Frau wird Spenderorgan verweigert wegen positiven Alkoholtests: Doch die Ärzte irren sich

Dies ist einer der merkwürdigen Fälle, die Ärzte regelmäßig zur Verzweiflung bringen. Eine Frau wird von der Warteliste für ein Spenderorgan gestrichen, weil die Mediziner ein Alkoholproblem vermuten. Dabei ist alles ganz anders.

Frau stellt die Ärzte vor viele Rätsel
© Tom Werner@Getty Images
Frau stellt die Ärzte vor viele Rätsel

Eine 61-jährige Frau ist wütend, denn die Ärzte unterstellen ihr, ein Alkoholproblem zu haben. Die Dame, die anonym bleiben will, steht auf der Warteliste für ein Spenderorgan. Sie hat Diabetes und eine Leberzirrhose, weshalb sie dringend eine neue Leber braucht. Die Ärzte streichen sie allerdings von der Warteliste.

Ärzte glauben der Frau nicht

Die Mediziner glauben nämlich, dass die Frau ein Alkoholproblem hat und heimlich trinkt, weshalb sie kein Spenderorgan erhalten soll. Die 61-Jährige versteht nicht, was um sie herum geschieht, denn sie hat sich an die Vorgaben gehalten und keinen einzigen Tropfen Alkohol zu sich genommen.

Die Mediziner denken aber, dass die Amerikanerin getrickst haben soll, denn die Urintests, die im University of Pittsburgh Medical Center Presbyterian Hospital durchgeführt werden, sind positiv. Niemand kann sich erklären, warum der Test Alkohol anzeigt, wenn die Frau doch angeblich nichts getrunken hat.

Des Rätsels Lösung

Dann wird ihr Blut abgenommen. Dabei kommt heraus, dass tatsächlich kein Alkohol nachgewiesen werden konnte und die Frau nüchtern ist. Aber woher kommt dann der positive Test auf Alkohol im Urin? Die Ärzte rätseln lange, bevor sie die Wahrheit herausfinden.

Spezialisten, die der Frau Glauben schenken, untersuchen die Frau weiter und finden schließlich den Grund für den hohen Alkoholgehalt: Der Wert der Candida glabrata ist extrem erhöht. Hinter diesem lateinischen Name steckt eine Hefe-Art, die in unserem Körper produziert wird. Wenn die Frau Zucker zu sich nimmt, wird mithilfe dieses Hefe-Typs Alkohol in ihrer Blase produziert.

Ärzte haben sich geirrt

Diese Art von Hefe ähnelt sehr stark jenem Hefepilz, der auch von Brauereien für die Herstellung von Bier benutzt wird. Man könnte also sagen, dass die Frau Alkohol in ihrem eigenen Körper produziert. Ein Arzt des Krankenhauses, Kenicha Tamama, sagt gegenüber dem News-Portal Metro:

Die Ärzte waren überrascht und geschockt. Anfangs dachten die Mediziner, dass die Patientin nicht ehrlich gewesen sei, was ihren Alkoholkonsum angeht. Diese Alkohol-Nummer hat sie in große Schwierigkeiten gebracht.

Eigenbrauer-Syndrom

Kenichi und seine Kollegen sind durch diesen Fall dafür sensibilisiert worden, wie leicht es ist, Symptome zu übersehen und anzunehmen, dass die Patienten lügen. Die Frau ist tatsächlich der erste bekannte Fall dieser äußerst seltenen Krankheit. Sie wurde von den behandelnden Ärzten "urinary auto-brewery syndrome", zu Deutsch in etwa "Eigenbrauer-Syndrom der Harnwege" genannt.

Dieses Syndrom unterscheidet sich zum gewöhnlichen Eigenbrauer-Syndrom wie das von Matthew Hogg, bei dem Alkohol im Darm hergestellt wird und in den Blutkreislauf übergeht. Das ist bei der 61-Jährigen nicht der Fall, weshalb sie sich auch nicht betrunken fühlt und keinerlei Zeichen eines Rauschs aufweist.

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