Politik kritisiert Olaf Scholz' Wortwahl: Geimpfte sind "Versuchskaninchen"

SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz bezeichnet sich und den Rest der Deutschen, der sich impfen lassen hat, als Versuchskaninchen für die, die den Schritt noch nicht gewagt haben.

Olaf Scholz bezeichnet Geimpfte als Versuchskaninchen
© Maja Hitij@Getty Images
Olaf Scholz bezeichnet Geimpfte als Versuchskaninchen

Die Aussage von Olaf Scholz kann im ersten Moment negative Gefühle bei den Hörer:innen auslösen. Auch seine eigene Partei ist nicht begeistert von seiner Wortwahl.

"Betrachtet uns als eure Versuchskaninchen"

Es ist nicht das erste Mal, dass Olaf Scholz, der unter anderem Billigflüge abschaffen will, einen Shitstorm ertragen muss. So stand er bereits wegen seinen Aussagen zu seinem Einkommen in der Kritik.

Seine Worte sind ungeschickt gewählt, doch den Kontext sollte man nicht außer Acht lassen: Der Stellvertreter der Bundeskanzlerin und Finanzbundesminister ist in ein Fettnäpfchen getreten.

Das hätte sich sicherlich verhindern lassen, doch es ist raus. In einer Ansprache, in der er eigentlich zum Impfen anregen will, bezeichnet er Geimpfte als "Versuchskaninchen".

Das kann schnell falsch verstanden werden, da er damit unwillkürlich einen negativen Schatten über die Impfungen hängt, die bisher verabreicht worden sind.

Kritik aus der Politik

Im Gespräch mit der Bild kommentieren einige seiner Kolleg:innen aus der Politik diesen Ausrutscher. Die Mehrheit zeigt sich entgeistert über das nichtvorhandene Feingefühl Scholz'.

So bediene sich der SPD-Kanzlerkandidat laut FDP-Innenexpertin Linda Teuteberg am "Vokabular der Querdenker", was das ordentliche Zulassungsverfahren für die Impfstoffe herabsetze.

Armin Laschet bezeichnet den Patzer als "unverantwortlich", während Jens Spahn ihn auf Twitter als "Unsinn" abschreibt. FDP-Gesundheitsexperte Professor Andrew Ullman verteidigt die medizinischen Erkenntnisse:

Selten zuvor wurden Impfstoffe so umfangreich getestet – bei Biontech an mehr als 40 000 und bei Moderna mehr als 30 000  Probanden [...] Wir sind in einem reichen Land Innovationsnutznießer und keine Versuchskaninchen!

Ex-Staatsminister Professor Julian Nida-Rümelin, der dem Deutschen Ethikrat angehört, zeigt schon mehr Verständnis gegenüber Scholz Aussage. Gegenüber Bild erklärt er:

Für die Ängstlichen, die meinen, es müssten noch viel mehr Menschen geimpft werden, bevor sie sich selbst sorglos impfen lassen können, sind alle die beim Impfen voraus gehen, gewissermaßen 'Versuchskaninchen' und davon gibt es unterdessen in der Tat viele hundert Millionen.

Man kann darüber diskutieren, wie unangemessen diese Umschreibung gewesen ist, doch sein Beweggrund ist unmissverständlich. Die Impfungen haben bei uns bereits funktioniert - Tut es uns nach!

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