Firmen könnten mittels TDI-Technologie Werbung in unseren Träumen platzieren

Etwa 40 Traumforscher:innen haben einen Warnbrief an die Öffentlichkeit veröffentlicht. Ihrer Meinung nach werden Unternehmen bald in der Lage sein, auch unsere Träume nicht mehr von Werbung zu verschonen. Das Problem: Es gibt noch kein Gesetz, das ein solches Vorgehen regelt.

Bald lässt uns die Werbung vielleicht auch im Schlaf nicht mehr los
© Eren Li
Bald lässt uns die Werbung vielleicht auch im Schlaf nicht mehr los

Es ist der Traum aller Werbefirmen: Werbung schalten, die uns bis in unsere Träume verfolgt. Eine neue Technologie könnte dies bald möglich machen. Bei der sogenannten Targeted Dream Incubation (TDI) werden marken- oder produktspezifische akustische Reize oder Bilder eingesetzt, um während des Schlafens bestimmte Bilder hervorzurufen. Das mag sich zwar nach Science-Fiction anhören, ist aber Realität.

Unsere Träume, der neue "Unternehmensspielplatz"?

"Unsere Träume dürfen nicht zu einer bloßen Spielwiese für Werbefirmen werden", warnen die Wissenschaftler:innen in einem Schreiben an die Federal Trade Commission, die sie auffordern, ihre Politik zum Verbot unterschwelliger Werbung zu überprüfen.

Das Experiment des Unternehmens Coors Light während des Super Bowls im Februar, bei dem Sportwerbung während des Schlafs geschaltet wurde, hat die Forscher:innen besonders in Alarmbereitschaft versetzt:

Solche Eingriffe beeinflussen eindeutig die Entscheidungen unseres schlafenden und träumenden Gehirns darüber, wie wir die Ereignisse unseres Tages interpretieren und die Erinnerungen an diese Ereignisse nutzen, um unsere Zukunft zu planen, indem sie die Entscheidungen des Gehirns zugunsten von Informationen beeinflussen, die während des Schlafs präsentiert werden.

Gezieltes Eingreifen in Träume: von Science-Fiction zur Realität

Dr. Deirdre Barrett, eine Harvard-Professorin, die an dem experimentellen Projekt von Coors mitgewirkt hat, indem sie die gezielte Inkubation von Träumen entwickelte, sagt zu dem Thema Folgendes:

"Ich stimme dem in dem Schreiben zum Ausdruck gebrachten Grundprinzip voll und ganz zu: der absoluten ethischen Unzulässigkeit von passiver, unbewusster Werbung in der Nacht, mit oder ohne unsere Erlaubnis", so die Professorin, die jedoch "enttäuscht" über die von dem Unternehmen in seiner Werbung verwendete Terminologie ist.

Sie erwähnt Begriffe wie "gezielte Trauminkubation" oder "Traumimplantation", die eher an "Science-Fiction oder militärische Gedankenkontrollexperimente" erinnern.

Eine wissenschaftliche Forderung nach "neuen Schutzmaßnahmen"

Die Forscher:innen betonen jedoch, dass "das Missbrauchspotenzial dieser Technologien ebenso beunruhigend wie offensichtlich ist". Sie fordern daher die Behörden auf, "neue Schutzmaßnahmen zu ergreifen, die dringend erforderlich sind", wie sie betonen:

TDI-Werbung ist keine lustige Spielerei, sondern eine gefährliche Angelegenheit mit realen Folgen.

Die Beeinflussung von Träumen mit dem Ziel, Produkte zu verkaufen, wirft wichtige ethische Fragen auf. Da hört es sich schon interessanter an, seine Träume bald wie einen Film sehen zu können.

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