Karol Nawrockis Name war vor einem Jahr vielen noch unbekannt – heute steht er im Mittelpunkt eines neuen Kapitels der polnischen Politik. Der 42-jährige konservative Historiker hat es geschafft, das höchste Amt im Land zu übernehmen. Mit seinem unkonventionellen Hintergrund, seiner umstrittenen Vergangenheit und seinen ausgeprägt traditionalistischen Ansichten sorgt Nawrocki bereits für Aufsehen. Und nicht nur er zieht Aufmerksamkeit auf sich – auch seine Ehefrau Marta, eine toughe Steuerbeamtin, sowie ihre Patchworkfamilie sind Teil der öffentlichen Erzählung.
Polens neuer Präsident: Ein Konservativer mit Durchschlagskraft
Karol Nawrocki gewann die Präsidentschaft mit einer knappen Mehrheit von 50,89 % – ein Zeichen für die Rückkehr einer nationalistischen Figur in das höchste Amt Polens. Unterstützt von der konservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS), führte Nawrocki seine Kampagne unter dem Slogan „Polen zuerst“. Er inszenierte sich als Stimme des Volkes und sicherte sich die Unterstützung insbesondere in ländlichen Gegenden und konservativen Hochburgen.
Obwohl er als EU-skeptisch gilt, ist Nawrockis Haltung differenzierter. Er befürwortet militärische Hilfe für die Ukraine, lehnt jedoch einen beschleunigten EU- oder NATO-Beitritt des Landes ab – eine Position, die bei vielen Polen Anklang findet, die ukrainische Geflüchtete aufgenommen haben.
Während sein liberaler Rivale Rafał Trzaskowski auf pro-europäische Stimmung setzte, überzeugte Nawrocki mit Versprechen zu traditionellen Werten, Waffenrechten und einer starken nationalen Identität. Seine Treffen mit Donald Trump sowie seine öffentlichen Auftritte in Schießständen und Boxstudios formten ein raues, patriotisches Image. Auf Social Media erklärte er:
Lasst uns anderen helfen – aber kümmern wir uns zuerst um unsere eigenen Bürger.
Trotz der Kritik, er sei eine Marionette der PiS und es fehle ihm an Unabhängigkeit, erklärte Nawrocki stolz in einer Rede in Biała Podlaska:
Ich bin einfach einer von euch.
Doch hinter dem glatt inszenierten Wahlkampfauftritt verbirgt sich eine weitaus turbulente persönliche Geschichte.
Boxer-Vergangenheit und angebliche Verbindungen zur Unterwelt
Bevor er in die Politik einstieg, war Karol Nawrocki vor allem als Leiter des Instituts für Nationales Gedenken (IPN) bekannt. Dort leitete er Initiativen zur Neugestaltung historischer Narrative und zur Entfernung sowjetischer Denkmäler – Maßnahmen, die ihm einen Platz auf Russlands Fahndungsliste einbrachten.
Am meisten Aufsehen erregen jedoch seine Vergangenheit als Amateurboxer und die Gerüchte über Verbindungen zu kriminellen Kreisen. Nawrocki selbst gab zu, 2009 an einer im Voraus verabredeten Hooligan-Schlägerei in Danzig teilgenommen zu haben.
Während einer Wahlkampfdebatte sagte er:
All meine sportlichen Aktivitäten basierten auf der Kraft meines Herzens, der Stärke meiner Muskeln, meiner Fäuste.
Er verteidigte sein Verhalten als eine Form fairen Wettkampfs – obwohl einige Teilnehmer später verurteilt wurden.
Medienberichten zufolge soll er während seiner Zeit als Sicherheitsmitarbeiter in einem Hotel Prostituierte begleitet haben. Zudem wurde er mit dem Erwerb einer Wohnung von einem Rentner unter fragwürdigen Umständen in Verbindung gebracht. Nawrocki spendete die Wohnung später für wohltätige Zwecke und bezeichnete die Vorwürfe als verleumderisch.
Trotz dieser Kontroversen sahen rechte Unterstützer:innen die mediale Aufmerksamkeit als eine gezielte Schmutzkampagne. Seine zunächst holprige Wahlkampagne gewann an Schwung, als sich immer mehr Wähler:innen mit seiner trotzigen Haltung identifizierten.
Mit der wachsenden öffentlichen Neugier an Nawrocki stieg auch das Interesse an seiner Familie – insbesondere an seiner Ehefrau Marta.
Lernen Sie Marta Nawrocka kennen: Polens neue First Lady
Marta Nawrocka hat sich längst als eigenständige Persönlichkeit etabliert. Die Juristin und Steuerbeamtin ist spezialisiert auf die Überwachung risikoreicher Branchen und den Kampf gegen illegales Glücksspiel. Sie sagte einmal:
Meine Arbeit erfordert viel Mut.
Die Beziehung des Paares begann, als Marta 19 Jahre alt und alleinerziehende Mutter ihres Sohnes Daniel war. Sie erinnerte sich:
Ich war davon überwältigt, dass es für Karol kein Hindernis war, dass ich 19 Jahre alt war und einen zweijährigen Sohn hatte.
Nawrocki adoptierte Daniel, der heute angehender Journalist und lokaler Politikkandidat ist, und zog ihn gemeinsam mit ihren beiden leiblichen Kindern Antoni und Katarzyna groß.
Marta legte eine berufliche Pause ein, um die Kampagne ihres Mannes zu unterstützen. Auf Instagram schrieb sie:
Ich kann mir nicht vorstellen, wie man seinen Ehemann auf diesem wichtigen Weg nicht unterstützen könnte.
Ihre öffentlichen Auftritte betonten ihre Unterstützung für traditionelle Familienwerte und nationale Stabilität. Marta Nawrocka erklärte:
Die First Lady ist keine Berühmtheit und keine Aktivistin. Sie ist die Person, die Unterstützung geben und zeigen sollte, dass der Staat auf einem starken Fundament steht.
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Verwendete Quellen:
Reuters: 'Who is Poland's next president Karol Nawrocki?'
DW: 'Who is Polish President-elect Karol Nawrocki?'
AP News: 'What to know about Karol Nawrocki, Poland’s newly elected conservative president'
Charter97.org: 'Poland's New First Lady: What Is Known About Karol Nawrocki's Wife'
Aus dem Englischen übersetzt von Ohmymag UK
