Invasion in den USA: Milliarden Zikaden kommen aus der Erde

Sie verbringen jetzt schon etwa 20 Jahre unter der Erde und warten auf den richtigen Moment: Milliarden von Heuschrecken werden bald über einer Teil der USA herfallen, in dem auch die Hauptstadt Washington liegt.

Zikade hängt am Baum
© Laura Gilchrist@Unsplash
Zikade hängt am Baum

Das Phänomen ist selten und überaus beeindruckend: Alle 17 Jahre kommen in Nordamerika die Singzikaden aus der Erde an die Oberfläche, um sich zu paaren, Eier zu legen und zu sterben.

Wie in einem Science-Fiction-Film

Melanie Asher, die heute in einer Vorstadt von Washington lebt, kann sich noch gut an die Invasion von 1987 in ihrer Kindheit erinnern. Sie berichtet davon gegenüber AFP:

Es ist wie in einem Science-Fiction-Film. [...] Überall liegen Zikaden, die tot auf den Boden gefallen sind. Es ist wirklich komisch gewesen, als ob das aus einer anderen Welt kommt.

Dieses Jahr erwartet man die Zikaden im Mai, in manchen Regionen schon im April. Betroffen sind Teile des weitläufigen Territoriums, das sich von Washington bis in den Osten von Illinois erstreckt und auch Georgia umfasst.

Was steht genau bevor?

Während dieses Phänomen andauert, wird der Alltag der Menschen etwas anders sein. Die Einwohner erzählen, dass sich Zikaden in den Haaren verfangen oder in Massen gegen die Windschutzscheiben knallen.

Auch muss man sich darauf einstellen, bei jedem Schritt auf tote Zikaden zu treten. Der fast 67-Jährige Rentner Peter Peart hat die Einfälle von 1987 und 2004 miterlebt und berichtet von ihrem Gesang:

Welch Kakophonie! Das ist unglaublich intensiv gewesen. Das ist ganz laut, es hört nicht auf, völlig unablässig. [...] Aber man gewöhnt sich daran, es wird zu einem Hintergrundgeräusch.

Ein langes und doch flüchtiges Leben

John Cooley unterrichtet an der University of Connecticut im Fachbereich Ökologie und Evolutionsbiologie. Er bestätigt: "Das ist wirklich völlig einzigartig". Diese völlig ungefährlichen Zikaden "haben ganz einfach einen Lebenszyklus von 17 Jahren".

Der Wissenschaftler führt uns in deren Leben ein, das die längste Zeit unter unseren Füßen stattfindet und nur sehr kurze Zeit über unseren Köpfen:

Sobald der Boden eine gewisse Temperatur erreicht, etwa 62 Grad Fahrenheit (nahezu 17 Grad Celsius, AdR.), werden die Larven in einer Nacht, die ein bisschen feucht, aber nicht zu nass ist, anfangen, aus dem Boden zu kommen und dann schlüpfen. Im Anschluss halten sie sich während einer Woche in der Vegetation auf, um sich dann wie Erwachsene zu verhalten.

Dr. Cooley sagt das dann etwas spöttisch, denn die Zikaden werden eine Riesenorgie veranstalten. Er fährt fort:

Denn gerade darum handelt es sich. Den Lärm, den sie hören werden, entspricht den Männchen, die nach den Weibchen rufen, in der Hoffnung auf eine Antwort. Sind Männchen und Weibchen einmal zusammen, paaren sie sich, das Weibchen legt die Eier und beide sterben kurz darauf. Sechs bis acht Wochen später werden die Eier dann aufbrechen und der ganze Zyklus wird sich wiederholen.

Die geschlüpften Larven werden sich eingraben und so die nächsten 17 Jahre verbringen. Über diese Zeit ernähren sie sich von dem Saft, den sie Wurzeln entziehen.

Im Frühjahr wird es laut Cooley "Milliarden oder sogar tausende von Milliarden" von Zikaden geben. Denn ihre Überlebensstrategie ist es, ihre Fressfeinde einfach durch ihre schiere Menge zu überwältigen.

Eichhörnchen, Vögel, Waschbären und Hunde werden sich tagelang an ihnen sattessen können. Dank der unglaublichen Masse an Zikaden werden diese Fressfeinde allerdings ständig völlig gesättigt sein. So wird der Zyklus durch zahllosen überlebenden Zikaden nicht gefährdet.

Sieger gekürt: Das sind die schlausten Tiere Sieger gekürt: Das sind die schlausten Tiere