#Umweltsau und #Pressefreiheit: So spaltet das Oma-Lied des WDR Deutschland

Der Kinderchor des Westdeutschen Rundfunks (WDR) hat ein bekanntes Lied umgedichtet und muss dafür nun viel Kritik einstecken. Jetzt rudert der Sender zurück und entschuldigt sich öffentlich - doch nicht alle sind damit einverstanden.

Deutschland gespalten
© Ingo Joseph@Pexels
Deutschland gespalten

Die Kinder des WDR-Kinderchors haben das Lied Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad umgedichtet. Das Lied geht allen Umweltsündern an den Kragen, allen voran der Generation der Großeltern. In einer Zeile heißt es: "Meine Oma ist ‘ne alte Umweltsau."

Verstoß gegen Programmgrundsätze des WDR

Für viele verstößt dieses Lied gegen das WDR-Gesetz, in dem steht: "Der WDR hat in seinen Sendungen die Würde des Menschen zu achten und zu schützen." Obwohl das Lied eine Satire und somit rechtens ist, entschuldigt sich der WDR-Intendant Tom Buhrow bei den Zuschauern.

Der WDR entschuldigt sich nicht nur, er löscht auch das Video, das etwa 90 Sekunden lang dauert. Trotzdem wird der Sender immer weiter kritisiert. Unter anderem meldet sich Ministerpräsident Armin Laschet aus Nordrhein-Westfalen zu Wort. Der Auftritt der Kinder überschreite "Grenzen des Stils und des Respekts gegenüber Älteren."

Das Original-Video vom WDR. Quelle: YouTube - Das Kraftfuttermischwerk

Vize-Hörfunkchef entschuldigt sich

Der Chor-Leiter Zeljo Davutovic sagt, dass den Kindern erklärt worden sei, wie dieses Lied gemeint ist: "Mit Überspitzung und Humor [wollten wir] den Konflikt zwischen den Generationen aufs Korn nehmen."

Aber nicht nur der WDR-Intendant entschuldigt sich, auch Vize-Hörfunkchef Jochen Rausch bedauert die Ausstrahlung. Es sei "nicht ausreichend nachgedacht worden. [...] Der satirisch gemeinte Text hat die Gefühle vieler Menschen verletzt und das tut mir sehr leid. Aber mit einer solchen Welle der Empörung hat natürlich niemand gerechnet."

Der WDR berichtet über den Skandal

Ältere Leute fühlen sich angegriffen, andere verteidigen das Lied

Viele Rentner sehen nicht ein, warum sie als einzige als "Umweltsäue" dargestellt werden und halten das Problem für gesamtgesellschaftlich. Durch die Beschuldigung einer einzigen Generation werde der Konflikt zwischen Alt und Jung noch weiter entfacht und von dem eigentlichen Ziel abgelenkt: dem Klimaschutz.

Nur eins steht fest: Die Meinungen gehen auseinander. Vor allem Künstler und Journalisten wie Bastian Pastewka, Jan Böhmermann oder Patrick Gensing regen sich nicht über das Lied, sondern über den Rückzieher des WDRs auf und die Reaktionen der Leute auf. Statt sich schützend vor Mitarbeiter und Beteiligte zu stellen und darauf zu bestehen, dass Satire auch mal Aufregen darf, löscht der WDR das Video von seiner Seite und beugt sich dem Shitstorm.

Rechte demonstrieren

Am Sonntagnachmittag nimmt der Streit neue Form an. Vor dem WDR-Gebäude in Köln stehen Demonstranten, wie merkur.de schreibt. Die Demo wird von einer Privatperson angemeldet, dabei kommen deutlich mehr Menschen, als vorhergesehen.

Die Polizei erklärt, dass bei einigen Teilnehmern zu erkennen sei, dass es sich bei ihnen um Vertreter der rechten Szene handele. Bundestagsabgeordnete Sven Lehman twittert über den Vorfall.

Umwelt, Pressefreiheit, Generationskonflikt - der hitzige Diskurs über das Oma-Lied ist nur einer von viele Indikatoren, dass die Nation nach wie vor gespalten ist.

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