Trotz Corona-Chaos in Erfurt: Oberbürgermeister will Eröffnung von Weihnachtsmarkt einklagen

Wer sich ein wenig in Weihnachtsstimmung bringen möchte, schmückt schon jetzt die Wohnung, hört selbstverständlich Last Christmas in Endlosschleife und stattet dem Weihnachtsmarkt einen Besuch ab. Der dürfte sich dieses Jahr allerdings schwierig gestalten: Aufgrund der steigenden Corona-Infektionen finden viele traditionelle Weihnachtsmärkte nicht statt. Erfurt ist da dank eines erfinderischen Bürgermeisters ohne Skrupel allerdings eine Ausnahme.

Erfurts Bürgermeister ist erfinderisch und um keine Ausrede verlegen
© Juergen Sack
Erfurts Bürgermeister ist erfinderisch und um keine Ausrede verlegen

Die Lage im benachbarten Sachsen ist besorgniserregend: Einem Experten zufolge könnten dort in Krankenhäusern bald Triagen drohen. Auch in Thüringen ist die Lage angespannt; so richtig scheint das bei der Stadt aber niemanden zu interessieren: Durch ein Schlupfloch soll der Erfurter Weihnachtsmarkt bald trotzdem 6.000 Gäste empfangen können.

Covid-19: Bürgermeister von Erfurt umgeht die Corona-Verordnung

Sollte Karl Lauterbach Recht behalten, droht schon in wenigen Tagen in ganz Deutschland der absolute Klinik-Kollaps. Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein scheint davon allerdings gänzlich unbeeindruckt und teilt dem Rest der Nation freudig mit, wie er die Corona-Verordnung seines Bundeslands austrickst, um trotzdem ganz legal riesige Menschenmassen zusammenkommen lassen zu können.

Großveranstaltungen sind in Thüringen zwar nicht untersagt, allerdings dürfen sich nicht mehr als 2.000 Personen im Freien versammeln. Damit trotzdem niemand auf den Weihnachtsmarktbesuch verzichten muss, teilt die Stadt den Markt einfach in drei Teile ein (Domstufenweihnachtsmarkt, Krippenweihnachtsmarkt und Festungsweihnachtsmarkt) und kann somit 6.000 Besucher:innen empfangen. Bausewein dazu:

Nirgendwo in der Verordnung des Landes steht geschrieben, dass eine Stadt nur einen Weihnachtsmarkt eröffnen darf. Deshalb eröffnen wir einfach drei.

In der Pressemitteilung der Stadt schwingt dann auch ein gewisser Stolz mit, eine Lösung für das anscheinend lästige Problem gefunden zu haben:

In den vergangenen Tagen hatte die städtische Abteilung Märkte und Stadtfeste die Lösung ausgetüftelt, wie die starre Vorgabe des Landes umgangen werden kann.

Money makes the world go round

Jeder vernünftige Mensch fragt sich nun wahrscheinlich, was den Bürgermeister einer Stadt, die mit einer Inzidenz von über 500 glänzt, dazu treibt, die Regeln des eigenen Bundeslandes umgehen zu wollen. Die Antwort ist recht einfach: Geld.

Ganze 400.000 Euro hat die Stadt ausgegeben, um die Sicherheit der Besucher:innen gewährleisten zu können und auch das Besuchermanagementsystem möchte bezahlt sein. Bei nur 2.000 Besucher:innen sei "der Kosten-Nutzen-Aufwand nicht darstellbar" und außerdem würden wohl viele der Händler:innen reihenweise nicht erscheinen, da eine geringe Besucheranzahl auch mit einem geringen Gewinn einhergehen würde.

Sollte es zu einem Verbot kommen, sei die Stadt auch zu einer Klage bereit. Ein Sprecher zur Bild:

Wir und vor allem alle Händler sind stinksauer darüber, dass das Land wochenlang Weihnachtsmärkte für machbar erklärt hat und ausgerechnet jetzt, wo alle Händler fertig aufgebaut haben, eine Kehrtwende vollzieht.

Ein Bürgermeister, der die Wählerschaft nicht enttäuschen möchte

Auch den geimpften Teil der Bevölkerung möchte Andreas Bausewein wohl nicht vor den Kopf stoßen:

Wir dürfen die 70 Prozent Erfurterinnen und Erfurtern, die sich haben impfen lassen, jetzt nicht noch mit einer Absage ihres Weihnachtsmarktes bestrafen.

In dem Fall können die Bewohner:innen der Landeshauptstadt wohl nur auf die Vernunft der eigenen Mitbürger:innen hoffen. Beim Bürgermeister scheint wohl Hopfen und Malz verloren.

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