"Einfach wegignoriert und vergessen": Katarina Witt kritisiert Umgang mit Ostdeutschland

Katarina Witt ist eine der bekanntesten und erfolgreichsten Sportlerinnen aus Ostdeutschland. Nun spricht sie in einem Interview ganz offen über die Vorteile ihrer Herkunft. Für den Umgang mit ostdeutscher Geschichte findet die 53-Jährige jedoch klare Worte...

Kati Witt spricht über die Wiedervereinigung
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Kati Witt spricht über die Wiedervereinigung

Katarina Witt ist die wohl bekannteste Sportlerin aus Ostdeutschland. Die Olympiasiegerin von Sarajewo 1984 spricht in einem Interview mit dem Berliner Tagesspiel über die Vorteile ihrer Herkunft und kritisiert ganz unverblümt den Umgang mit ostdeutscher Geschichte nach der Wiedervereinigung.

Ostfrauen haben denen im Westen etwas voraus

Die Ex-Sportlerin findet, dass vor allem in Sachen Emanzipation die Frauen aus der ehemaligen DDR den Frauen im Westen etwas voraus sind: "Wo manche Westfrau in meiner Generation noch damit kämpft, was ihre Elterngeneration sich erobern musste, merke ich, dass ich viel freier, viel unabhängiger, viel liberaler, viel toleranter sein kann."

Zwar wolle sie Westfrauen nicht bashen oder schlechtreden, doch die heute 53-Jährige findet, "dass für mich viele Dinge ganz selbstverständlich sind, weil ich eben anders aufgewachsen, anders erzogen worden bin. Für mich waren Mann und Frau immer auf Augenhöhe, das war in meinem Elternhaus so, aber auch in der Schule und bei Freunden." Für den Ex-Eislaufstar ist es "mittlerweile eher ein Gütesiegel, geborene Ostdeutsche zu sein."

Hartes Urteil

Das ehemalige Aushängeschild der DDR beklagt in dem Interview auch, dass Ostdeutsche auch 30 Jahre nach dem Mauerfall immer noch zu wenig Wertschätzung erfahren. Ihre Geschichte werde einfach ignoriert, wie Katarina Witt ein einem Beispiel einer 80er-Jahre-Show verdeutlicht, in der sie als Gast geladen ist:

"Eine launige Sendung, doch es waren weder unsere DDR-Musik noch unsere Filme, noch unsere Serien vertreten. Da habe ich etwas fassungslos gemerkt: Wir werden wirklich einfach wegignoriert und vergessen."

"Der Westen hat allein den Weg vorgegeben", kritisiert die Olympiasiegerin und damit wurden viele Ostdeutsche nach der Wende einfach aus dem Arbeitsleben gerissen. Diese Geringschätzung der Lebensleistung wirken, laut Katarina Witt, immer noch nach.

Gegen Intoleranz, Hass und Hetze

Die gebürtige Chemnitzerin spricht auch über die rechtsextremistischen Aufmärsche in ihrer Heimatstadt und zeigt sich schockiert über die Entwicklungen und teilt die Meinung ihrer Landsleute Stefanie Hertel und Sebastian Krumbiegel: "Intoleranz, Hass und Hetze gehören nie mehr in unsere Gesellschaft." Gegen all diese Auswüchse müsse strikt vorgegangen werden, so die 53-Jährige. Aber man sollte nicht den Fehler machen, die Unzufriedenheit der Menschen im Osten mit Rechtsextremismus gleichzusetzen.

Viele der AfD-Wähler seien Menschen, "die einfach die Nase voll haben, einigermaßen verzweifelt und politiküberdrüssig sind und sich von keiner Partei so richtig erhört fühlen." Witt sagte: "Die AfD ist hoffentlich auch nicht das, was sie wollen." Mehr über Katarina Witts Interview erfahrt ihr in unserem Video!

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