Waren die Neandertaler Kannibalen? Forscher finden die Antwort

Das Leben unserer Vorfahren war offensichtlich kein Zuckerschlecken, aber sind sie deshalb darauf angewiesen gewesen, ihre Mitmenschen zu verspeisen? Forscher kennen jetzt endlich des Rätsels Lösung.

Kannibalismus
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Kannibalismus

Bei dieser Entdeckung läuft es einem kalt über den Rücken. Im Südosten Frankreichs wurden in den 1990er Jahren an der prähistorischen Fundstätte Baume Moula-Guercy die Knochen von Neandertalern entdeckt.

Sie wurden von Forschern des französischen CNRS (Nationales Zentrum für wissenschaftliche Forschung) erneut untersucht. Ihre Erkenntnisse enthüllen ein sehr düsteres Kapitel aus der Geschichte unserer Urahnen.

Hunger und Brutalität

Laut den Archäologen gehörten diese Knochen zwei Erwachsenen, zwei Jugendlichen und zwei Kindern, die 120.000 bis 130.000 Jahre vor der heutigen Zeit gelebt haben. Und sie weisen deutliche Anzeichen von Hunger und Brutalität auf. Warum? Den Experten zufolge liegt das daran, dass die Neandertaler dem Kannibalismus frönten. Paläontologe Emmanuel Desclaux, Forscher am CNRS erklärt:

Der Klimawandel zwischen der Eiszeit und der letzten Zwischeneiszeit war sehr abrupt. Ich rede hier nicht von geologischen Veränderungen, sondern von Veränderungen, die direkte Auswirkungen auf das menschliche Leben hatten. Innerhalb von wenigen Generationen veränderte sich die Landschaft völlig.

Anpassung an einen zu schnellen Klimawandel

Wie die Wissenschaftler erläutern, hat unser Planet sich innerhalb weniger Jahre erwärmt und der Meeresspiegel ist gestiegen. Das Ergebnis: Die Pflanzen und Tiere haben sich verändert. Die Völker von Jägern und Sammlern, die sich perfekt an die extrem kalten Temperaturen der vorhergehenden Jahrtausende angepasst hatten, mussten ihre Lebensweise schnell verändern.

An 50 Prozent der menschlichen Überreste sind Schnittspuren zu sehen, und zwar am gesamten Skelett vom Schädel über den Unterkiefer bis hin zu den Mittelhand- und Fingerknochen. Keines der gefundenen Körperteile hing noch mit einem anderen zusammen, was bedeutet, dass die Körper vollkommen zerteilt worden waren.

Diese Theorie ist zwar bislang nur eine Hypothese, aber wenn man bedenkt, was bereits über die Neandertaler bekannt ist, erscheint sie durchaus realistisch.

Der Kannibalismus, der an der Fundstätte von Baume Moula-Guercy zutagekam, ist kein Anzeichen von bestialischem Verhalten oder Unmenschlichkeit.

Das erklären die Spezialisten. Sie sind der Meinung, dass es sich wahrscheinlich um einen Einzelfall von Kannibalismus handelte, der auf "Druck durch Nahrungsmangel aufgrund von schnellen und radikalen Veränderungen der Umwelt" zurückzuführen war.

Erneut steht ein drastischer Klimawandel bevor

Heute stehen wir erneut vor einem drastischen Klimawandel. Immer mehr seltene Pflanzenarten könnten von der Erdoberfläche für immer verschwinden und die Liste der Tiere, die vom Aussterben bedroht sind, wird auch immer länger. Doch diesmal dürfe es der Mensch sein, der den Klimawandel und seine Folgen provoziert... Eine mögliche Maßnahme könnte sein, das Essen von Fleisch zu verbieten.

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