Paralleler Impfmarkt in Deutschland für Mitarbeiter aus Luxusresorts in Italien?

Ein italienisches Luxusresort lässt Ende Mai 100 Angestellte am Münchener Flughafen impfen, obwohl noch immer Millionen Deutsche auf ihre erste Impfdosis warten.

Man kann sich am Flughafen impfen lassen
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Man kann sich am Flughafen impfen lassen

Sollte sich der Verdacht bestätigen, haben wir es mit einem ungeheuerlichen Fall des Impftourismus zu tun. Wie der italienische Sender Rai 3 berichtet, gibt es in Deutschland wohl einen parallelen Impfstoffmarkt für zahlungswillige Personen aus dem Ausland.

Konkret beweisen dies zwei Fälle, in denen Angestellte italienischer Luxus-Resorts in Deutschland geimpft wurden, obwohl noch immer Millionen Deutsche auf ihre erste Dosis warten.

Der Impfstoff steht eigentlich nur Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft oder gemeldetem Wohnsitz zu. Ob es dabei mit rechten Dingen zugeht ...

Was hat die Regierung damit zu tun?

Wie der italienische Sender Rai 3 am Sonntagabend berichtet, reisen am 21. Mai mehr als 100 Mitarbeitende des italienischen Luxus-Resorts Forte Village von Sardinien nach München.

Dort werden sie am Flughafen von deutschen Ärzten mit BionTech geimpft. Unter den Ärzten ist auch Udo Beckenbauer. Dieser erklärt sich zu der Aktion einverstanden, nachdem ihm zugesichert worden war, dass die Impfaktion rechtlich abgesichert sei. Er berichtet, dass alles vom deutschen Gesundheitsministerium organisiert worden sei:

Die Sache mit dem Forte Village kommt von der Regierung. Die deutsche Regierung hat versucht, denen zu helfen. Warum, weiß ich nicht. Es war eine Ausnahme, aus irgendeinem Grund wurde es genehmigt.

Auf Nachfrage der italienischen Rai-Journalistin Francisca De Candida, erklärt der Impfarzt: "Ja. Weil sie dort Urlaub machen." Unmittelbar danach wird ihm bewusst, was er da gesagt hat und bittet, die Aussage zu vergessen. Im Nachhinein relativieren er und sein Anwalt das Gesagte.

Keiner Schuld bewusst

Das Ministerium weist sämtliche Anschuldigungen von sich, will der Sache jedoch auf den Grund gehen, denn nun steht Aussage gegen Aussage.

Woher der Impfstoff kam und wer genau die Aktion organisiert hat, ist bisher noch nicht bekannt. Man geht davon aus, dass der Impfstoff von einer Apotheke ausgeliefert wurde. Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder ist von dem Vorfall entsetzt:

Ich habe starke Bauchschmerzen dabei. Die zuständigen Stellen, also die KVB, müssen das untersuchen und klare Regeln aufstellen. Wir haben Impfstoff-Ausfälle im Juli. Deshalb finde ich einen solchen Impftourismus falsch. Das muss geklärt werden und mit klaren Regeln versehen werden.

Nun ist erst einmal eine lückenlose Aufklärung des Falls notwendig, das fordert auch Münchens Oberbürgermeister, Dieter Reiter.

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