"Inzidenz in Wahrheit viel höher": So verfälschen Schnelltests die Fallzahlen

Nachdem Deutschland wochenlang auf die versprochenen Schnelltests gewartet hat, sind diese nun an vielen Orten erhältlich. Experten sehen nun ein Problem beim Umgang mit den Testergebnissen.

Schnelltests sollen eigentlich eine nützliche Waffe im Kampf gegen Corona sein
© Medakit Ltd@Unsplash
Schnelltests sollen eigentlich eine nützliche Waffe im Kampf gegen Corona sein

Nachdem Gesundheitsminister Jens Spahn schon im Februar massenhaft Schnelltests versprochen hat, sind diese nun seit einigen Wochen deutschlandweit erhältlich.

Seit März setzen verschiedene Einrichtungen wie Betriebe und Schulen diese Tests ein. Experten erklären nun, dass diese der Grund für hohe Inzidenzwerte sein könnten.

Schnelltests führen zu härteren Lockdown-Maßnahmen

Virologe Klaus Stöhr erklärt, dass durch die Schnelltests asymptomatische Fälle identifiziert werden, die sonst nie bemerkt worden wären. Nach Bestätigung mit einem PCR-Test werden diese Teil der Statistik.

Dadurch steigen logischerweise die offiziellen Zahlen. Das ist kontraproduktiv für die Städte, die sich verantwortungsvoll verhalten und Schnelltests durchführen lassen.

An eben solchen Orten würde es aufgrund der hohen Zahlen dann zu härteren Beschränkungen kommen. Die Schnelltests sind laut Infektiologe Peter Kremsner auf Dauer eine gute Sache, wie die Bild berichtet:

Dank der Schnelltests werden Infektionsketten früh unterbrochen. Menschen, die keine Erkrankung spüren und andere völlig unbewusst bei der Arbeit, beim Abendessen bei Freunden oder beim Besuch der Eltern anstecken, sind Treiber der Pandemie. Und davon spüren wir jede Woche 30 bis 40 auf.

RKI und Lauterbach sind anderer Meinung

Die Schnelltests rufen aber auch ganz andere Prognosen hervor. So könne man laut dem Robert Koch-Institut nicht von einem verzerrten Effekt sprechen.

Die Fallzahlen seien schließlich sehr viel schneller gestiegen, als die Zahl der vergebenen Schnelltests. Für SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach bedeuten die vielen Antigen-Tests genau das Gegenteil.

Da diese asymptomatische Infektionen oft gar nicht identifizieren, verzerren sie das Bild in eine positive Richtung und ein positives Ergebnis fließt nicht unbedingt in die Statistik ein, wie er der Bild sagt:

Gerade junge Menschen mit leichten Symptomen, die einen positiven Selbsttest gemacht haben, gehen oft gar nicht mehr zur Bestätigung durch die PCR und tauchen in den Zahlen gar nicht auf.“

Stimmt Lauterbachs Theorie, liegt die Inzidenz in Wahrheit viel höher, als die offiziell gemeldeten Zahlen. Auf den Corona-Zahlen beruhen momentan die Beschränkungen, die für Städte und Landkreise verhängt werden.

So will die Regierung extra das Infektionsschutzgesetz ändern, um bei zu hohen Zahlen bundesweite Maßnahmen ergreifen zu können.

Lauterbach plädiert schon seit Langem auf schnelle harte Maßnahmen, wie einen harten Lockdown und Ausgangssperren, damit Lockerungen im Nachhinein gerechtfertigt sind.

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