC News auf den Punkt:

Es fühlt sich an, als ob jemand Sandsäcke auf mir ablädt.

Seine einzige Freude ist, dass ihm seine Freundin Alice zur Seite steht und zu ihm hält. Sie unterstützt ihn über dieses ganze, schwierige Jahr hinweg mit ganzer Kraft. Alice ist gewissermaßen auch zu seiner Pflegerin geworden.

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Junger Musiker hat seit seiner Corona-Erkrankung keine Kraft mehr, um Gitarre zu spielen. Lucas Pezeta@Pexels

Diagnose: chronisches Erschöpfungssyndrom

Monate nach seiner ursprünglichen Corona-Erkrankung wird Reece dann von seinem Hausarzt eine CFS/ME-Erkrankung attestiert. Die von diesem chronischen Erschöpfungssyndrom (CFS), das auch Myalgische Enzephalomyelitis (ME) genannt wird, betroffenen Menschen leiden an einer schnellen körperlichen und geistigen Erschöpfbarkeit, die bis zur Behinderung und Pflegebedürftigkeit reichen kann.

Die möglichen Auslöser dieses schon länger als eigenes Krankheitsbild anerkannten Syndroms sind nicht genauer bekannt. Im Zusammenhang mit Covid-19 tritt dieses jedoch häufiger auf.

Mit der Diagnose eines chronischen Erschöpfungssyndroms wird Reece von seinem Hausarzt an einen Spezialisten überwiesen. Dieser Fachmann bestätigt dann dem jungen Musiker, dass seine CFS/ME-Symptome eine Form von Long Covid darstellen.

Er überweist Reece daraufhin an eine spezialisierte Long-Covid-Klinik, die sich seiner annehmen wird. Bei dem längeren ersten Telefongespräch mit dieser Einrichtung muss aber seine Freundin Alice Fragen stellen und Antworten liefern, Reece fehlen hierzu einfach die Kräfte und die Konzentrationsfähigkeit.

Long-Covid-Symptome werden immer eingehender erfasst

Verschiedene Aufstellungen gehen von 100.000 bis 600.000 Fällen aus, die dem von Reece ähneln. Bisher werden diese Fälle allerdings noch nicht systematisch erfasst, da oft eine Verbindung mit einer vorausgehenden Corona-Erkrankung nicht gesichert ist oder überhaupt vermutet wird.

Wir stehen hier erst noch am Anfang des in vielen Bereichen schweren Erbes der Corona-Krise. Experten sprechen mittlerweile bereits davon, dass sich Long Covid wie ein Waldbrand im Körper ausbreitet.

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