Ukraine-Krieg: Was passiert mit Babys von Leihmüttern, die nicht fliehen können?

Die Ukraine ist für ausländische Paare eines der beliebtesten Ziele für Leihmutterschaften weltweit. Doch jetzt haben die Leihmütter und werdenden Eltern Angst, dass ihre Babys in einem Kriegsgebiet zurückgelassen werden.

Die Lage für Leihmütter in der Familie ist besonders schwierig
© Peter Dazeley@Getty Images
Die Lage für Leihmütter in der Familie ist besonders schwierig

Während die kommerzielle Leihmutterschaft in den meisten Ländern der Welt illegal ist, ist sie in der Ukraine legal, und das Land ist ein beliebtes Ziel für ausländische Paare. Nach ukrainischem Recht müssen die Kund:innen - die so genannten Wunscheltern - verheiratet und heterosexuell sein und aus medizinischer Sicht keine Kinder bekommen können.

Eine humanitäre Krise

Die betroffenen Paare und ihre Leihmütter sind in die aktuelle humanitäre Krise geraten. Sam Everingham, globaler Direktor der gemeinnützigen Organisation Growing Families, sagte, dass es derzeit etwa 40 ukrainische Leihmütter gibt, die Babys für britische Paare austragen, und etwa 130 britische Paare, deren Embryonen im Land gelagert sind und auf eine Fruchtbarkeitsbehandlung warten:

Es ist eine so schwierige Situation, und wir erhalten täglich viele Anrufe von Paaren, die Leihmütter oder Embryonen in der Ukraine bekommen haben und verzweifelt nach Informationen suchen. Sie sind in Panik und machen sich Sorgen darüber, was mit ihren Babys geschehen wird und wie sie in Sicherheit gebracht werden können. Aber auch für die Leihmütter ist die Situation beängstigend, denn sie haben ihr eigenes Leben und sind verängstigt.
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Krieg in der Ukraine: Was passiert mit Leihmüttern und den Babys? SOPA Images@Getty Images

Erschwerend kommt hinzu, dass viele Agenturen nicht mit dem Einmarsch Russlands gerechnet und daher auch keine Notfallpläne erstellt haben. Eine Agentur schrieb Ende Januar auf Facebook:

Die Lage in der Ukraine ist stabil. Es gibt keine erhöhten oder ungewöhnlichen militärischen Aktivitäten.

Die in amerikanischem Besitz befindliche Agentur Delivering Dreams konnte glücklicherweise 13 ihrer 14 Leihmütter davon überzeugen, nach Lviv (Lemberg) in der Westukraine zu ziehen. Dort sind sie vorerst in Sicherheit.

Rechtliche Schwierigkeiten

Einige Wunscheltern möchten ihre Leihmütter ins Vereinigte Königreich holen. Es gibt jedoch keine legalen Wege für Leihmütter und ihre Familien, sich im Vereinigten Königreich niederzulassen. Ukrainer:innen dürfen nur einreisen, wenn sie Familienangehörige haben, die bereits im Vereinigten Königreich ansässig sind.

Den Leihmüttern wird die Ausreise aus der Ukraine mit minimalen Unterlagen gestattet. Diese Massenausreise hat jedoch erhebliche rechtliche Konsequenzen. Nach ukrainischem Recht gelten Wunscheltern automatisch als die rechtlichen Eltern von Kindern, die durch Leihmutterschaft geboren wurden, was im Vereinigten Königreich, in Irland und in weiten Teilen Europas nicht der Fall ist.

Die Anwältin für Leihmutterschaft Olga Danchenko, die mit ihrer Familie am ersten Tag des Einmarsches aus Kiew in die Westukraine geflohen ist, sagte:

Einige Botschaften sind der Leihmutterschaft gegenüber freundlich eingestellt, aber in Österreich und Deutschland ist die Leihmutterschaft nicht erlaubt. Eltern und Leihmütter brauchen Dokumente, die sie nicht bekommen können, da die Behörden geschlossen sind.

Die britische Fruchtbarkeitsanwältin Natalie Gamble hilft 23 britischen Paaren mit Leihmüttern, die zwischen acht und 39 Wochen schwanger sind, über die Grenze. Sie sagte:

In jedem Fall machen sich die Eltern Sorgen darüber, ob die Leihmütter Zugang zu medizinischer Versorgung haben und sicher entbinden können, und was passiert, wenn die Paare nicht rechtzeitig ankommen können. Werden die Babys in einem Kriegsgebiet zurückgelassen, ohne dass sich jemand um sie kümmert?
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