Kurz vor Wahlen in Frankreich: Hat Macron exorbitante Summe im Steuerparadies versteckt?

Liegt Macrons Geld in einem Steuerparadies? Der Verdacht zweier Journalisten stiftet Verwirrung über das Vermögen des französischen Präsidenten.

Emmanuel Macron
© Bloomberg@Getty Images
Emmanuel Macron

Bei seiner Vermögenserklärung gegenüber der Hohen Behörde für die Transparenz des öffentlichen Lebens (Haute Autorité pour la transparence de la vie publique, kurz HATVP) schätzt der französische Präsident und erneute Kandidat für seine anstehende Wahl sein Vermögen im Jahr 2022 auf 500 000 Euro.

Dabei hatte Emmanuel Macron zwischen 2009 und 2013 einen Gewinn von 3 Millionen angegeben. Eine Summe, die sich offenbar in Luft aufgelöst hat. Bei ihren Nachforschungen auf der Suche nach den verschwundenen Millionen sollen zwei Journalisten eine betrügerische Masche der Rothschild-Bank, des ehemaligen Arbeitgebers des Präsidenten, aufgedeckt haben.

Ein Nestlé-Pfizer-Deal, der Macron viel Geld einbrachte

Bei ihren Ermittlungen zu den 3 Millionen, die Macron zwischen 2009 und 2013 angegeben hatte, legen Jean-Baptiste Rivoire und Gauthier Mesnier den Finger auf einen mutmaßlich groß angelegten Steuerbetrug. Auch wenn die Spur dieses Geldes nicht gefunden wurde, gehen die beiden Männer davon aus, dass Emmanuel Macron weit mehr als 3 Millionen Euro bei Rothschild erhalten haben soll. Sie glauben, dass der Ehemann von Brigitte Macron im Rahmen des Nestlé-Pfizer-Deals 2012 eine Summe zwischen "5 und 10 Millionen" erhalten habe, sagte Jean-Baptiste Rivoire der französischen Zeitung L'Humanité.

In diesem Jahr spielte Macron, tätig für die Bank, eine Schlüsselrolle bei der Übernahme der Säuglingsnahrungssparte von Pfizer durch den Nestlé-Konzern. Es geht um einen Deal im Wert von 9 Milliarden Euro: Eine Transaktion, bei der Rothschild zwischen 45 und 135 Millionen Euro verdient haben soll und die Macron viel Geld eingebracht haben mag.

"Er war es, der Nestlé zu einem Kunden von Rothschild machte und sie dann an einem Wochenende davon überzeugte, den entscheidenden Vorschlag zu unterbreiten, als die Verhandlungen zwischen Pfizer und Danone stockten. Unsere Quellen gehen davon aus, dass er höchstwahrscheinlich zwischen 5 und 10 Millionen Euro an 'Industrie- und Handelsgewinnen' erhalten hat", so der Journalist.

Macrons Geld im Steuerparadies?

Eine astronomische Summe, weit entfernt von den 3 Millionen, die angegeben wurden und scheinbar verpufft sind. Den investigativen Journalisten stellte sich nun die Frage: Wo könnte dieses Geld, wenn es denn tatsächlich existiert, sein? "Eine anonyme Quelle behauptet, dass es bei der Rothschild-Bank üblich war, einen großen Teil dieser Art von Vergütungen auf undurchsichtige Strukturen in Steuerparadiesen zu überweisen", sagt Jean-Baptiste Rivoire weiter.

Die gleiche Quelle habe den Journalisten erklärt, dass die Bank im Jahr 2000 eine Vereinbarung mit Bercy getroffen habe, damit die Honorare ihrer Partner nicht nur in Frankreich ausgezahlt werden.

Teile des Gewinns im Ausland versteckt?

Laut der Quelle aus dem Hause Rothschild wird ein Teil der Vergütung in Frankreich ausgezahlt, während der andere Teil im Ausland hinterlegt wird. Die Journalisten fanden jedoch keinen Hinweis auf einen Trust im Namen von Emmanuel Macron. Die Zweifel bleiben jedoch bestehen.

Zu beachten ist, dass eine Steuerhinterziehung nicht auf den Namen der betroffenen Person erfolgen muss, wie Jean-Baptiste Rivoire erinnert, so dass die Grenze der Legalität nicht überschritten wird.

Delikt der Unterschlagung

Dennoch "können die wahren Begünstigten dieser Trusts später verlangen, dass die in Sicherheit gebrachten Gelder freigegeben werden, und ein von Rothschild beauftragter Anwalt überweist sie dann auf ein von der Person gewünschtes Konto".

Eine Doku zu diesem Thema weist zwar nicht auf eine steuerlich verwerfliche Handlung hin, betont aber einen Punkt: Emmanuel Macron ist verpflichtet, sein gesamtes Vermögen anzugeben, wenn dies nicht der Fall ist, "könnte es in das Delikt der Unterschlagung" eines Teils seines Kapitals verfallen, so die Journalisten.

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Aus dem Französischen übersetzt von Ohmymag Frankreich

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