Sportsucht: Wie man erkennen kann, dass man an dieser Krankheit leidet

Übermäßiges Sporttreiben kann eine Ursache und auch eine Folge der Bigorexie-Krankheit sein. Die Sportsucht ist vergleichbar mit der Sucht nach Pornos oder Videospielen.

Sportsucht
© Guido Mieth@Getty Images
Sportsucht

Wer trainiert, tut etwas für seine Gesundheit, und in einem ausgewogenen Lebensstil spielt Sport eine wichtige Rolle. Manche Menschen leiden jedoch eher an Bigorexie, einer rasenden Sportsucht, die die gleichen chemischen Prozesse aktiviert wie die Sucht nach Pornografie, Videospielen oder Drogen.

Bigorexie: eine anerkannte Geistes- und Verhaltenskrankheit

Bigorexie wird seit 2011 von der WHO als Krankheit anerkannt und bedeutet in gewisser Weise, dass man nach Sport süchtig ist. Laut Joffrey Drigny, Sportmediziner am Universitätsklinikum in Caen (Frankreich), "fehlt dem Kranken jegliche vernünftige Überlegung in Bezug auf sportliche Aktivitäten".

So gibt es keine Grenzen, keine "wohlverdienten" Ruhetage, keine Abende vor dem Fernseher: Jede freie Minute dreht sich um den Sport. Darunter leiden u.a. soziale Beziehungen.

Bigorexie ist eine echte Verhaltensstörung, die medizinisch gemessen wird, aber kaum gesundheitsfördernd ist. In den meisten Fällen betreiben Bigorexie-Sportler:innen Lauf- und Ausdauersportarten, die sowohl für die körperliche als auch für die emotionale Gesundheit gut sind.

Der impulsive Charakter dieser Sportart sowie das psychische Ungleichgewicht, das dafür verantwortlich ist, können jedoch schwerwiegende Auswirkungen auf das Eheleben, das Arbeitsleben usw. haben.

Außerdem haben Läufer:innen, die einen Halbmarathon nach dem anderen absolvieren, weil sie von Bigorexie betroffen sind, sehr oft mit körperlichen Folgen zu kämpfen: schlechte Knie, müde Knöchel, verschlissene Rücken.

Kurzum, auch wenn man zunächst an eine "positive" Sucht glauben könnte, die man haben muss, ist dem nicht so und deshalb gibt es experimentelle Behandlungen, die darauf abzielen, das Sporttreiben nicht um das Bedürfnis, sondern vielmehr um das Verlangen herum wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Die WHO zum Beispiel weist in ihren Empfehlungen darauf hin, dass einige Sitzungen bei Psychiater:innen helfen können, andere Lösungen zu finden, um die Lücke zu füllen, die Sporttreibende mit Bigorexie haben, wenn sie auf Sport verzichten.

Sind Menschen im Ruhestand häufiger von Bigorexie betroffen?

Bigorexie bedeutet also, dass der Sport an erster Stelle steht, manchmal sogar das Familienleben. Bixente Lizarazu, der Fußballweltmeister von 1998, ist einer der Prominenten, die dieses Thema aufgegriffen haben:

Das ist meine Leidenschaft, das, was mir gut tut. So habe ich mein Gleichgewicht gefunden, das war mein Kompass mein ganzes Leben lang. Aber es stimmt, dass ich ein wenig exzessiv bin. Es gibt diese Bigorexie, das weiß ich. Aber ich habe lieber diese Krankheit, in Anführungszeichen, als andere Süchte.

Von dieser Sucht sind viele ehemalige Spitzensportler:innen betroffen. Wie Lizarazu leben viele von ihnen vom Sport und haben sich an den Sport gewöhnt. Die Umstellung ist nicht immer einfach, manche versinken manchmal in Depressionen.

Viele Rentner:innen stellen fest, dass es nach dem Aufhören einer täglichen Aktivität, selbst wenn sie sitzend ist, nur zwei Möglichkeiten gibt: Die erste ist, sich nicht mehr zu bewegen, abgesehen von gelegentlichen Spaziergängen. Die zweite Möglichkeit ist, die Leere durch Sport zu kompensieren, bis man es übertreibt und sich eine Bigorexie einfängt.

Endorphine und mentaler Druck: Wie Bigorexie das Gehirn angreift

Es ist jedoch nicht so, dass diese Sucht nur ehemalige Sportler:innen betrifft. Jeder kann von Bigorexie betroffen sein. Zum einen wegen der Endorphine, die während der Anstrengung gebildet werden und ein Wohlgefühl vermitteln, und zum anderen, weil manche Menschen Traumata im Zusammenhang mit dem Sport erlebt haben.

Beispielsweise haben Bigorexiker:innen möglicherweise erlebt, dass sich ihr Körperbau zu schnell verändert hat, nachdem sie mit dem Krafttraining begonnen hatten, und keinen Sport zu treiben, schürt die Angst, wieder so zu werden wie früher.

Ein regelmäßig beobachteter Fall bei Sportler:innen, die viel laufen und Radfahren, ist, dass diese Praktiken immer mit gesundheitlichen Vorteilen in Verbindung gebracht werden.

Sie haben also die Angst, wenn sie auch nur einen Tag damit aufhören würden, würden sie die Vorteile, die sie seit Beginn des Sports gesammelt haben, wieder verlieren...

In jedem Fall kann eine psychologische Betreuung eine gute Lösung sein. Ziel ist es, die Betroffenen daran zu erinnern, dass Sport gesund ist, aber dass exzessives Sporttreiben unter den richtigen Bedingungen stattfinden sollte.

Ein Trainer, persönlicher Coach, ein Ernährungs- und Diätplan, die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, ausreichende Ruhezeiten usw. sollten bei viel Sport an erster Linie stehen - was die meisten Bigorexianer:innen aber nicht tun.

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