Australien: Trotz Delta liefert Regierung nicht genügend Impfstoff für Aboriginies

Seit einigen Wochen wühlt die Delta-Variante das bis vor kurzem sicher geglaubte Australien auf. Nun gelangt sie sogar bis zu den Ureinwohnern, was ein ganz anderes Problem zum Vorschein bringt.

Indigene Völker in Australien werden benachteiligt
© Matt Turner@Getty Images
Indigene Völker in Australien werden benachteiligt

Australien gilt lange Zeit als das Vorzeigeland in Sachen Anti-Corona-Strategie. Durch mehrere harte Lockdowns und strikte Reiseregelungen schafft es das Land, nahezu frei von Corona zu bleiben.

ZeroCovid-Strategie hat versagt

Die Delta-Variante des Coronavirus wird als besonders ansteckend eingestuft. Weil sie es über die Grenzen des australischen Kontinents geschafft hat, gilt seine ZeroCovid-Strategie als gescheitert.

Erst vor kurzem wird der derzeitige Lockdown für die Bewohner:innen Sydneys verlängert, weil die Gefahr besteht, die Mutation sonst nicht unter Kontrolle zu bekommen.

Nun wird das Ausmaß des Umgangs Australiens mit der Delta-Variante an einer ganz anderer Stelle deutlich. Mittlerweile haben sich auch mehrere hundert Aboriginies angesteckt.

"Ein nationaler Notfall"

Das von jeglichen Großstädten viele Stunden entfernte Dorf Wilcannia beherbergt um die 750 Menschen. Die meisten von ihnen sind australische Ureinwohner:innen.

Dass das Virus bis hierher vordringt, hat eigentlich niemand erwartet - doch nun ist es soweit. In Relation zu den Corona-Hotspots in den Großstädten sind die Inzidenzen hier weitaus schlimmer.

Mit bereits über 60 Corona-Infektionen und nur einem einzigen Beatmungsgerät befindet sich das Dorf im Ausnahmezustand. Die sozialdemokratische Politikerin Linda Burney spricht gegenüber dem lokalen Sender SBS von einem „nationalen Notfall“.

Denn der einzige Laden in dem Ort, der Lebensmittel verkauft, musste vorübergehend schließen, nachdem Infizierte darin eingekauft hatten, berichtet das RND.

Von der Politik im Stich gelassen

Premier­minister Scott Morrison soll die die Impfung der Aborigines als „eine Priorität“ bezeichnet haben. Doch Burney wirft der Regierung vor, in dieser Hinsicht nicht genug getan zu haben.

Wie der staatliche Sender ABC berichtet, werden Orte wie Wilcannia nach Sydney, Melbourne und anderen Großstädten hintangestellt. Die Menschen dort haben nicht genügend Impfdosen erhalten, obwohl sie darum gebeten hatten.

Spendenaktion für Wilcannia

Durch eine Spendenaktion konnten vergangenes Wochenende bereits über 280.000 australische Dollar (170.000 Euro) gesammelt werden, um den Ort mit verschiedenen Lebensmitteln beliefern zu können.

Unter anderem Fleisch war in Wilcannia nicht mehr verfügbar. Der Impfstoff von Biontech/Pfizer wurde nun kurzerhand in das Dorf gebracht, wo nun der Royal Flying Doctor Service und das australische Militär bei einer Impfaktion helfen, wie das RND berichtet.

Auch in anderen Teilen der Welt ist der unfaire Umgang mit Impfstoffen deutlich spürbar. So hat Europa Millionen Impfdosen aus Afrika erhalten, wo die Bevölkerung im Umkehrschluss ungeimpft und ungeschützt blieben.

In Indien sind viele Fälle bekannt geworden, in denen der meistverimpfte Impfstoff gefälscht worden war. Leider kommen in dieser Hinsicht viele benachteiligte Menschen und Völker zu kurz.

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