Frau sieht Drachen anstelle von Gesichtern, dann schaffen Ärzte Erstaunliches

Eine zirka fünfzigjährige Niederländerin leider seit ihrer Kindheit darunter. Jedes Gesicht, dem sie begegnet, verwandelt sich innerhalb von wenigen Minuten... in einen angsteinflößenden Drachenkopf.

Drachen
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Manche mehr oder weniger legale Substanzen führen dazu, dass man rosafarbene Elefanten sieht... Aber eine 52-jährige Niederländerin braucht gar nichts zu nehmen, um mehrmals am Tag unglaubliche Halluzinationen zu bekommen: Seit ihrer Kindheit verwandeln sich die Gesichter von Menschen, denen sie begegnet, in... Drachenköpfe! Schuld daran ist eine seltsame Krankheit namens Prosopometamorphopsie.

Diese neurologische Störung zeichnet sich dadurch aus, dass die Wahrnehmung von Gesichtern bei der Frau gestört ist. „Sie kann richtige Gesichter wahrnehmen und erkennen, aber nach wenigen Minuten verfärben sie sich schwarz, bekommen lange, spitze Ohren und eine große Schnauze. Die Haut wird geschuppt wie bei Reptilien und die Gesichter bekommen große, glänzende Augen in den Farben Gelb, Grün, Blau oder Rot“, erklärten die Ärzte, die diese Patientin betreuen, in einem Bericht, der 2014 in der Zeitschrift The Lancet erschienen ist.

Diese beunruhigenden Visionen treten übrigens nicht nur auf, wenn sie ein Gesicht anschaut. Eine einfache Wand, eine Steckdose oder der Bildschirm ihres Computers reichen aus, damit die Niederländerin Drachenköpfe sieht. Sogar nachts bleibt ihr das nicht erspart. Trotz der Dunkelheit wird sie von angsteinflößenden, feuerspuckenden Monstern heimgesucht.

Die Ursachen sind noch unklar

Diese überraschende Krankheit ist extrem selten. Die Ärzte wissen nichts über die körperlichen Ursachen. Derzeit haben sie nur ein paar Hypothesen. Manche Drogen könnten zum Beispiel ein solches Krankheitsbild auslösen, wie auch Tumore oder Läsionen in bestimmten Bereichen des Gehirns. Die Forscher haben versucht, diese Annahmen zu überprüfen.

So konnten sie einen bestimmten Bereich der Kleinhirnrinde ausmachen, die mit dem Auftreten von Halluzinationen und der Unfähigkeit, Gesichter zu erkennen, zu tun haben könnte: den Gyrus fusiformis.

Er befindet sich im Occipitallappen und steht in Verbindung mit Nervensträngen, die für das Erkennen verantwortlich sind. Dieser Bereich konnte bereits mit verschiedenen neurologischen Phänomenen wie der Synästhesie oder Prosopagnosie in Verbindung gebracht werden.

Diese Erklärungsversuche reichen jedoch noch nicht aus, um den ganz besonderen Fall der niederländischen Patienten ganz zu erhellen oder sie zu heilen. Die Wissenschaftler haben bereits alle Hebel in Bewegung gesetzt, um sie zu behandeln: Magnetresonanztomographien, zahlreiche neurologische Untersuchungen, sowie viele verschiedene Bluttests. Trotzdem konnten keinerlei Anomalien festgestellt werden.

Ein wundersames Molekül

Die Ärzte haben verschiedene Behandlungsmethoden getestet, die sie vielleicht von den Drachen befreien könnten, die ihr Blickfeld regelmäßig heimsuchten. Allerdings zeigte keine von ihnen wirklich Wirkung, bis sie ein Medikament ausprobierten, dass normalerweise für die Behandlung von Demenz verwendet wird: Rivastigmin. Dieses Molekül ermöglicht es, den Rückgang eines Neurotransmitters zu verlangsamen, der unerlässlich für das Lernen und das Gedächtnis ist: Acetylcholin.

Dieser Stoff hat bereits dabei geholfen, das Gedächtnis von Alzheimerpatienten zumindest zum Teil zu erhalten. Diese Substanz hat sich ebenfalls in der Behandlung der Halluzinationen der Niederländerin als wirkungsvoll erwiesen.

Unverhoffte Verbesserung

Diese unverhoffte Verbesserung hat der Patientin dabei geholfen, ein fast wieder normales Leben zu führen, wie die Mediziner in einer zweiten Veröffentlichung, die vor Kurzem in der Zeitschrift The Lancet erschienen ist, erklären. Darin geht es auch um die unglaublichen, unangenehmen Erlebnisse dieser Niederländerin.

Seit sie mit Rivastigmin behandelt wird, kann sie wieder arbeiten und zu Treffen mit ihren Kollegen gehen, ohne befürchten zu müssen, dass ihre Gesichter sich in Drachenköpfe verwandeln.

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