"Man lässt uns allein": Wie die Taliban die LGBTQIA+ Community verfolgt und unterdrückt

Seit der Machtübernahme der Taliban verschlechtert sich die Lage für die Menschen in Afghanistan zusehends. Auch die LGBTQIA+ Community ist bedroht. Doch gerade sie scheint vergessen in einem großen menschlichen Drama. Artemis Akbary, ein afghanischer Aktivist, der in der Türkei lebt, berichtet gegenüber Gentside über die Lage.

Artemis Akbary ist ein afghanischer Aktivist, der sich für LGBTQIA+ stark macht
© Artemis Akbary
Artemis Akbary ist ein afghanischer Aktivist, der sich für LGBTQIA+ stark macht

Einen Monat nach der Machtübernahme der Taliban wird die Situation in Afghanistan immer bedrückender. Ein Umstand, den selbst die Taliban selbst unumwunden zugibt. Binnen weniger Wochen haben die Taliban-Kämpfer das Land wieder auf ihre fundamentalistische, streng an der Scharia orientierte Linie gebracht. Eine Lage, die insbesondere Frauen kaum Freiheiten lässt. Doch sie sind nicht die einzigen Leidtragenden.

Das Leid der LGBTQIA+

Die mediale Aufmerksamkeit ist zwar riesig, sie hat aber auch blinde Flecken, wie der afghanische Aktivist der LGBTQIA+ Community, Artemis Akbary, im Gespräch mit Gentside erklärt (Video oben).

Schon vor der Rückkehr der Taliban an die Macht war die Lage für die LGBTQIA+ Community in Afghanistan äußerst schwierig. Doch sie hat sich weiter verschlechtert:

Auf gleichgeschlechtliche Beziehungen steht jetzt die Todesstrafe. In unserer früheren Regierung wurden solche Beziehungen mit dem Gefängnis bestraft. Nicht mit dem Tod.

Im Interview mit der Bild erklärte schon im Juli der ranghohe Taliban-Richter Gul Rahim, dass gleichgeschlechtliche Beziehungen mit einer Steinigung bis zum Tod bestraft würden. Für Artemis Akbary ist das der Beweis, dass sich die Taliban und ihre Ideologie im Vergleich zur Herrschaft von 1996 bis 2001 nicht verändert haben.

Perfide Social-Media-Strategie der Taliban

Laut Artemis Akbary nutzen die Taliban zudem perfide Methoden, um Mitglieder der LGBTQIA+ Community auszumachen und zu verfolgen. Dabei machen sie auch vor sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter oder Instagram nicht halt.

Mit Fake-Accounts geben sich demnach Taliban als Teil der Community aus und spüren so ihre wahren Mitglieder in Afghanistan auf. Auch Artemis Akbary, der selbst Afghanistan schon vor Jahren verlassen hat, erhält auf seinem Instagram-Account viele Drohungen der Taliban.

Wie die Welt die LGBTQIA+ im Stich lässt

Besonders tragisch: Die Welt scheint die LGBTQIA+ Community in Afghanistan vergessen zu haben. Der Appell von Artemis Akbary ist eindringlich:

Die westliche Welt lässt uns im Stich. Sie hilft uns nicht. Sie hilft Journalisten, Künstlern, Frauen, Afghanistan zu verlassen. Aber sie hat nichts für die LGBTQIA+ Community getan. Dabei sind ihre Mitglieder in großer Gefahr. Ich will, dass die europäischen Länder, dass die westlichen Länder afghanischen LGBTQIA+ Asyl gewähren. Dass sie ihnen einen Weg bieten, Afghanistan zu verlassen und ihr Leben zu retten.

Das vollständige Interview mit Artemis Akbary seht ihr oben im Video.

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